Material im Jugendtraining
 

Hallo Leute

Die diskussion im Thread "Wäre einer wie Waldner auch mit LN einer der besten Spieler aller Zeiten geworden?" im Brainstorming-Forum hat mich auf folgende Fragestellung gebracht:

Von vielen Trainern hört man immer das Material (LN,Anti) im Tischtennis keine Zukunft hat und das man es deshalb bei Jugendspielern vermeiden sollte. Von meinen Trainerausbildern (WTTV) habe ich explizit den Satz: "Jugendspielern darf man kein Material geben." gehört. Allein für mich macht die Begründung nur bedingt sinn denn es geht immer darum das es in den Bundesligen fast keine Materialspieler gibt. Nun werden aber gerade aus meinem Verein wohl kaum Bundesligaspieler hervorgehen und bis Oberliga, vielleicht auch Regionalliga kann man auf jeden Fall mit Material mithalten.

Hier vielleicht noch zwei Beispiele die dafür sprechen auch Material im Jugendbereich einzusetzen:

1) Bei den diesjährigen Nationalen deutschen Meisterschaften der Schülerinnen gewann Amelie Solja mit langer Noppe auf der Rückhand und kurzer Noppe auf der Vorhand und schlug dabei die gesammte deutsche Elite in dieser Altersklasse.

2) Ein 14-Jähriger in meinem Verein spielt seit beginn der Rückserie auf der Rückhand einen Anti. In der Rückserie hat er (ohne intensives Training) nur ein Spiel verloren (Hinserie: 6), außerdem schlägt er inzwischen sogar regelmäßig Spieler unserer 1. Herren gegen die er vorher nicht aus dem Schneider gekommen ist. Gut das ist alles auf Kreisebene, aber wenn ein Jugendlicher vom Talent her eh nicht "nach Bundesliga riecht" und mit Material gut spielen kann, warum nicht ?

Re: Material im Jugendtraining
 

Zustimmung. Ich spiele ganz gern gegen Material, weil es ein mehr an Abwechslung in unseren Sport bringt. Obwohl es manchmal hart ist, wenn man glaubt gegen einen weniger talentierten Spieler "nur" aufgrund seines Materials zu verlieren. (dies bildet man sich sich oft ein, aber dann sollte man ruhig mal selbst versuchen, dieses Material zu beherschen - dann sieht man, daß da schon ein wenig mehr dazugehört).

Zitat:"Einem Jugendlichen gibt man doch kein Material, dass kann man mit nem 50Jährigen machen wenn's nicht mehr weiter geht!"

Langnoppen haben sicher einen nachteil wenn es darum geht selber Schnitt zu erzeugen.Ich habs selber trotzdm mal probiert und mir auf die Vorhand ne Langnoppe draufgeklebt.Jetzt heissts üben.......
Wenn mich das mit den Langnoppen weiter bringt wieso sollte ichs dann net Versuchen????Wenns net geht kann ichs nach der Rückrunde auch wieder runtertun.Eine größere Umstellung als beim dauftun kanns auch net sein.

Nur weil in der Bundesliga oder der erweiterten Herren-Weltspitze kaum Materialspieler spielen, heißt das doch noch lange nicht, dass das Material schlecht ist und dass man damit nicht auch sehr kommen kann (ich denke auch Weltspitze, nicht mit Anti, aber mit Noppen). Wenn eben die Trainer sagen, dass man mit Material nicht weit kommt, spielt es keiner und so kann wohl kaum ein guten (offensiver) Noppen-außen-Spieler in die Elite kommen.

Re: Material im Jugendtraining
 

Hmm, ich achte bei meinen Schülerinnen und Schülern sehr darauf, dass sie wenn möglich einen "graden" Belag verwenden, mir wurde beigebracht, dass bei benutzen von "krummen" Belägen der Lerneffeckt um einiges kleiner sein soll und außerdem auch schwerer zu trainieren ist.
Klar haben Jugendliche gegen "krumme" Beläge mehr Probleme, ihnen fehlt einfach die routine, Sie wissen vielleicht teilweise nicht was an dem Belag anders ist als an einem "normalen".... Außerdem müssen Sie sich sehr konzentrieren.

