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Armendariz 03.12.2017 22:38

AW: Balleimer für Linkshänder
 
Aber wir kennen ja alle Techniken, die bei Streuung am Balleimer klappen, aber bei wachsendem Tempo, Schnitt und anderen Unbekannten auf einmal nicht mehr.

Beispiele dafür: VHK mit Schlägerspitze nach oben, RHK mit Spitze nach unten, z.B. am Ellbogen. Schupfen mit Schlägerspitze nach vorne. Oder eben RHK neben dem Körper.

Funktioniert bei Kontern aus dem Balleimer super. Spart auch Zeit, weil man sich weniger bewegen muss. Aber später sind das Bewegungsmuster, die das Potenzial eines Spielers extrem einschränken, da sie für komplexere Abläufe nicht mehr geeignet sind.

Da müsste ich halt das Balleimertraining von Anfang an sehr offen gestalten, dass das funktioniert. Das führt aber dann wiederum dazu, dass sehr viele Aspekte gleichzeitig beachtet werden müssen. Da ist man dann fast schon wieder beim freien Spiel, und der Lerneffekt reduziert sich, weil Muster nicht mehr "verstanden" werden.

Ich kann nachvollziehen, was du meinst. Aber in letzter Konsequenz sehe ich da einen sehr hohen Anspruch an den Balleimer-Trainer, der erfahrungsbetont einspielen muss. D.h. zu jedem Zeitpunkt verstehen, was in dem Trainierten vorgeht. Und das macht einen großen Vorteil des Balleimers zunichte: dass man schnell jeden Idioten dafür einspannen kann...

Majestät 03.12.2017 23:34

AW: Balleimer für Linkshänder
 
Zitat:

Zitat von Rückhandmonster (Beitrag 2903528)
Konkret - ich verursache beim Balleimer optimale Balltreffpunkte - ah so geht es. Dann streue ich - Spieler kennt das Optimum und muss die Randparameter (Streuung) verändern, damit er gut spielt - in dem er z.b. die Beine schneller bewegt oder den Armzug verändert.

Ist es nicht so, dass der Spieler den Ball z.B. bewusst zu spät und bewusst zu früh treffen soll, um dann für sich selbst einen passenden Balltreffpunkt zwischen den Extremen zu finden? Seine Bewegung nur an "anders ankommende Bälle" anzupassen, hielt ich eigentlich nicht für Differentielles Training...das wäre doch auch nichts Neues und wurde doch auch schon vor einem Schöllhorn so gemacht :ratlos:

Bin da aber auch nicht so super eingelesen. Aber letztlich geht es ja auch darum, was man macht und nicht wie man es dann nennt. Einen Anfänger bei den ersten VHT-Versuchen die Bewegung bis über den Kopf ausführen zu lassen ist ja auch "differentiell" (?) und so etwas und ähnliche Dinge machen ja viele Trainer ohne jemals den Begriff "Differentielles Training" gehört zu haben...

Heinzi the Oberboss 04.12.2017 01:26

AW: Balleimer für Linkshänder
 
Zitat:

Zitat von Majestät (Beitrag 2903564)
Ist es nicht so, dass der Spieler den Ball z.B. bewusst zu spät und bewusst zu früh treffen soll, um dann für sich selbst einen passenden Balltreffpunkt zwischen den Extremen zu finden?

So hab ich das von meiner Trainerausbildung auch in Erinnerung.

Zitat:

Zitat von Armendariz (Beitrag 2903537)
Aber wir kennen ja alle Techniken, die bei Streuung am Balleimer klappen, aber bei wachsendem Tempo, Schnitt und anderen Unbekannten auf einmal nicht mehr.

Beispiele dafür: VHK mit Schlägerspitze nach oben, RHK mit Spitze nach unten, z.B. am Ellbogen. Schupfen mit Schlägerspitze nach vorne. Oder eben RHK neben dem Körper.

Funktioniert bei Kontern aus dem Balleimer super. Spart auch Zeit, weil man sich weniger bewegen muss. Aber später sind das Bewegungsmuster, die das Potenzial eines Spielers extrem einschränken, da sie für komplexere Abläufe nicht mehr geeignet sind.

Dh wenn ich so eine falsche Bewegung sehe, mach ich kurz eine Übung mit weniger verzeihendem Ablauf wo der Spieler diese einmal mit seiner falschen (oder noch mehr verfälschten) Bewegung und einmal mit der korrekten ausführt - und dann selber merkt warum die korrekte Bewegung besser ist auch wenn sie vll anstrengender / schwerer ist.

