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Alt 29.04.2008, 15:12
philoktet philoktet ist offline
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philoktet ist zur Zeit noch ein unbeschriebenes Blatt (Renommeepunkte ungefähr beim Startwert +20)
AW: Was haltet ihr von dem Weg in den den Orwell-Überwachungsstaat ?

Für mich bleibt ein großes Problem, wie mit der Thematik von den dafür Zuständigen umgegangen wird. Es erinnert mich an die Feminismusdiskussion oder den Zentralrat der Juden. Natürlich führen die Politiker oder andere begeisterte Datensammler immer die Terroristen, organisierten Verbrecher, Kinderpornographen und weitere Unholde als Ziele ihrer Maßnahmen an, weil sich das gut verkaufen kann. Umgekehrt schießen die Datenschützer aber auch blind los, sobald irgendetwas mit Daten passieren soll. Beispiel Finanzdaten: Wenn ich etwas vom Staat will (ALG o.Ä), muss ich sowieso alles offenlegen. Wenn der Staat es verlangt, muss ich auch alles offenlegen. Auf der anderen Seite darf er selber so nebenbei die Infos nicht anfordern, weswegen ich bei Standardaufgaben (Steuererklärung, Anträge) alles selber organisieren und Kopien/Belege vorlegen muss, anstatt dass der Staat gleich bei der anderen Behörde anfragt. Hier wird unnötig verkompliziert. Viel wichtiger wäre an dieser Stelle, dass meine Daten sicher sind und nicht aus Versehen Dritten in die Hände fallen. Durch all die Diskussionen um beispielsweise "Biometrische Daten" im Personalausweis gelangt der Fokus nicht auf die wirklich kritischen Themen, die hinter dem Daten sammeln oft stecken: eine Kategorisierung des Individuums, wie es Versicherungen bereits anhand geografischer Profile machen. Der nächste Schritt ist die Gendatenbank.
Bezüglich der Thematik: "es ist uns Menschen egal", gehe ich noch einen Schritt weiter. Dank Handy, Kartenzahlung, Payback-Systemen geben wir bereitwillig unser Verhalten preis- und das sogar gegenüber nicht-staatlichen Organisationen. Wir sind also unsere eigenen Anti-Datenschützer. Wer möchte, kann über das Handy jeden Schritt, den wir machen, verfolgen.

Warum der Vergleich zu Feminismus und dem ZDJ:
In beiden Fällen wird auch auf jede Kleinigkeit, die keine Rolle spielt, reagiert, wodurch auch hier die wirklich wichtigen Themen untergehen. Wer über Feminismus redet, denkt öfter an die Forderung, dass die männliche Bezeichnung eines Tieres nicht kürzer sein darf als die weibliche als an 25 % weniger Gehalt in vergleichbaren Positionen. Der ZDJ greift offensichtliche Nicht-Antisemiten an, die eine unbedachte Äußerung tätigen, was dazu führt, dass die Glaubwürdigkeit leidet. Die Aussagen gegen die wirklich unverbesserlichen (Neo-)Nazis gehen so unter.
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