Ich gehe aber davon aus, dass Jugendspieler mit "krummen" Belägen zwar sehr gut gegen andere Jugendspieler aussehen, aber jedoch deutlich schlechter bei erfahrenen Herrenspieler da stehen......
Wenn einer meint ich schreibe totalen Bullshit kann er es gerne sagen, so ist meine Meinung zu dem Thema und das heist ja noch lange nicht das die immer die Richtige sein muss ;)

Gruß Boris

Danke für den Tip, irgendwie komme ich mit der Suchfunktion noch nicht so optimal klar, ist auf jeden Fall ein sehr informativer Thread.

ich habe mal gehört, man sollte doch jedem jugendlichen die grundtechniken mit normalen belägen erlernen. wenn man dann sieht, dass es ihn nicht weiter bringt oder er was weiß ich, dann kann man auf wunsch des spielers beginnen ihm das spiel mit material zu erlernen und auf die feinheiten eingehen. einem kind sofort wenn es das erste mal zum training schnuppern kommt gleich ne langnoppe in die hand zu geben finde ich verantwortungslos.

auch ein trainer kann erkennen: hier muss ich was tun, vielleicht kann er sich mit noppen besser entwickeln. und dann muss man sogar handeln.

und das spieler mit material bei den dm auch höherklassigere spieler schlagen und ihnen dabei nicht den hauch einer chance lassen zeigt mir, dass im verein viel zu wenig gegen material geübt wird.

wenn ich meine jungs, die dieses jahr nach der ersten runde einen hervorragenden 2 platz belegt haben gegen ein anderes team spielen lasse, bei dem die gegner alle mit noppen oder anti spielen, dann würden auch meine jungs kräftig eingehen...

wenn ich dagegen einem der jungs, die ihr leben lang nur material spielen und ihre spiele nur gewinnen, weil sie material spielen und nicht, weil sie technisch, psychisch, oder physisch besser sind nicht zu beginn die grundtechniken des modernen tischtennis beigebracht habe, wird er irgendwann stagnieren. es gibt dann einen punkt (ob bezirklsliga oder oberliga) an dem er nicht mehr weiter kann - wo er aufhört sich zu entwickeln - und wo er keine spiele mehr gewinnen kann. er ist in der jugend vielleicht der wahre champ. aber wenn er zu den erwachsenen geht, die teilweise das spiel gegen noppen einzuschätzen wissen, verliert er alles.

is meine meinung...

Da hast Du sicher richtig gehört. Das wird immer gesagt und als Grundregel ist es auch völlig o.k. Als Dogma ist es falsch.

auf Wunsch des Spielers??? Das meinst Du hoffentlich nicht für den Nachwuchsbereich. Dort muß man zwar den Spieler miteinbeziehen, aber die Entscheidung fällt der Trainer!

sehr gut erkannt.

Dann besteht wohl Handlungsbedarf. Es geht nicht um Spiel gegen Material sondern um Spielverständnis und Spielintelligenz und die bewirkt eine gewisse Flexibiltät wenn man dann gegen Material spielt.

Immer wieder gerne gesagt. Ich habe noch keinen einzigen derartigen Spieler gesehen. Sicher gibt es hier und da mal Spieler die Material haben und ohne evtl. besser wären. Aber alles in allem gibt es eindeutig viel zu wenig Materialspieler. Wer in der Jugend der wahre Champ ist, kann sich auch bei den Erwachsenen durchsetzen und umgekehrt.
Auch hört jeder Spieler irgendwann auf sich zu entwickeln (die meisten vor der Oberliga und auch sehr viele vor der Bezirksliga).
Der Übergang vom Nachwuchs zu den Erwachsenen fordert bestimmte Qualitäten unabhängig vom Schläger. Diese sind v.a. Spielintelligenz und Spielverständnis. Wer das hat, setzt sich bei den Erwachsenen immer durch (auf seinem Niveau), wer das nicht hat, schafft es nicht oder nur sehr schwer.

Deine Meinung ist weit verbreitet, leider. (Ist nicht persönlich gemeint) Doch die Frage ob Material oder nicht ist eigentlich eher unwichtig. Andere Sachen sind in der Ausbildung sehr wichtig und die werden oft übersehen. Material hat bei vielen Trainern einen negativen Touch und das ist schade.

Andere machen uns immer wieder vor, daß es enorm wichtig ist flexibler und offener und kreativer mit verschiedenen Spielsystemen und Material umzugehen.
Die totgesagten Abwehrspieler hatten bei dieser EM und WM ihr Comeback - wer hätte es in Deutschland geglaubt. Und so wird es immer wieder Spielsysteme und Materialien geben, die - in Kombination mit dem richtigen Spieler - überraschend erfolgreich sein werden. Also warum bilden wir immer nur vorhandorientierte Topspinangreifer aus?

Kurze Noppe aussen auf der Vorhand - viele Spieler in China spielen das ... auch erfolgreich ! Also, warum nicht ?