Zitat:
Zitat von Carstens_Brüderchen
Allerdings ist es so, dass für beide Größen zu irgendeinem Zeitpunkt t Werte existieren - will sagen: Wenn wir kein Thermometer reinhalten, so hat die Flüssigkeit dennoch eine Temperatur und auch eine bestimmte Viskosität. Die wissen wir jeweils nicht, aber sie sind vorhanden. Wenn wir diese "Ist-Voraussetzung" auf die Quantenmechanik übertragen, haben wir ebenfalls zwei Parameter, die vorhanden sind, deren exakte Werte wir aber nicht kennen: Ort und Impuls. Die klassische Trajektorie ist somit sehr wohl vorhanden, nicht aber objektiv messbar.
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Noch ein Beispiel, warum diese Interpretation nicht stimmen kann. Wenn die klassische Trajektorie im Prinzip vorhanden wäre aber nur nicht objektiv messbar, dann dürfte kein Doppelspaltexperiment funktionieren! Denn das würde bedeuten, dass ein Teilchen beim Doppelspalt auch ohne Messung im Prinzip auf einer klassischen Trajektorie entweder durch den einen oder durch den anderen Spalt hindurchgeht. Wir wissen es einfach nicht. Als zwingende Konsequenz daraus dürften wir auf dem Detektor kein Interferenzbild erwaten sondern nur das Bild zweier Einzelspalte, da ja die Trajektorie im Prinzip bestimmt war, wir sie halt leider nicht kennen.
Fakt ist aber, dass man ein Interferenzbild sieht, was bedeutet, dass das Teilchen in einem kohärenten Superpositionszustand war und deshalb gleichzeitig immer durch beide Spalte geht. D. h. es interferiert mit sich selber, und eine im Prinzip vorhandene klassische Trajektorie ist nicht existent!
Bei eine "Welcher-Weg-Messung" (d. h., durch Nachweis des Spaltweges) würde die Kohärenz sofort verloren gehen und die Wellenfunktion des Teilchens kollabieren, sodass das Interferenzmuster verschwindet. Jetzt bekommt man tasächlich das Bild zweier Einzelspalte.
Die Messung ist also nicht ein kleiner Eingriff, der den im Prinzip vorhandenen (klassischen) Messwert ein bisschen stört, sondern die Messung erzeugt erst dessen Existenz!