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Alt 14.04.2003, 13:19
Chrissy Chrissy ist offline
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Röthenbacher Neuanfang

Unerwartete Hiobsbotschaft

Nürnberger Nachrichten vom 14.04.2003:

RÖTHENBACH/ST. WOLFGANG — Die „Bombe“ platzte schon vor dem mit 4:6 gegen den Champions-League-Sieger FSV Kroppach knapp verlorenen letzten Heimspiel der Röthenbacher Tischtennis-Damen. Bei der Begrüßung verabschiedete Franz David, Vorsitzender des TTC Femont und zugleich Trainer, nicht nur die Spitzenspielerinnen Lin Zhenyi und Christina Fischer, sondern gab auch, für die meisten Fans unerwartet, den Rückzug der Mannschaft aus der Bundesliga bekannt.

Allein finanzielle Gründe sind für diese Maßnahme des Tabellensiebten verantwortlich. David: „Wir haben nicht das Geld, um weiterhin ein bundesligareifes Team auf die Beine zu stellen. Alle Anstrengungen, weitere Sponsoren zu finden, waren erfolglos. Wenn ein Mäzen bereit wäre, die Kosten für unsere Spitzenspielerin Lin Zhenyi in Höhe von rund 30 000 Euro zu übernehmen, hätten wir diesen Entschluss nicht gefasst.“

In der 2. Bundesliga Süd werden die Röthenbacherinnen einen Neuanfang wagen, pikanterweise mit zwei Spielerinnen eines Vereins, der zwar Tabellenführer dieser Klasse ist, sich aber aus denselben Gründen sogar auflösen wird: vom SV Casino Kleinwalsertal kommen die 30-jährige Sandra Peter, die schon vor einigen Jahren in Röthenbach spielte, und die 14-jährige Angelina Gürz.

Für vorderen Platz gut

Mit Svenja und Jessika Weikert wird dieses Duo den Stamm der Mannschaft bilden, zu dem eventuell noch eine junge Ausländerin stoßen soll. David: „Wir dürfen keine Wunder erwarten, doch ist dieses Quartett für einen vorderen Platz gut.“

Svenja Weikert (Nummer 18 der deutschen Rangliste) wurde vor kurzem süddeutsche Meisterin, Sandra Peter (44.) belegte Platz drei. JugendNationalspielerin Angelina Gürz (48.) gewann das süddeutsche Nachwuchs-Ranglistenturnier, gilt laut Bayerns TT-Präsident Claus Wagner (Weißenburg) als ganz großes Talent. Und Jessika Weikert (25.) hofft nach beruflichem Neuanfang auch auf sportlich bessere Zeiten. Ihre Schwester Svenja ist dank einer neuartigen Therapie von ihren Neurodermitis-Problemen befreit, hat allerdings einen enormen Gewichtsverlust aufzuholen. Am 12. Juli wird sie im Übrigen Coach Franz David ehelichen.

Dieser hat trotz der „Kapitulation“ den Spaß am TT-Sport nicht verloren. „Wir haben alle Möglichkeiten ausgereizt, können uns nichts vorwerfen. Wenn wir wie 3B Berlin unseren Etat zu 60 Prozent aus Zuschüssen des Senats bestreiten könnten, dann würde ich mir zutrauen, eine Mannschaft zusammenzustellen, die sogar deutscher Meister wird.“

Nach Berlin zurück geht Christina Fischer, die als Erste („Ich möchte weiterhin erstklassig spielen“) die Konsequenzen aus den Röthenbacher Problemen zog. Sie wohnt aber weiterhin in Karlsruhe, kann sich deshalb vorstellen, zum dritten Mal an der Schwarzach anzuheuern, falls sich dort eines Tages doch ein „Goldesel“ einfinden sollte. Die Chinesin Lin Zhenyi fliegt am 22. April nach China zurück, will dort als Trainerin tätig sein, aber eventuell auch das Angebot eines Pariser Klubs annehmen. Ihr Problem: Seit November ist die 25-Jährige verheiratet. Ihr Mann möchte sie öfter als nur einige Monate im Jahr um sich haben.

Im letzten Heimspiel hatte der künftige Zweitligist die Möglichkeit, vor 120 begeisterten Zuschauern gegen Kroppach wie beim 5:5 in der Vorrunde eine Überraschung zu schaffen. Eine Wiederholung dieses Unentschiedens war möglich, zumal die Einheimischen beide Doppel gewannen. Vor allem der Erfolg der Weikert-Zwillinge gegen die mehrfache Europameisterin Nicole Struse und die Russin Galina Melnik kam einer Sensation gleich. Doch anschließend konnten nur noch Svenja Weikert und Christina Fischer (gegen „Dudu“ Wu) punkten. Letztere hatte es in der Hand, gegen Nicole Struse den fünften Punkt zu sichern, verlor nach dem mit 11:2 gewonnenen ersten Satz die drei nächsten Durchgänge jedoch knapp. Lin Zhenyi agierte gegen die angriffslustigen Struse und Wu etwas zu passiv, verlor mit 1:3 (Wu) und 2:3 (Struse). Gegen Abwehrkünstlerin Jie Schoepp, europäische Top-12-Siegerin, hatten die Weikert-Schwestern keine Chance.

Röthenbach – Kroppach 4:6 (Christina Fischer/Lin Zhenyi – Jie Schoepp/Wu Jiaduo 11:4, 11:4, 11:9, Svenja und Jessika Weikert – Nicole Struse/Galina Melnik 17:19, 11:6, 11:4, 4:11, 11:9, Lin – Wu 12:10, 6:11, 9:11, 7:11, Fischer – Struse 11:2, 8:11, 10:12, 9:11, S. Weikert – Melnik 11:9, 11:7, 12:10, J. Weikert – Schoepp 7:11, 6:11, 6:11, Lin – Struse 7:11, 14:12, 11:9, 6:11, 5:11, Fischer – Wu 11:7, 11:8, 7:11, 11:6, S. Weikert – Schoepp 11:6, 1:11, 7:11, 8:11, J. Weikert – Melnik 3:11, 7:11, 7:11.

KLAUS WESTERMAYER
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