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Kaybe 05.10.2015 11:43

AW: Die Einhaltung der Aufschlagregeln: Eine Analyse von 10 Topspielern der EM 2015
 
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Was ich meine, habe ich mal in einer simplen Paint-Grafik veranschaulicht und zwei Spieler den Ball von der Mittellinie werfen und am Tischrand treffen lassen.

Natürlich stimmen die Verhältnisse nicht ganz, aber mein Punkt sollte klar werden.

Der Winkel ändert sich deutlich durch die Veränderung der Wurfhöhe.

Was ich sagen will, ein Aufschlag der an der Mittellinie geworfen und an der Seitenlinie getroffen wird, ist nicht zwangsläufig falsch, die Frage ist nur, was bedeutet "nahezu senkrecht", 60°, 70°, 80°, who knows?!

Rudi Endres 05.10.2015 11:47

AW: Die Einhaltung der Aufschlagregeln: Eine Analyse von 10 Topspielern der EM 2015
 
Prause hatte mal den Vorschlag gemacht 50 cm hoch zu werfen.

pibach 05.10.2015 12:27

AW: Die Einhaltung der Aufschlagregeln
 
Zitat:

Zitat von Javaguru (Beitrag 2664598)
Ich denke, wenn hier schon strenger seitens der SRaT gehandelt würde, gäbe es so manche Diskussionen gar nicht erst. Oder erst recht - weil die SR zu streng seien. ;)

Schärfere Regeln und strengere Ahndung führt ziemlich sicher zu mehr Diskussionen mit dem Schiedsrichter, statt zu weniger. Die Eingriffe der Schiedrichter haben ja auch nichts gebracht ausser Spielverzerrung und Emotionen. Keiner der verwarnten Spieler, sei es Ding Ning, Michael Maze oder Marcos Freitas, haben ihren Aufschlag wirklich verändert nach dem Schiedsrichterhinweis. Es scheint so also nicht zu funktionieren.

Klarer Effekt ist aber dass die Schiedsrichtereingriffe ein Spiel stark verzerren und unattraktiv machen. Das bisschen schräger Anwurf und etwas Verdecken durch den Oberkörper stört im Vergleich eigentlich kaum - zumal wenn das ohnehin gängige Praxis ist.

Wenn man das verändern wollte, müsste man anders vorgehen. Und zwar konstruktiver. Eine Eskalation zwischen Schiedsrichter und Spieler ist jedenfalls zu vermeiden. In dem Moment, wo in Endspielen (ab Viertelfinale) Punkte abgezogen werden und in der Folge der Schiedsrichtereingriffe gelbe bzw. rote Karten verteil werden, stimmt etwas insgesamt nicht.

tsb 05.10.2015 12:33

AW: Die Einhaltung der Aufschlagregeln
 
Zitat:

Zitat von Javaguru (Beitrag 2664598)
Tu mir bitte einen Gefallen:
Begib Dich mal in die Position des SRaT und versuche, die "offensichtlichen" Regelverstöße aus dieser Position zu beurteilen und zu erkennen.
Selbst aus der in den Screenshots gezeigten Perspektive sind einige Aufschläge teilweise schwer als regelwidrig zu erkennen.

Ich verstehe deine Kritik, muss aber wohl klarstellen warum ich die Regelverstöße von Apolonia, Freitas und Gardos als offensichtlich bezeichne: Der Wurfarm ist zum Zeitpunkt der Ballberührung eindeutig horizontal orientiert. Insbesondere bei Apolonia und Freitas ist es sogar so, dass der Arm während der gesamten Aufschlagausführung nicht in Richtung einer vertikalen Position bewegt wird, d.h. nicht an den Körper angelegt wird. Nach dem Ballkontakt drehen diese Spieler einfach den gesamten Oberkörper und der Arm dreht sich mit.

