Einzelnen Beitrag anzeigen
  #1  
Alt 10.02.2009, 08:47
Benutzerbild von martinspin
martinspin martinspin ist offline
let it flow...
Foren-Stammgast 3000
 
Registriert seit: 09.02.2003
Beiträge: 3.237
martinspin ist zur Zeit noch ein unbeschriebenes Blatt (Renommeepunkte ungefähr beim Startwert +20)
Idee Holzeigenschaften und Spielstrategien

Hoi zäme

In der lezten Zeit habe ich zig Yinhe-Hölzer genau unter die Lupe genommen, vermessen und auch getestet. Diese vertiefte Beschäftigung hat mir geholfen, die relevanten Zusammenhänge noch genauer zu erkennen. Die ganzen Unterscheidungen bezüglich Holzeigenschaften habe ich wieder einmal mit den Spieleigenschaften kombiniert. Das Resultat scheint mir ziemlich einleuchtend und ist als Hilfestellung gedacht, das eigene Spiel und das eigene Material genauer unter die Lupe zu nehmen. In der Anlage ist meine Tabelle mit den Werten der getesteten Hölzer.

Holzkatapult
Für ein ausgeprägtes Spiel mit Topspin ist ein Holz mit hohem Katapult sehr wichtig. Da der Ball tangential getroffen wird, braucht es diesen zusätzlichen Katapult durch das Holz und einen entsprechenden Schwamm. Nachteil ist die erhöhte Schnittempfindlichkeit bei unterschiedlich ankommender Rotation. Spielertyp: Spin

Anschlagshärte
Diese Grösse sagt etwas aus über das Grundtempo unserer Schläge. Die harten Hölzer haben die schöne Eigenschaft, dass sie relativ wenig ankommende Rotation annehmen, weil die Schläger-Ball-Kontaktzeit kürzer ist. Die harten Hölzer entwickeln ihre volle Wirkung jedoch erst ab einem gewissen Grad an Beschleunigung, sind dann aber sehr zwingend in ihrer Wirkung. Hier spielt es vorerst noch keine Rolle ob die Beschleunigung in Tempo oder in Rotation umgesetzt wird. Nachteile sehe ich bei einer gewissen Empfindlkeit gegenüber variablem ankommendem Tempo. Spielertyp: Tempo

Gewicht
Das leichte Holz untersützt das schnelle Spiel am Tisch. Wechsel zwischen VH und RH fallen leichter und der Ball kann deutlich kontrolliert in der aufsteigenden Phase gespielt werden. Das Gewicht ist für alle Leutz wichtig, die auf schnelle Ballwechsel setzen. Nachteile entstehen, wenn der Gegner die Schnelligkeit geschickt zu variieren weiss. Spielertyp: Schnelligkeit

Dimensionen
Länge, Breite und Dicke des Holzes haben einen direkten Zusammenhang zu den Platzierungen. Mit einem sehr grossen Holz ist es z.B. schwierig, die Längen zu variieren. Das kleinere Holz lässt mehr Platzierungsmöglichkeiten zu, da es die Bälle weniger stark streut. Das kleinere Holz ist also für Spieler interessant, die ihre Gegner ausplatzieren und wenn möglich, auf dem falschen Fuss erwischen wollen. Nachteilig verhält sich das kleinere Holz bei ankommender variabler Platzierung, da man immer sehr gut zum Ball stehen muss. Spielertyp: Platzierung

Grundtempo
Das Grundtempo eines Holzes ist das Produkt aus Gewicht und Anschlagshärte. Diese Grösse hat einen Zusammenhang zu unserer Ausrichtung bezüglich VH und RH. Ausgesprochene Vorhand- bzw. Rückhandspieler wählen mit Vorteil ein Holz mit einem hohen Grundtempo. Das Holz unterstützt dabei die kraftvollen Schläge der starken Seite. Natürlich liegt der Schwachpunkt dieser Ausrichtung auf der schwächeren Seite. Spielsystem: VH- bzw. RH-orientiert
Beidseitig ausgerichtete Spieler spielen mit Vorteil ein Holz, was kein extremes Grundtempo aufweist, da bei diesen Spielsystemen die Kontrolle der Schläge wichtiger ist wie der harte Endschlag. Dieses System hat seine Nachteile bei harten Schlägen auf den Körper. Spielsystem: Beidseitig-orientiert

