Verbände als Selbstbedienungsladen ?
 

Ich habe heute zwei Artikel gelesen, die mir zu denken geben.

http://morgenpost.berlin1.de/content...rt/741318.html

und anscheinend die Antwort

http://www.abendblatt.de/daten/2005/03/15/410402.html


Bedienen sich manche Funktionäre selbst ?

AW: Verbände als Selbstbedienungsladen ?
 

Zu dieser sehr bedauerlichen Entwicklung fallen mir nur zwei Thesen ein, die sich in meiner langjährigen Beobachtung aktiver Funktionäre leider immer wieder bestätigt haben.

1. Transparenz - sowohl im finanziellen als auch im sportlichen Bereich - ist in unseren Verbandsgremien ein Fremdwort.

2. Gegenseitige Vorwürfe bzgl. Veruntreuung von Verbandsgeldern sind ein probates und gern genutztes Mittel im Rahmen von Machtkämpfen.

Zu den Vorwürfen selbst: die Vorgänge um die es geht, liegen lange zurück und sind zum großen Teil auch bekannt. In ihrer moralischen Bewertung sind sie sicher zweifelhaft, aber eine Selbstbereicherung im strafrechtlich relevanten Ausmaß stellen sie nicht dar, dies hätten die betroffenen Personen auch wirklich nicht nötig.

Was mich an der Angelegenheit entsetzt, ist das im Rahmen der anstehenden Diadochenkämpfe um das Amt des DTTB-Präsidenten, genau dieses Amt und das Ansehen unseres Sports in aller Öffentlichkeit durch eine Schlammschlacht auf niedrigsten Niveau demontiert werden. Das Zeugnis, daß sich damit insbesondere die betroffenen Landesverbandspräsidenten ausstellen, spricht für sich und wird die Akzeptanz im Breitensport leider nicht erhöhen.

Fazit: leider haben die Verantwortlichen aus den Querelen der Vergangenheit nichts gelernt.

AW: Verbände als Selbstbedienungsladen ?
 

Zu 2. kann ich mich anschließen.
1. teile ich nicht. Es ist zwar immer wieder verwunderlich ist, wenn Funktionäre nicht mehr wissen, ob sie vor ein paar Jahren (noch keine 10) mal fünfstellige Summen bekommen haben. Aber diese verallgemeinernde Aussage muss ich - auch als persönlich von dieser Aussage Betroffener - entschieden zurückweisen. Die meisten Verbandsgremien haben nichts zu verbergen.
Der Fehler mit der TMG ist ein struktureller Fehler. Bei der Gründung hat man leider versäumt, den Mitgliedsverbänden des DTTB eine Kontrolle der TMG zu ermöglichen. Diese wird nämlich vom DTTB kontrolliert. Dass wiederum die "Besitzer" des DTTB, nicht in die Unterlagen der Tochter schauen können, ist eigentlich ein Unding und würde bei jedem ordentlichen Unternehmen zu einem Aufstand führen.

Wer die "Schlammschlacht" letztlich an die Öffentlichkeit getragen hat, weiß ich nicht. Es gibt gegenseitige Verdächtigungen, aus wessen Lager die stammen. Ich persönlich habe eine Meinung, werde diese aber nicht kundtun, da einer der Protagonisten immer sehr schnell mit der Androhung von juristischen Schritten ist.

Soviel kann ich jedoch verraten: Fehler haben beide gemacht. Mein persönliches Verständnis eines Ehrenpräsidenten deckt sich nicht mit dem von Herrn Gäb. Wenn jedoch ein Präsident das nicht im Griff hat, offenbart er damit eine Führungsschwäche. Und dann ist es sicherlich fraglich, ob er der geeignete Mann für den Posten ist.

AW: Verbände als Selbstbedienungsladen ?
 

gerade im Teletext Seite 231:

ARD Text Teletext im Ersten 15.03.2005 - 13:19:39

Sport Kurzmeldungen

Tischtennis: Die Ära von Verbandspräsi-
dent Walter Gründahl steht vor einem
unrühmlichen Ende. Der DTTB-Chef kann
Einnahmen von 955.800 Mark aus seiner
ersten Amtszeit von 1994 bis '96 weder
legitimieren noch ausreichend begrün-
den. Der saarländische Verband fordert
seinen sofortigen Rücktritt.

