|
AW: Was ich erklären möchte...
vorab, ich zweifle nicht an, dass die soziale Schere auseinandergeht, dass die Reichen reicher und die Armen ärmer werden. Ich zweifle auch nicht an, dass dieses eine bedrohliche Entwicklung ist und in der aktuellen Politk nicht ausreichend reflektiert wird, aber:
Was mir auf den Senkel geht ist die zunehmende Kunsumentenhaltung vieler Bürger, die jeden anderen nur nicht sich selbst dafür verantwortlich macht, wenn man ein paar Euronen zu wenig in der Tasche hat.
In einem Land, in dem man grundsätzlich gesehen alle Möglichkeiten selber in der Hand hat, einen anständigen Job zu bekommen, einem Land in dem vertikale soziale Mobilität möglich ist, ist es immer noch der Mensch selber, der seines eigenen Glückes Schmied ist. Stattdessen wird die Aldi-Dame, und ich kolportiere Dein Beispiel jetzt mal bewußt etwas überspitzt/polemisch nach Ihrem Halbtagsjob bei Aldi nachmittags und abends zur Sesselpupserin, zieht sich Kanäle rein in denen Sie sich anschaut, was Sie sich nicht kaufen kann und lässt sich von (vornehmlich privaten) Fernsehanbietern wahlweise in die schöne heile Welt transportieren oder wird passiv bewußt durch die Realität verzerrende Medien* manipuliert. Stattdessen hätte Sie aber auch die Möglichkeit, was zu tun, für sich, und für andere (soziales Engagement).
*Nebenbemerkung: Als das mit der Finanzkrise hochkam, hatte ich über Tage (ich bin Antiquar) deutlich schwächere Umsätze. Dieses kam gewiss nicht von der Finanzkrise selber, sondern davon, dass sich die Leute von einer unreflektierten, völlig überzogenen Berichterstattung kirre machen ließen. Wer wollte schon in Luxusartikel investieren, wenn es uns bald noch viel schlechter geht. Schönen Dank auch duales Rundfunksystem
Aber zurück zum Thema: Bildungschancen hat jeder, auch für kleines Geld, stattdessen ergibt man sich vielerorts in sein Schicksal und schimpft auf den ach so fiesen Staat, die Finanzbosse, die einem keinen ausreichenden Lebensstandard garantieren können anstatt bei sich selbst anzufangen. Der Vorteil in unserem System liegt also vor allem darin, dass man überhaupt die Möglichkeit bekommt, seines eigenen Glückes Schmied sein zu dürfen. In vielen anderen Fällen ist das nicht der Fall. Und bitte komme mir nicht mit dem Argument, ein (z.B.) Studium ist für arme Leute nicht finanzierbar. Ich halte es da mit einer Plattitüde: Wo ein Wille, da ein Weg. Natürlich nicht für vergnügungssüchtige Leute, die meinen alles finanziert zu bekommen sondern für diejenigen, die sich Ihren Tag so einteilen, dass Nebenjobs und das Studium an sich poblemlos miteinander zu vereinbaren sind... Alles Weitere ist wieder Jammerei, die an den Realitäten/Möglichkeiten schnurstarcks vorbeisaust!
Wäre ich an der Macht, so würde ich vor allem da ansetzen, wo intrinsische Motivation erzeugt werden kann, mündige eigenständig motivierbare Menschen sind tausend Mal besser als jedes Konjunkturpaket, und vor allem günstiger. Vielen Leuten fehlt es vor allem am Antrieb, gemischt mit einer sehr gefährlichen "Alle anderen sind Schuld"-Attitüde.
Und nur um den weiteren Verlauf dieser Diskussion ein wenig zu lenken. Es gibt natürlich die sozialen Härtefälle, wie Du sie beschreibst, klare Sache. Es gibt auch ungute Entwicklungen, ich glaube das kein Land dieser Welt wirklich mit der Schnelligkeit der Problementstehungen wg. der Globalisierung mithalten kann. Das steht aber auf einem anderen Blatt Papier und hat mit dem Einstieg in diese Diskussion, das war für mich Störtebekers Posting ("unheilbar kranker Staat"), nichts zu tun...Wenn, dann sind es die Menschen die darinnen leben, die unheilbar krank sind...
Also: Jeder, der nicht selbst alles dafür getan hat, einen ordentlichen Job zu bekommen, verwirkt sein Recht zu jammern, ich weiß dass diese These streitbar ist, aber ich vertrete das jetzt einfach mal aus Überzeugung und bin gespannt, was kommt!
Jetzt aber muss ich erstmal weitermachen und das Bruttoszialprodukt anfeuern!
Geändert von tarantino (10.08.2009 um 10:31 Uhr)
|