Als Schiedsrichter muss man sich also nur den Arm anschauen, sieht dass er nicht eigenständig bewegt wird, und schon verletzt der Aufschlag eindeutig die Regel, dass der Arm aus dem Raum zwischen Ball und Netz entfernt werden muss. Wo keine Bewegung stattfindet, kann auch nichts entfernt werden. Das finde ich sehr einfach. Oder übersehe ich etwas?

Meines Erachtens sind diese Aufschläge genau aus diesem Grund so dreist: Das Entfernen des Wurfarmes wird noch nicht einmal angedeutet, es entfällt einfach vollständig.

Zitat:

Zitat von Javaguru (Beitrag 2664598)
Und berücksichtige bitte auch, auf welche und wie viele Kriterien eines korrekten Aufschlags der SRaT für den Bruchteil einer Sekunde zu achten hat.

Schon klar, aber der Schiedsrichter muss ja nicht auf alle Kriterien gleichzeitig achten, da sie relativ unabhängig voneinander funktionieren. Das Entfernen des Wurfarmes findet unabhängig von Wurfhöhe und Wurfwinkel statt -- oder eben nicht.

Zitat:

Zitat von Javaguru (Beitrag 2664598)
Definitiv letzteres. Insbesondere, weil inzwischen sehr sehr viele Spieler die Grenzen nicht nur ausreizen, sondern auch deutlich überschreiten.

Damit erübrigt sich dein (eher rhetorischer, nehme ich an) Einwand, dass ein Wettbewerb ja wieder "fair" ist, wenn sich niemand an die Regeln hält.

Und man merkt ja auch, dass die Spieler damit nicht alle einverstanden sind. Ovtcharov beschwert sich über Fegerls Aufschläge, Gacina beschwert sich über Gerells Aufschläge, usw.

Zitat:

Zitat von Javaguru (Beitrag 2664598)
Zu der Thematik des freien Arms sehe ich in den Screenshots außerdem, dass der Ball beim Treffpunkt oftmals vom Oberkörper/der Schulter verdeckt wird. Sieht man gut daran, dass der Ballwurf zum Körper hin erfolgt, der Oberkörper nach vorn (Körper, nicht zum Tisch) geneigt und leicht eingedreht wird. Das ist eigentlich das größte Problem für die Rückschläger.

Das sehe ich auch so, aber es ist wohl klar, dass dies für den Schiedsrichter sehr schwer zu erkennen ist, und eben deutlich schwerer als die Bewegung und Position des Wurfarmes zu beurteilen.

Das eine geht ja auch zum Teil mit dem anderen einher. Nehmen wir den ersten Aufschlag von Apolonia als Beispiel. Bildet man eine Linie zwischen den Augen von Gardos und dem Ball, so geht sie durch Ellenbogen/Oberarm/Schulter von Apolonia. Wäre der Arm von Apolonia am Körper angelegt, hätte Gardos m.E. einen ungestörten Blick auf den Ball.

Der Arm von Apolonia ist nahezu horizontal orientiert, und nichtmal in der Nähe seines Körpers. Eindeutig ein falscher Aufschlag, das kann man m.E. überhaupt nicht anders bewerten.


Zitat:

Zitat von Javaguru (Beitrag 2664598)
Der Hit ist allerdings in der Tat das offizielle Aufschlags-Schulungsvideo der ITTF, auf welches tsb verweist. Da bleibt mir wahrlich die Spucke weg. Technisch sicherlich korrekt, aber regelkonform sollte das natürlich auch sein.

Freut mich, dass wir einer Meinung sind. Am Anfang des Videos wird sogar die Regel beschrieben, dass der Aufschlag hinter der Grundlinie stattfinden muss. Aber andere Regeln werden im Lehrvideo einfach gebrochen. Von einem Profi mit Vorbildfunktion. Das ist ... absurd.

User 17544 05.10.2015 12:33

AW: Die Einhaltung der Aufschlagregeln: Eine Analyse von 10 Topspielern der EM 2015
 
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Zitat:

Zitat von Kaybe (Beitrag 2664624)
die Frage ist nur, was bedeutet "nahezu senkrecht", 60°, 70°, 80°, who knows?!