Doping: Die Dopingsperre der türkischen
1500-m-Europameisterin Süreyya Ayhan
ist von zwei Jahren auf ein Jahr hal-
biert worden. Diese Entscheidung traf
die Berufungsstelle des türkischen
Sport-Verbandes. Ayhan hatte vor den
Olympischen Spielen von Athen eine
Probe eingereicht, die nicht ihren ei-
genen Urin enthielt.

200 << Fußball-Bundesliga >> 250

AW: Verbände als Selbstbedienungsladen ?
 

Ich gehe doch mal davon aus, dass es sich bei

955.800 Mark

um einen Tippfehler handelt!?

AW: Verbände als Selbstbedienungsladen ?
 

@ 21 - 11
Komisch, im ARD-Teletext hat sich der mir bekannte Betrag (ca. 95.000 DM) plötzlich verzehnfacht - Schreibfehler oder gewollte Fehlinformation ?

@Noppenklopper
Finanzielle Transparenz hat es zumindest auf der Ebene des DTTB und erst recht des TTVN (der dir ja auch näher bekannt sein dürfte) nie gegeben. Das von dir aufgezeigte Beispiel der Finanzierung durch die TMG ist das beste Beispiel, denn bei diesem strukturellen Fehlgriff handelt es sich (insbesondere angesichts der inszenierenden Akteure) nicht um einen zufälligen Fehler, sondern um eine bewußte Umleitung und Verschleierung von Verbandsmitteln, auf die die Kontrollgremien keinen Zugriff mehr haben sollten.

Und angesichts der Tatsache, daß der langjährige (mittlerweile verstorbene) Ex-Geschäftsführer des TTVN es geschafft hat, über einen sehr langen Zeitraum erhebliche Mittel in die eigene Tasche umzuleiten (=Veruntreuung), indem er sie als fiktive Trainerhonorare auswies, kann man in etwa ablesen wie weit es mit der Transparenz her ist. Und da wäre noch so manch andere Episode zu erzählen, was mit den Geldern der Aktiven so alles veranstaltet wird.....

Kurzum Verbandsfinanzierung hat nicht nur zufällig Ähnlichkeit mit Parteienfinanzierung und die Grauzone ist hier wie dort sehr ausgeprägt. Nur das bei den Verbänden das öffentliche Interesse an der Aufdeckung von Mißständen nicht sehr ausgeprägt ist.

AW: Verbände als Selbstbedienungsladen ?
 

Ich glaube eher ein Fehler, verglichen mit den andern Artikeln.
gewollte Fehlinfo bei den öffentlich rechtlichen eher unwahrscheinlich.

AW: Verbände als Selbstbedienungsladen ?
 

Leider kenne ich den TTVN nur aus sechs Jahren Hobby-Spielen und zwei Jahren Schülerkreisliga. Mit der Funktionsebene des TTVN kenne ich mich nicht so gut aus.

Warum die TMG diesen "Konstruktionsfehler" hat, weiß ich nicht. Persönlich halte ich es allerdings für sehr gut möglich, dass das Absicht war.

Der nächste Streitpunkt ist am Horizont auch schon sichtbar. Der DTTB will nämlich nicht damit rausrücken, was das neue TT-Internat in Düsseldorf an laufenden Kosten verursachen wird. Entweder kann man das noch nicht sagen, dann wäre es ein Fall von wirtschaftlichem Analphabetentum. Oder man weiß Beträge, will diese aber nicht nennen. Und dann stimme ich dir zu, was den Vorwurf der Mauschelei angeht.
In diesem Zusammenhang möchte ich aber auch erwähnen, dass es Herrn Gäb - egal wie man sein sonstiges Verhalten bewerten mag - gelungen ist, die Baukosten für das Internat komplett fremd zu finanzieren. Und dabei handelt es sich immerhin um ca. 5 Mio. Euro, die der DTTB nicht zahlen braucht.