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Alt 14.10.2009, 15:41
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aleol aleol ist offline
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AW: DER Thread für politisch Interessierte

Zitat:
Zitat von powerpaul Beitrag anzeigen

Hat Oskar jemals wirklich politisch was bewirkt? Abgesehen von den guten Kontakten zu den Wirtschaftsunternehmen seiner damaligen westl. Nachbarn, welche einige Arbeitsplätze im Saarland geschaffen haben, wüßte ich nichts.
Alleine die Etablierung der Linken als eine ernsthafte Alternative für viele, die soziale bzw. sozialdemokratische Belange durch die anderen Parteien nicht mehr genügend vertreten sehen, dürfte ohne Oskar deutlich weniger massiv ausgefallen sein.
Letztlich hat er damit die SPD sicherlich viele Stimmen gekostet und den schwarz-gelben Wahlsieg mitermöglicht. Bestimmt hat er aber auch vielen ansonsten enttäuscht zu Hause gebliebenen einen Grund gegeben, doch noch auf eine wirklich linke Alternative zu hoffen. Alleine damit hat er meiner Meinung nach deutlich mehr bewegt als so mancher Inhaber eines bequemen Amtes in einer etablierten Partei, das man anscheinend oft schon mit etwas Charsima und Loyalität gegenüber den Parteigrößen erhält.



Zitat:
Zitat von powerpaul Beitrag anzeigen
Ich habe nirgendwo geschrieben, daß er aus Angst zurückgezogen hat, ich habe geschrieben, daß er bei Aussicht auf Verantwortung den Schwanz eingezogen hat (damit ist nicht sein Ministeramt allein gemeint).
Macht bedeutet IMMER Verantwortung. Einem Menschen, dem selbst seine größten Gegner sicherlich keine Dummheit unterstellen, vorzuwerfen er sei machtgeil, habe aber Angst vor Verantwortung - das will mir tatsächlich nicht in den Kopf.


Zitat:
Zitat von powerpaul Beitrag anzeigen
Ist es nicht Fakt, daß Herr L. nach seinem Austreten gegenüber der SPD EINIGE Anfeindigugen abfeuerte?
Das ist definitiv Fakt, aber auch allzuverständlich, und mir ist nicht wirklich klar, wie das Deine Argumentation untermauern sollte. Vielmehr wäre ein Fehle solcher "Anfeindungen" wohl eher ein Beleg für Deine Thesen, denn das würde bedeuten, dass er evtl wirklich nur aus die SPD verlassen hätte, weil e die Verantwortung scheute.
Mir erscheint es aber völlig natürlich, wenn ein Politiker, der anscheinend wirklich Herzblut in die Vertretung seiner Positionen steckt, enttäuscht reagiert, wenn er seine Partei auf einem Kurs sieht, der viele alte Ideale über Bord wirft. Immerhin hat Lafontaine sich in der Enttäuschung nicht damit begnügt, gegen die SPD zu schießen, sondern gleichzeitg versucht, eine Alternative aufzubauen.

Zitat:
Zitat von powerpaul Beitrag anzeigen
Ist es nicht ebenso der Wahrheit entsprechend, daß Oskar L. im letzten TV-Wahlkampf eben jene Wirtschaftspolitik verteufelte, welche er Jahre zuvor zumindest mitgestaltet hat?
Das sehe ich tatsächlich ähnlich - vorwerfen würde ich ihm dabei aber nicht das aktuelle verteufeln, sonder das damalige Mittragen. Ist man ihm gegenüber eher nagativ eingestellt, dann kann man das durchaus als Inkonsequenz sehen.
Möchte man ihn in Schutz nehmen, könnte man sagen, er hat früher versucht, Politik zu machen, musste dabei aus Pragmatismus Dinge mittragen, die seiner Grundeinstellung widersprachen, und irgendwann wurde ihm das einfach zu extrem.

Zitat:
Zitat von powerpaul Beitrag anzeigen
Ist es etwa unwahr, daß beispielsweise die Wirtschaftspolitik der Linken nicht nur NICHT realisierbar bzw. finanzierbar ist?
Mir erscheint die Politik der Linken tatsächlich kaum weniger finanzierbar zu sein als die aktuelle Politik der Bundesrepublik mit einem zuletzt 1969 ausgeglichenem Haushalt. Tatsächlich dürfte die Finanzierbarkeit davon abhängig sein, inwieweit durchaus drastische Veränderungen im Steuerrecht etc realisierbar sind. Solange wirtschaftliche Interessen von sehr einflussreichen Menschen und Institutionen davon berührt werden, ist die Politik der Linken tatsächlich kaum realisierbar. Wobei ich es sogar wichtig finde, wenn eine Partei sich nicht nur in den gegenen Rahmenbedingungen bewegen möchte, sondern (im Rahmen des Grundgesetztes) diese auch in Frage stellt.


