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Fozzi 10.08.2018 08:25

AW: Nach der Schule abhengen :D
 
Zitat:

Zitat von Lousy Defence (Beitrag 2982567)
... Andere sind einfach faul - wenn jemand damit durchkommt, in der Schule nie eine Berichtigung abgeben zu müssen und selbst im Abitur 15 Fehler pro Seite immer noch mit "gut" oder "befriedigend" unter der Klausur quittiert werden, schreiben ehemalige Schüler(innen) später auch so weiter... Das Problem ist also weniger die Methode, mit der man das Schreiben lernt, sondern spätere Gleichgültigkeit - sowohl der Schüler(innen) als auch der Lehrenden - gegenüber Fehlern.

Ein Bekannter von mir hat wahrscheinlich irgendwas mit Wirtschaft studiert (um das Familien-Unternehmen irgendwann bankrottwirtschaften zu dürfen), ist vielleicht so Ende 20/Anfang 30 und schreibt z.B. hengen statt hängen. Das liegt aber bestimmt nicht daran, dass er in der ersten Klasse noch nach Gehör schreiben durfte. ;)

Da fühle ich mich jetzt in mehrfacher Hinsicht einfach mal angesprochen. Das mag in dem ein oder anderen Fall so sein, aber bei mir zB ist es zertifizierte Legasthenie. Ich habe sehr viel trainiert/geübt, dass sich die Fehler einigermaßen im Rahmen halten. Aber Fehler mit Vertauschungen von e/ä, b/p, v/f und t/d wirst Du bei mir wahrscheinlich in (fast) jedem Text finden. Klar könnte ich auch jeden Text durch die Rechtschreibprüfung jagen, aber zum einen wäre das mMn unverhältnismäßig aufwändig und würde dann eher zur Faulheit führen. Warum sofort auf die richtige Schreibweise achten, wenn ich es später eh noch mal prüfe ... ??

Insofern empfinde ich solche Pauschalurteile ziemlich unfair, da sie mich betreffen - aber Legasthenie als mögliche Ursache hattest Du in Deinem Statement ja auch dankenswerter Weise direkt ausgeschlossen!

Lousy Defence 10.08.2018 23:35

Genau, Fozzi, es ging mir eben nicht um die (nach meinem Empfinden relativ wenigen) Legastheniker, sondern um Leute, die eigentlich ohne größere Einschränkungen/Anstrengungen Lesen und Schreiben (lernen) sollten. Insofern habe ich auch dich persönlich keinesfalls ansprechen wollen.


Zum Thema Legasthenie, Lese-/Rechtschreibstörung, das ich ja eigentlich gar nicht vertiefen wollte:
Ich bestreite weder die Existenz von Legasthenie noch die Schwierigkeiten der davon Betroffenen. Und ich bin da, glaube ich, auch nicht ignorant. Wer als Legastheniker sehr viel Zeit investiert, um durch intensives Üben die Auswirkungen seiner Lese- und Rechtschreibstörung in Grenzen zu halten, hat dafür ggf. mehr Anerkennung verdient als jemand, der ohne weitere Schwierigkeiten Lesen und Rechtschreiben lernt und in der Folge relativ souverän anwendet. Letzteres wäre ja eher eine Selbstverständlichkeit.

Es ging mir auch gar nicht darum, mit Legasthenie einhergehende Probleme kleinzureden, ganz im Gegenteil: Wer Legasthenie lediglich vorschützt (und ich glaube, das passiert mittlerweile zunehmend), um sich selbst weniger Mühe geben zu müssen beim Verfassen oder Korrekturlesen eigener Texte, der ignoriert diejenigen, die wirklich betroffen sind.
Legasthenie lässt sich diagnostizieren. Ebenso sollte man Legasthenie als Ursache für eine katastrophale schriftsprachliche Darstellung auch ausschließen können.

In Bezug auf schulische Leistung/Benotung: Wenn bspw. ein Legastheniker im Abi inhaltlich überzeugend geschrieben, aber eben viele Rechtschreibfehler in der Klausur hat, dann darf das selbstverständlich nicht dazu führen, dass eine gute bis sehr gute Leistung auf eine schlechtere Note reduziert wird. Weil eine genauere Textkorrektur den Legastheniker unverhältnismäßig viel Zeit kosten würde, die er zur Bearbeitung der Aufgabe benötigt.