Dazu muss ein jeder nur mal ins Handbook for MATCH OFFICIALS auf der ITTF-Seite schauen;)

Auf Seite 14 findet sich da folgendes:
Zitat:

10.3 Throwing the Ball 10.3.1 The server is required to throw the ball “near vertically” upwards and it must rise at least 16 cm after leaving his or her hand. This means it must rise within a few degrees of the vertical, rather than within the angle of 45 that was formerly specified, and that it must rise far enough for the umpire to be sure that it is thrown upwards and not sideways or diagonally. In Diagram 10.3.1.1 services B and C are acceptable, whilst A and D are not. The height of the toss is also a factor in determining whether the toss is near vertical. In Diagram 10.3.1.2 the ball is projected from, and struck at, the same place, but service A is a fault, whilst B is acceptable.
Hier die Grafik dazu:
Anhang 53148

Hier schreien zwar viele, dass zu viele falsche Aufschläge durchgelassen werden, weil sie angeblich nicht der Regel entsprechend nahezu senkrecht hochgeworfen werden, aber sich die Mühe mal nachzuschauen, wie die ITTF das definiert, hat sich kaum jemand gemacht.

Hauptsache die Schiris sind alle blöd - nicht wahr;)

tsb 05.10.2015 12:47

AW: Die Einhaltung der Aufschlagregeln: Eine Analyse von 10 Topspielern der EM 2015
 
Zitat:

Zitat von Brett13 (Beitrag 2664654)
Hier schreien zwar viele, dass zu viele falsche Aufschläge durchgelassen werden, weil sie angeblich nicht der Regel entsprechend nahezu senkrecht hochgeworfen werden, aber sich die Mühe mal nachzuschauen, wie die ITTF das definiert, hat sich kaum jemand gemacht.

Hauptsache die Schiris sind alle blöd - nicht wahr;)

Die Regel ist viel zu unpräzise. "Within a few degrees" ist keine präzise Definition. In dem rechten Diagramm ist verständlicherweise A falsch und B korrekt, aber die Realität der Aufschläge von z.B. Freitas liegt irgendwo dazwischen. Wie soll der Schiedsrichter da entscheiden? Wird ihm nicht gesagt.

Die Schuld ist meiner Meinung nach also nicht primär bei den Schiedsrichtern zu suchen, sondern beim Regelwerk.

Das gilt ja auch für die Wurfarm-Regel, wie ich bereits im Eingangspost erklärt hatte. Der Arm muss entfernt werden -- aber wie schnell und bis wann? Ist nicht definiert. Auch diese Regel ist also bereits in ihrer Formulierung schlicht ungenügend.
Zitat:

Zitat von Mark5 (Beitrag 2664584)
Freitas wurde 3x kritisiert.
Beim 1. und 2. Mal die Wurfhöhe, beim 3. Mal - zusammen mit Gerell - (als noch der Oberschiedsrichter hinzugezogen wurde) der Winkel.

Zitat:

Zitat von pibach (Beitrag 2664595)
"Its not verticall when you do small rise" sagt die Schiedsrichterin (Minute 6:41).

Danke für die Hinweise. Ich hatte mich auf den ersten Kommentar der Schiedsrichterin beschränkt, das bildet die Situation tatsächlich nicht vollständig ab. Ich finde aber nach wie vor, man sieht in meinen Bildern sehr schön, dass selbst die 18 cm nicht mit Sicherheit erreicht werden.

pibach 05.10.2015 13:02

AW: Die Einhaltung der Aufschlagregeln
 
Zitat:

Zitat von tsb (Beitrag 2664653)
Als Schiedsrichter muss man sich also nur den Arm anschauen, sieht dass er nicht eigenständig bewegt wird, und schon verletzt der Aufschlag eindeutig die Regel, dass der Arm aus dem Raum zwischen Ball und Netz entfernt werden muss. Wo keine Bewegung stattfindet, kann auch nichts entfernt werden. Das finde ich sehr einfach. Oder übersehe ich etwas?

