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Alt 09.04.2003, 01:20
Bernd Beringer Bernd Beringer ist offline
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Super, Ahdow, und ein Trost: So "Bekloppte" wie Du gibt's vielleicht mehr, als wir denken. Und nicht mal alle davon haben - wie Du - zehn Finger zum Schreiben.

Ich versuch', das schwierige Thema ein bisschen kürzer abzuhandeln, denn ich fürchte, unsere so langen Beiträge werden relativ wenig gelesen.

Dein "Koordinatensystem" versuche ich mal mit konkreten Zahlen zu unterlegen - geschätzt, ohne konkretes Wissen. Ein d u r c h s c h n i t t l i c h e r Regionalliga-Verein braucht heute pro Saison € 15.000.- bis 40.000.-, ein Zweitliga-Verein 40.000.- bis 80.000.- und ein Erstliga-Verein 200.000.- bis 500.000.- oder mehr. Wenige Ausreißer nach unten oder oben inbegriffen. Das meinte wohl Ahdow mit dem nicht-proportionalen Anstieg der Kosten. Kein Wunder, dass bei solchen Unterschieden viele Vereine auf den Aufstieg verzichten (müssen), denn dafür braucht man wirklich schon ziemlich professionelle Strukturen oder ein Ehrenamt, das diesen (hauptamtlichen) Strukturen nahezu gleichkommt.

Was in Neureut und/mit Offenburg abgelaufen ist, kommt mir höchst unprofessionell vor. Hier waren es mE eindeutig die Vereine, die "amateurhaft" gehandelt haben - obwohl sie Bundesliga-Erfahrung besitzen (und einer der Macher sogar im Liga-Ausschuss mitwirkt).

Auch ich meine, die Melde- und Lizenzgebühren sind eindeutig zu hoch, übrigens auch die Schiedsrichterkosten (vor allem wegen der Anzahl und der oft weiten Anreise der Schiedsrichter). Aber das ist nicht das Entscheidende. Entscheidend sind die hohen Ausgaben für die Spieler-Gehälter/Unkostenvergütungen/was auch immer für welche Zuwendungen. Die sind in den letzten Jahren gewaltig gestiegen und heute selbst in vierten, fünften oder sechsten Ligen keine Seltenheit mehr.

Die Leistungen sind durchaus auch gestiegen - durch professionellere Nachwuchs-Förderung der Verbände, aber auch durch den Zuwachs an zahlreichen spielstarken Ausländern, vor allem aus dem Osten. Das tut dem Niveau der Spielklassen (und damit dem DTTB als international orientiertem Verband) sicher gut. Aber es kostet deutlich mehr Geld - den Vereinen und den Verbänden.

Dieses (sicher notwendige) Geld ist i m A u g e n b l i c k nicht vorhanden, im Gegenteil: insgesamt wird es angesichts der wirtschaftlichen Schwierigkeiten eher weniger. Da helfen, lieber Ahdow, auf Dauer und im Schnitt der Vereine auch persönliche Bindungen nicht viel. Wenn die Unternehmen kein Geld mehr haben, können sie auch ihren "Freunden" keins geben (wobei ich als Marketing-Mensch in vielen Fällen durchaus ein sinnvolles Sport-Sponsoring erkennen kann, z.B. in Ochsenhausen oder in Grenzau oder in Düsseldorf). Von Eintrittsgeldern jedenfalls können die Vereine nicht "leben".

Umso mehr stimmt es mich nachdenklich bis traurig (und da kann ich auch den Thomas Höhl wieder vestehen), dass z.B. ein solcher Verein wie Würzburg (fast) alle seine Talente wegschickt (oder wegschicken muss?), um bundesliga-tauglich zu sein. Wäre da nicht eine Sechser-Liga bis ganz nach oben sinnvoll? Und für das Beispiel Würzburg letztlich nicht preiswerter als diese Vierer-Mannschaft, aus der, wenn sie denn absteigt, wieder eine Sechser-Mannschaft wird?

Auf den ersten Blick scheinen Sechser-Mannschaften teurer zu sein. Wenn man jedoch den Spitzen etwas abzieht, ums den hinteren zu geben und das Gehaltsniveau im Profibereich (und darunter) für befristete Zeit senkt, dann kann man - in dieser schwierigen Zeit - ja mal testen, ob das nicht zukunftsfähig ist. Mehr jedenfalls als die jetzt total verworrene und unglückliche Situation, die relativ schnell ins Chaos führen kann.

Über das Thema "Identifikation der Zuschauer/der Wirtschaft mit einem Verein" gäb's auch noch eine ganze Menge zu diskutieren, weil ja auch dieses Manko immer größer werdende finanzielle Folgen zeitigt. Aber das würde hier den Rahmen sprengen.

Auch so ist dieser Beitrag nämlich schon wieder zu lang geworden.
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