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Alt 17.12.2009, 14:10
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stefan.s stefan.s ist offline
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Zitat:
Zitat von Carstens_Brüderchen Beitrag anzeigen
Das Wort 'Gewinnmaximierung' habe ich nur ein einziges Mal verwendet:

"Schon vor der Zeugung geht es um Gewinnmaximierung - das erste Spermium in der Eizelle hat gewonnen."

Das ist der maximale Gewinn, den die Natur in dem Moment vorsieht. Was danach kommt, ist nicht unbedingt Gewinnmaximierung, wohl aber eine Ausrichtung auf eine bessere Gewinnsituation gegenüber Mitbewerbern. Das schließt z.B. ein, dass ein Kleinkind einem anderen Kind die Rassel wegnimmt, obwohl es selbst gerade mit einem anderen Spielzeug beschäftigt war. "Das will ich auch haben" inkludiert dabei "Das soll das andere Kind nicht mehr haben". Korrigiert wird das dann eventuell durch die Eltern, indem sie dem kleinen Dieb sagen "Du hast doch schon Deine Tigerente, und hier hast Du auch noch einen Topf und einen Löffel, da kannst Du viel mehr Krach mit machen!". In diesem Fall wird allerdings bereits eine Alternative in Aussicht gestellt, die argumentativ eine Verbesserung der eigenen Situation beinhaltet, nämlich "Du kannst viel mehr Krach machen...". Ob der Zwerg dadurch tatsächlich was gewonnen hat, sei dahingestellt. In der Betrachtung von außen wird das aber scheinbar so gewertet, was ihn unter Abwägung seiner Position vielleicht wirklich dazu veranlasst, dem Kollegen die Rassel zu überlassen. Würde nicht reglementierend oder formend eingegriffen, hätte Kandidat 1 jetzt seine Tigerente, den Topf mit Löffel und die Rassel, während Kandidat 2 zusehen muss, ob er sich auf ein Kämpfchen einlässt oder ob er sich mit sich selbst auf einen Weinkrampf einigt, der die Position eventuell noch mal neu definiert - vor allem für die Eltern...

Und so muss es sein?

Nur mal so in die Runde geschmissen:


"Münchner Zentrum für Antike Welten (MZAW)

Alte Kulturen: Gerechtigkeit – Weltordnung oder Bedrohung?

Gerechtigkeit als Voraussetzung sicheren und gelingenden Lebens wurde in den alten Kulturen noch dringender empfunden als in der Gegenwart. Sie betraf nicht nur das Rechtsleben, sondern die öffentliche Ordnung im weitesten Sinne, sogar die Ordnung der Natur. Sie galt als der tragende Grund des Lebens und Zusammenlebens. Deshalb band sie selbst Götter und Könige, je größer deren Machtbereich war, desto mehr. Jeder einzelne war ihrer Norm unterworfen.

Dem Anspruch auf Allgemeingültigkeit steht entgegen, dass Gerechtigkeit definiert werden muss. Sie ist in der Regel kontrovers und unterliegt dem Spiel der Interessen. Wer über die Deutungshoheit verfügt, kann sie missbrauchen. Das betrifft nicht nur den einzelnen Rechtsfall. Es ist ein allgemeines und in seiner Allgemeingültigkeit bedrohliches Problem.

Konsequente Gerechtigkeit kann sogar zum Selbstwiderspruch werden: „summum ius – summa iniuria“. Dennoch ist Gerechtigkeit unerlässlich. Deshalb wurde sie in der alten Welt eingehend reflektiert."