Der Vorteil des differentiellen Ansatzes ist ja gerade der, dass der Spieler nicht nur "weil das halt die richtige Bewegung ist" lernt sondern auch selbst merkt warum das die richtige Bewegung ist. Da ist die Motivation höher die korrekte Bewegung auch dann zu versuchen wenn der Trainer nicht direkt daneben steht.

Zitat:

Zitat von Armendariz (Beitrag 2903537)
Ich kann nachvollziehen, was du meinst. Aber in letzter Konsequenz sehe ich da einen sehr hohen Anspruch an den Balleimer-Trainer, der erfahrungsbetont einspielen muss. D.h. zu jedem Zeitpunkt verstehen, was in dem Trainierten vorgeht. Und das macht einen großen Vorteil des Balleimers zunichte: dass man schnell jeden Idioten dafür einspannen kann...

Klar kann das dann auch nur der Trainer selber und nicht z.B. ein Anfänger beim anderen. Da die Anfänger aber auch die Zuspiel-Technik kaum beherrschen ist es imho eh irgendwie fraglich die sich gegenseitig Balleimer einspielen zu lassen auch wenn in der Trainerausbildung gelehrt wird das sei durchaus gewünscht.

Und wenn ein eingespannter "Assistent" Balleimer macht der den differentiellen Ansatz nicht unbedingt durchführen kann, dann muss der eben "klassisch" sagen die Bewegung ist falsch weil kann der Trainer dir nachher erklären mach das jetzt einfach so wie ich dir sage xD

Rückhandmonster 04.12.2017 06:22

AW: Balleimer für Linkshänder
 
Zitat:

Zitat von Majestät (Beitrag 2903564)
... Aber letztlich geht es ja auch darum, was man macht und nicht wie man es dann nennt. ...

Bester Satz :D
Nur weil das einen Namen hat, ist das noch nicht neu. Don't call it a pizza :hahaha: ....
und weil wir bei Schöllhorn sind:


Zitat:

Differenzielles Lernen (auch „Differenzielles Lernen und Lehren“ bzw. „Differenzielles Lehren und Lernen“)[1] ist ein bewegungswissenschaftlicher Lernansatz, den der Sportwissenschaftler Wolfgang Schöllhorn (damals Münster, heute Mainz) 1999 erstmals zur Diskussion stellte. Bei diesem Ansatz wird die modellhafte Vorstellung motorischer Programme zur Bewegungssteuerung zugunsten einer systemdynamischen Auffassung der Entwicklung von Bewegungsfertigkeiten aufgegeben.
Grundlegend für das Differenzielle Lernen ist die Variation der Bewegungen im weiteren Umkreis von Bewegungsidealen. Hierbei kommt es insbesondere zu einer Neubewertung von Bewegungsfehlern. Diese Fehler, die im traditionellen Training zu vermeiden sind, werden bewusst in den Trainingsprozess integriert. Das folgt Erkenntnissen, nach denen sich Bewegungen sowohl von Situation zu Situation als auch von Person zu Person deutlich unterscheiden.
Wikipedia

Am Ende habe ich für mich folgendes aus dem differentiellen Lernen mitgenommen:
- max. Bewegungserfahrung durchführen (auch in Extremen, aber nur kurz)
-- z.b. Dinge hinzufügen/wegnehmen, Bewegung übertreiben/minimieren
- Fehler bewusst herbei führen
- optimale Bewegung selbst finden lassen
- saubere Technik gibt es nicht
- die Bewegung wird über das Mittel stabiler, da mehr Erfahrungspunkte vorliegen.

Da ist dann eine Streuung beim offenen Spiel auch nur eine "Abweichung". Je mehr der Spieler*innen davon hat, desto schneller wird selbst optimiert. Je größer die Abweichung, desto mehr Rauschen wird erzeugt (sehr, sehr vereinfacht).


Ich persönlich glaube, dass in unserer Gesellschaft andere Wege gebraucht werden um etwas nachhaltig zu verankern. Wir müssen die 5 Mio Bälle, die ein Chinese mit 10 Jahren gespielt hat, ja irgendwie etwas entgegensetzen. Das geht nur über andere Lernmethoden, da der Drill bei uns so kaum gesellschaftlich akzeptiert wird.

Am Ende geht es darum diesen Erfahrungsschatz anders zu erzeugen. Dazu dienen die max. Streuungen und die vom Spieler*innen entwickelte eigene optimale Bewegung.

Persönlich orientiere ich mich immer daran, ob der Ball qualitativ gut ist und ob der Spieler den nächsten Ball auch spielen könnte.
Dann sollte das klappen.

Gruß Tom
PS: Danke, dass ihr hier mit mir so diskutiert. Das macht mir echt Spaß.


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