Abschließend möchte ich sagen: Nicht jeder Legastheniker hat eine schlechte Rechtschreibung. Und nicht jede orthografische Fehlleistung oder Unfähigkeit ist auf Legasthenie zurückzuführen.

vossi39 11.08.2018 10:06

AW: Was ich erklären möchte...
 
Zitat:

Zitat von Lousy Defence (Beitrag 2982750)

In Bezug auf schulische Leistung/Benotung: Wenn bspw. ein Legastheniker im Abi inhaltlich überzeugend geschrieben, aber eben viele Rechtschreibfehler in der Klausur hat, dann darf das selbstverständlich nicht dazu führen, dass eine gute bis sehr gute Leistung auf eine schlechtere Note reduziert wird. Weil eine genauere Textkorrektur den Legastheniker unverhältnismäßig viel Zeit kosten würde, die er zur Bearbeitung der Aufgabe benötigt.


Abschließend möchte ich sagen: Nicht jeder Legastheniker hat eine schlechte Rechtschreibung. Und nicht jede orthografische Fehlleistung oder Unfähigkeit ist auf Legasthenie zurückzuführen.

Schon mal überlegt, dass eine solche Schwäche ein Kontinuum darstellt, das sich schwer abgrenzen lässt. Ab wann ist es denn Legasthenie und ab wann für Dich nur "Faulheit". Jetzt oute ich mich mal. Ich habe keine bestätigte Legasthenie, habe mich aber mit Rechtschreibung immer schwer getan und das egal in welcher Sprache. In Deutsch ging es dann nach Jahren der Quälerei und vielen 5ern aufgrund von vielen Diktaten in der 5-7 Klasse. Wäre fast vom Gymi geflogen deswegen. In Englisch und Französisch das gleiche Spiel.
Damals hat man ein Kind erst dann vom Arzt untersuchen lassen, wenn es selbst in Hauptschule kein Bein auf die Erde gekriegt hat.

Was Abwertung angeht, war es bei mir zumindest so, dass ab einer bestimmten Anzahl Rechtschreibfehler, dann die Gesamtleistung nicht besser als eine 4-, oder später in der Oberstufe dann nicht mehr als 3 Punkte sein konnte, egal wie gut der "Inhalt" war.

Hab es trotzdem geschafft. Aber diese latente Arroganz und das sich fokusieren auf meiner Meinung nach Kleinigkeiten ist schon auch hier im Forum manchmal sehr schwer erträglich.

Abwehrtitan 11.08.2018 10:27

AW: Was ich erklären möchte...
 
Zitat:

Zitat von vossi39 (Beitrag 2982783)
Schon mal überlegt, dass eine solche Schwäche ein Kontinuum darstellt, das sich schwer abgrenzen lässt. Ab wann ist es denn Legasthenie und ab wann für Dich nur "Faulheit". Jetzt oute ich mich mal. Ich habe keine bestätigte Legasthenie, habe mich aber mit Rechtschreibung immer schwer getan und das egal in welcher Sprache. In Deutsch ging es dann nach Jahren der Quälerei und vielen 5ern aufgrund von vielen Diktaten in der 5-7 Klasse. Wäre fast vom Gymi geflogen deswegen. In Englisch und Französisch das gleiche Spiel.
Damals hat man ein Kind erst dann vom Arzt untersuchen lassen, wenn es selbst in Hauptschule kein Bein auf die Erde gekriegt hat.

Was Abwertung angeht, war es bei mir zumindest so, dass ab einer bestimmten Anzahl Rechtschreibfehler, dann die Gesamtleistung nicht besser als eine 4-, oder später in der Oberstufe dann nicht mehr als 3 Punkte sein konnte, egal wie gut der "Inhalt" war.

Hab es trotzdem geschafft. Aber diese latente Arroganz und das sich fokusieren auf meiner Meinung nach Kleinigkeiten ist schon auch hier im Forum manchmal sehr schwer erträglich.


Ich bedanke mich für den wohl besten Beitrag zu diesem Thema hier im Forum, deshalb auch ein Vollzitat ! Schön wenn es Menschen gibt die ein ähnliches Schicksal teilen.