Kopflastigkeit
Die Kopflastigkeit des Schlägers hängt u.a. vom Produkt aus Dimension x Katapult ab. Je kleiner die Dimensionen des Holzes und der Katapult ist, umso kopflastiger wird es ausfallen. Umgekehrt fallen grosse Hölzer mit hohem Katapult entsprechend grifflastiger aus.
Die Sache hat leider einen Haken, denn die Dimensionen des Griffs sind genauso entscheidend. Weil die Berechnungen zu komplex sind, verlasse ich mich im diesem Punkt auf das Messen der Kopflasigkeit mit zwei Referenzbelägen. Auch das Belaggewicht bei ähnlicher Schwammstärke hat einen grossen Einfluss auf Kopflastigkeit, da leichtere Beläge bei gleicher Belagdicke den Schläger sogar kopflastiger machen können. Kanten- und Griffband haben ebenfalls einen starken Einfluss auf Kopflastigkeit. Die Faktoren für die am Ende resultierede Kopflastigkeit des Schlägers sind mannigfalltig und so fällt es sehr schwer, zuverlässige Parameter anzugeben.

Kopflastige Schläger generieren ein flachere Flugkurve, was letztlich auch mehr Tempo verheisst. Der Balltreffpunkt mit einem kopflastigen Schläger muss sehr präzise gewählt werden und ist idealerweise etwa +/- auf Netzhöhe. Belohnt wird man dafür mit hohem Tempo in den Schlägen. Da der Balltreffpunkt mit Vorteil über Tisch stattfindet, spielt es sich mit einem kopflastigen Schläger bevorzugt am Tisch. Nachteile dieses Systems entstehen, wenn man durch den gegnerischen Druck in die Halbdistanz gedrängt wird. Spielsystem: Tischnahes Spiel
Bei mehr grifflastigen Schlägern ist der späte Balltreffpunkt sehr gut möglich. Das grössere Drehmoment des mehr grifflastigen Schlägers erlaubt viel Rotation und eine gebogene Flugkurve. Nachteile dieses Systems sind die ständigen Wechsel in die Tiefe, wenn es die Gegner verstehen, auch mal kurze Bälle einzustreuen. Spielsystem: Spiel aus der Halbdistanz

Geschwindigkeit
Die resultierende Geschwindigkeit als Produkt aus Grundtempo und Kopflastigkeit gibt Auskunft über unser grundsätzliches Spielsystem. Aktive Spielsysteme spielen bevorzugt mit einem Holz hoher Geschwindigkeit. Höhere Geschwindigkeit des Schlägers entsteht bei höherem Grundtempo und grösserer Kopflastigkeit. Passive Spielsystem spielen bevorzugt mit einem Holz tiefer Geschwindigkeit. Tiefe Geschwindigkeiten entstehen bei tieferem Grundtempo und kleinerer Kopflastigkeit.

Für die Bestimmung des eigenen Materials ist es grundsätzlich hilfreich, sich über das Verhältnis zwischen aktiven und passiven Anteilen im eigenen Spiel bewusst zu werden, um so quasi eine Standortbestimmung vorzunehmen. (z.B. 70 aktiv : 30 passiv). Ebenso hilfreich ist es, sich bewusst zu werden, wie hoch der Anteil der VH und der RH am Spiel ist (z.B. 60 VH: 40 RH). Grunsätzlich sollte auch die Distanz zum Tisch abgeschätzt werden. (z.B. 65 tischnahe : 35 in der Halbdistanz). Mit diesen Zahlen kann anhand der Tabelle sehr schnell ein passendes Holz eruiert werden.

Leider fehlen zurzeit die ganzen Klassiker. Ich werde in Zukunft einen Weg suchen, wie ich die bekannten Hölzer ebenfalls präzise einordnen kann.

Viel Spass beim Durchlesen und Nachdenken
Martin
Angehängte Dateien
Dateityp: xls Yinhe-Hoelzer- Februar-2009.xls (34,5 KB, 179x aufgerufen)
__________________
TIBHAR Evolution MX-S 1.8 | STIGA Hornet | DER MATERIALSPEZIALIST Hellcat OX

Geändert von martinspin (10.02.2009 um 17:04 Uhr)
Mit Zitat antworten