Die Regel lautet: "...müssen der freie Arm und die freie Hand des Aufschlägers aus dem Raum zwischen dem Ball und dem Netz entfernt werden".

Das kann also auch durch Drehung von Oberkörper und Arm erfolgen, da nicht genauer erwähnt. Ziel ist ja, dass der Ball nicht verdeckt wird. Soweit ich das sehe, verdeckt Freitas den Ball auch nicht mit dem Wurfarm und zum Zeitpunkt des Balltreffens ist der Arm schließlich neben der Platte.

pibach 05.10.2015 13:07

AW: Die Einhaltung der Aufschlagregeln: Eine Analyse von 10 Topspielern der EM 2015
 
Zitat:

Zitat von tsb (Beitrag 2664658)
Die Regel ist viel zu unpräzise. .... Wie soll der Schiedsrichter da entscheiden? ...

Die Schuld ist meiner Meinung nach also nicht primär bei den Schiedsrichtern zu suchen, sondern beim Regelwerk.
... Auch diese Regel ist also bereits in ihrer Formulierung schlicht ungenügend.

Es deutet nichts darauf hin, dass präzisere Regeln die Situation verbessern würden. Wieso auch?
Wenn dann müsste die Entscheidbarkeit verbessert werden. Das ist aber was anderes. Und ziemlich schwierig. Vrstl ist es dazu nützlicher, die Regeln zu entschärfen, also genau andersrum.

tsb 05.10.2015 13:19

AW: Die Einhaltung der Aufschlagregeln
 
Zitat:

Zitat von pibach (Beitrag 2664663)
Die Regel lautet: "...müssen der freie Arm und die freie Hand des Aufschlägers aus dem Raum zwischen dem Ball und dem Netz entfernt werden".

Das kann also auch durch Drehung von Oberkörper und Arm erfolgen, da nicht genauer erwähnt. Ziel ist ja, dass der Ball nicht verdeckt wird.

Die Entfernung muss doch aber spätestens bis zum Ballkontakt stattfinden, oder? Sind wir uns da einig? Die Körperdrehung findet ja erst nach Ballkontakt statt. Bis zum Ballkontakt wird der Wurfarm nicht bewegt -- das ist eine klare Regelverletzung, oder?


Zitat:

Zitat von pibach (Beitrag 2664663)
Soweit ich das sehe, verdeckt Freitas den Ball auch nicht mit dem Wurfarm und zum Zeitpunkt des Balltreffens ist der Arm schließlich neben der Platte.

Bitte was? Schau dir mal dieses repräsentative Bild an: http://imgur.com/hSdIEGG
Der Arm ist neben der Platte? Der Ball nicht verdeckt? Bitte was? Und das ist kein x-beliebiger Aufschlag, sondern bei 9:6 im siebten Satz. Mit so einer Frechheit von einem Aufschlag holt sich Freitas einen Matchball.

tsb 05.10.2015 13:21

AW: Die Einhaltung der Aufschlagregeln: Eine Analyse von 10 Topspielern der EM 2015
 
Zitat:

Zitat von pibach (Beitrag 2664665)
Es deutet nichts darauf hin, dass präzisere Regeln die Situation verbessern würden. Wieso auch?
Wenn dann müsste die Entscheidbarkeit verbessert werden. Das ist aber was anderes. Und ziemlich schwierig. Vrstl ist es dazu nützlicher, die Regeln zu entschärfen, also genau andersrum.

Das musst du mir bitte ausführlicher erklären. Wie erhöhen vagere Regeln die Entscheidbarkeit? Warum reduzieren präzisere Regeln die Handlungskompetenz der Schiedsrichter? Ich sehe das überhaupt nicht so.

EDIT:
Beispiel aus meinem Eingangsbeitrag.
Man ergänze die Regel 2.06.05 mit dem fettgedruckten Einschub:
Zitat:

As soon as the ball has been projected, and at the latest until the ball is hit by the server’s racket, the server’s free arm and hand shall be removed (…)
Wie reduziert diese Änderung die Entscheidbarkeit?


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