Mein Referate wurde grundsätzlich eine Note schlechter beurteilt weil ich sie nicht hochdeutsch hielt. Dabei sind fränkische Referate ein Hochgenuß ! Wenn man dann einen Rechtschreifehler fand führte man das auf den "bäuerlichen Dialekt" zurück. Was für hochqualifizierte Pädagogen !
Einen der mich immer triezte traf ich vor eta 10 Jahen beim Einkaufen, er sagte DU zu mir: "Was ist aus dir geworden Wolfgang ?", ich sagte: "Nix Besonderes, aber ich verdiene mindestens das Doppelte von dir" .. und ließ ihn nebst empörter Gattin auf der Straße stehen.



Heute bin ich selbstbewußt genug mich über so einen Unsinn wie korrekte Interpunktion zu stellen. Mein Bedauern gilt den armen Seelen die sich daran klammern. Und ich spreche noch immer Dialekt, und selbst auf Managementebene bei meetings in Konzernen wird man damit akzeptiert WENN man Lösungen zu bieten hat. Meine Kunden im Norden Deutschlands lachen meist herzlich mit mir über meinen Standardspruch, "Guten Tag mein Name ist ......, sie sprechen mit einem Mann und Franken, bitte antworten sie langsam".

Fozzi 11.08.2018 10:27

AW: Was ich erklären möchte...
 
Zitat:

Zitat von vossi39 (Beitrag 2982783)
...
Was Abwertung angeht, war es bei mir zumindest so, dass ab einer bestimmten Anzahl Rechtschreibfehler, dann die Gesamtleistung nicht besser als eine 4-, oder später in der Oberstufe dann nicht mehr als 3 Punkte sein konnte, egal wie gut der "Inhalt" war.
...

Wir schweifen etwas vom Thema ab, da Lousy Defence mMn zurecht auf etwas anderes aufmerksam machen wollte, aber bei uns gab es Abzüge bis zu 3 Punkten, wenn ich mich recht entsinne. Wenn ich genug Zeit zum Korrekturlesen hatte, war das eh kein Problem - zudem haben die meisten Lehrer bei bekannter Legasthenie auch mal ein Auge zugedrückt. Englisch&Französisch war bei mir übrigens das gleiche Drama.

Abwehrtitan 11.08.2018 11:08

AW: Was ich erklären möchte...
 
Es gibt noch ganz andere Gründe weshalb Kinder Schwierigkeiten haben mit der korrekten Orthographie, mein Hintergrund war beispielweise, (man glaubt das heute kaum mehr) Berührungsängste mit Menschen. Ich konnte als Kind vor fremden Menschen nicht sprechen, ich war wie gelähmt, das hat sich auf viele schulische Bereiche ausgewirkt unter anderem auf meine Leistungen im Fache Deutsch. Lange führte man das auf die Dialektschiene zurück, Deutsch habe ich dafür ausgiebig gehasst und verweigert.

Peter Igel 11.08.2018 12:21

AW: Was ich erklären möchte...
 
Merkt man kaum:)

Abwehrtitan 13.08.2018 06:16

Wahrscheinlich hat er recht ...
 
https://scontent-frx5-1.xx.fbcdn.net...7d&oe=5C002235

Snape 13.08.2018 09:40

AW: Was ich erklären möchte...
 
Ich bin ziemlich sicher, dass er Recht hat, nicht nur "wahrscheinlich".

Schlechte Rechtschreibung lässt sich allerdings nicht durch Schwierigkeiten, vor fremden Menschen frei zu sprechen erklären. Ich denke ebenfalls, dass nur ein kleiner Teil echte Legastheniker sind und die Mehrheit einfach zu faul ist und keinen Wert darauf legt.

vossi39 13.08.2018 14:46

AW: Was ich erklären möchte...
 
Zitat:

Zitat von Snape (Beitrag 2983031)
Ich denke ebenfalls, dass nur ein kleiner Teil echte Legastheniker sind und die Mehrheit einfach zu faul ist und keinen Wert darauf legt.

Und das machst Du bitte an was fest? Welches Zahlenmaterial liegt da zu Grunde?

Schon mal überlegt, dass Rechtschreibung vielleicht eine ähnliche "Qualifikation" wie Klavierspielen ist? Glaubst Du da auch, dass jeder fehlerfreies vom Blatt spielen lernen kann und diejenigen die das nicht hin bekommen, dann auch nur zu faul sind. :ohno:

Aber egal...Ist einfach schwer vermittelbar, wenn es einen selbst nicht betrifft.


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