Nur mal einen Überblick zu den Möglichkeiten im HTTV:
- eigene Damenstrukturen
- auf Kreisebene können die Damen kreisübergreifende Strukturen bilden, um heterogene Klassen zu bilden. So haben z.B. die Kreise Frankfurt, Offenbach und Groß-Gerau im städtischen Ballungsraum zwei volle Klassen mit einer Kreisliga und einer 1.Kreisklasse gebildet. Starke ländliche Kreise wie Darmstadt-Dieburg bilden das selbst ab.
- Auf Kreis- und Bezirksebene dürfen Vereine gemeinsame Damenspielgemeinschaften bilden (die eigenständig nicht genügend Damen haben bzw. ein Verein nicht hat). Die Einzelspielberechtigung bleibt beim alten Verein.
- Bis zu drei Damen dürfen bei den Herren auf Kreisebene integriert werden, wenn die Sollstärke für ein Damenteam fehlt (Niveau KL vorne ist ca. 1550 Punkte, das entspricht Oberliga Damen hinten bis Hessenliga vorne).
- Damenersatzregelung, damit Damen 3x zusätzlich bei den Herren spielen können (Damen bis max. HL bei Herren bis max. BOL). Hier wäre m.E. noch eine Ausweitung auf DTTB-Ebene sinnvoll. Durch den Einsatz von Damen bei den Herren entstehen Wettbewerbsvorteile, die in männlich geprägten Vereinen auch Anreize für Damenstrukturen schaffen.
- auf Kreisebene wird bei den Damen nach dem Braunschweiger System gespielt, d.h. zur Sollstärke werden nur 3 Damen benötigt bzw. im worst case kann Frau auch mal zu zweit antreten.
- Bei Turnieren mit unter 4 Teilnehmerinnen, starten die Damen bei den Herren.
- bei VR-Cup's gibt es eh keine Geschlechtertrennung.
- auf Kreis- und Bezirksebene gemischte Mannschaften beim Nachwuchs zulässig incl. Pokal.
- Weibliche Hessenliga für stärkere Mädchen/ Schülerinnen.
- mit Jugendquotenregelung kann durch erfolgreiche Mädchenmannschaft Damen-Startplatz geholt werden.
- Trainerinnenausbildungen nur für junge Mädchen/ Frauen (DTTB) -> mehr Trainerinnen in die Vereine als Bezugspunkte. Auch weitere "Girls-Aktionen".
durch die künftigen altersbezogene Spielberechtigung ergeben sich für Mädchen noch zusätzliche Möglichkeiten.
unabhängig von Regelungen innovative Ideen und Besonderheiten zur Gewinnung und Bindung von Mädchen, beim Start eigene Mädchen-Gruppen (siehe z.B. VDTT-Veröffentlichungen von Markus Reiter, Aufwertung von Veranstaltungen, Bsp. SG Sossenheim)
Meiner Meinung nach sind diese Möglichkeiten im HTTV so vielfältig, um ganz viele Realitäten abzubilden und Spielräume zu bilden. Auch vielfältiger als in vielen anderen Verbänden. D.h. es gibt noch viele Möglichkeiten neben einer reinen Damenstruktur. Allerdings ist die Damenstruktur auch von den meisten Damen gewollt. Und es wäre m.E. fahrlässig, Anreize wegzunehmen, dass Vereine Mädchen- und Damenstrukturen aufbauen und stärken. Es wäre zwar schön, wenn es mehr Positivbeispiele gäbe - aber sie gibt es. Es wäre m.E. grob fahrlässig, weibliche Strukturen aufzulösen - das würde erst recht zu einem Rückgang von Mädchen/ Damen führen. Mit Verlaub, es gibt "Einzelschicksale", die sich für sich eine individuell andere Lösung wünschen, doch würden sie dem Damensport in Gänze schaden. Der HTTV hat wirklich vielfältige Möglichkeiten geschaffen (Spielgemeinschaft, Herren auf Kreisebene, Damenersatz, Turniere insbesondere VR-Cup) - man muss sie nur nutzen (wollen).
Bedenkenswert ist natürlich die Geschlechteridentität, die allerdings im Sport allgemein und im Tischtennis speziell nur schwer abbildbar ist. Da gibt es dann ja noch diverse unterschiedliche Kategorien im Transgenderbereich, denen man (leider) nicht allen gerecht werden kann. Das wäre für mich das einzige Argument, Geschlecht beim TT komplett aufzulösen. Letztlich wäre das aber politisch motiviert und würde hier den meisten Damen schaden, die gerne in eigenen Klassen spielen. Wenn sich z.B. jemand im falschen Körper fühlt, Geschlechtsmerkmale nicht/ anders ausgebildet sind etc. muss das ja auch nicht automatisch heißen, bei den "Herren" oder den "Frauen" spielen zu wollen. Es ist schwer, alle Realitäten abzubilden. Ich ziehe es in dem Fall eher vor, für die Mehrheit die sinnvollste Struktur zu bilden und tolerant allen Geschlechteridentitäten gegenüber umzugehen, ganz egal ob die Zuordnung bei den "Damen" oder "Herren" erfolgt.