Zitat:
Zitat von powerpaul Beitrag anzeigen
Ist es etwa falsch, daß die SED-Nachfolgepartei bewußt Menschen mit falschen Versprechungen (und "kleinen Gesten") irre führt?
Da ist die Linke leider genau so eine Partei wie die anderen auch.
Der Hinweis auf die SED-Nachfolgepartei hat sich als Hilfsmittel, wenn einem keine weiteren Argumente einfallen, in der politischen Diskussion wirklich gut etabliert.
Tatsächlich sind viele personellen Altlasten (und deren politische Grundeinstellungen), die man mit der Fusion übernommen hat, auch für mich ein klares Argument, die Partei (noch) nicht zu wählen.
Dennoch finde ich es ein wenig zu einfach, die offiziellen Positionen der Linken immer wieder mit diesem Seitenhieb komplett in Frage zu stellen. Auch die CDU hat bei ihrer Gründung eine Menge ehemalige NSDAP- oder DNVP-Mitglieder dabei gehabt ...


Ich war zwar nicht Empfänger der Aufofrderung, fühlte mich aber durchaus angesprochen.

Zur Beurteilung mener Position: ich selber sehe in Lafonatane keine Heilsfigur für die deutsche Politik. Politiker, deren rhetorischen Fähigkeiten oft dermaßen imVordergrund stehen sind mir tatsächlich eher suspekt, da das oft von den Inhalten ablenkt. Genauso nervt mich aber, dass die Beschäftigung mit den Inhalten oft einfach nicht stattfindet, sondern Politer wie Lafontaine oder Gysi einfach per se verteufelt werden.

Die Motive z.B. eines Lafontaines kann wohl kaum jemand beurteilen. Wie bereits gesagt, steht man ihm aufgrund seiner Persönlichkeit, oder weil man seine politische Einstellung nicht mag, negativ gegenüber, dann kann man ihm leicht Machtgeilheit unterstellen.
Findet man ihn sympatisch oder hält seine politische Arbeit für positiv, so wird man ihn eben eher in Schutz nehmen (bei mir trifft übriges eher zweites zu, so richtig sympatisch ist mir Lafontaine nicht, da er zumindest auf den TV-Zuschaer einfach oft herablassend wirkt).

Letztlich ist es eben so wie in vielen Diskussionen: es gibt verschiedene Meinungen, die vor allem von unterschiedlichen Grundannahmen abhängen. Und diejeinigen, die sich hier beteiligen sind meist so überzeugt von der ihren, dass sie sich kaum umstimmen lassen werden.

Daher gefällt mir ehrlich gesagt Jaskulas Diskussionsstil z.B. meist nicht, obwohl ich inhaltlich sehr sehr oft mit ihm konform gehe.
Es geht hier kaum darum, dass der eine oder andere keine Ahnung hätte, sondern dass man einfach von unterschiedlichen Prämissen ausgeht.

Den einen ist Belohnung für Leistung z.B. am wichtigsten, anderen eine möglichst solidarische Gesellschaft. Ein wirkliches gesellschaftliches Optimum wird man kaum erreichen. Kurzer Exkurs in die VWL: ein Pareto Optimum ist in dem Moment erreicht, in dem es niemandem besser gehen kann, ohne dass dafür ein anderer gegenüber dem status quo schlechter gestellt wäre.
Das ganze auf´s Finanzielle beschränkt, bedeutet, dass wir uns praktisch immer in einem Optimum befinden. Welche Veränderungen nötig sind, und wer darum auf etwas verzichten muss - das sieht eben jeder anders, sehr oft davon abhängig, i welcher Richtung man selber betroffen wäre.

P.S. hatte die anderen Erwiderungen auf den Beitrag gar nicht gesehe (selektive Wahrnehmung ? ;-) - vieles hat sich dadurch schon fast erledigt, aber da ich solange an de Beitrag geschrieben habe, lasse ich ihn mal stehen. Leistung soll sich doch lohnen ...

Geändert von aleol (14.10.2009 um 15:48 Uhr)