Naja nach ca. 6 Jahren als Softwerker in der Anwendungsentwicklung, nun beim dritten Arbeitgeber, kann ich dazu vielleicht mal was erzählen:
Ich habe Mathematik mit Schwerpunkt Informatik an der TU Darmstadt (damals noch TH) studiert, das heißt, daß ich im Hauptstudium 50% Mathe und 50% Inf hatte.
Angewandte Informatik studieren:
Bitte vergiss die Vorstellung, daß man an einer Uni richtig angewandte Informatik studiert, denn das Ziel einer Uni ist die Forschung! Man lernt sehr vieles, was man später nicht mehr braucht. Die Sachen im Inf-Bereich, die ich im Studium gelernt habe, habe ich auch nicht geradeaus anwenden können, da die Arbeitswelt sehr viel spezialisierter ist, als man es erwartet. Programmierung ist letztendlich nur ein Handwerk, das in einem höchst komplexen Umfeld eingesetzt wird.
Die Fachhochschulen sind in der Praxisnähe wesentlich besser (und man ist nach 4 Jahren fertig! - an der Uni fast unmöglich!). Allerdings kann es in konservativen Firmen sein, daß Du mit einem FH Abschluß nicht die gleichen Karrierechancen hast.
Informatik - Wirtschaftsinformatik:
Zumindest in Darmstadt mußte man in Informatik ein Vertiefungsfach wählen, zB Mathe, Geographie oder auch Wirtschaft. In Wirtschaftsinformatik kannst Du halt den Schwerpunkt noch mehr in Richtung Wirtschaft verlagern und um einen Teil der technischen Informatik herumkommen. Das ist dann nicht mehr weit weg von BWL mit Schwerpunkt Informatik.
Wirtschaftsinformatik hatte früher einen ordentlichen NC (1,3), das erleichterte die Wahl.
Angewandtes neben dem Studium:
Auf jeden Fall solltest Du neben dem Studium Praktikas im Bereich der IT-Wirtschaft machen und noch besser die ganze Zeit nebenher jobben (aber nicht ohne Abschluss in der Uni aufhören!) Dann weißt Du auch eher in was für einem Bereich Du später arbeiten willst. (Und findest einfacher Arbeit, obwohl das zur Zeit kein Problem ist, aber wer weiß, wie es in 5 Jahren aussieht.)
Das habe ich nicht gemacht und bereute es sehr!
Uniwahl:
Zur Uniwahl kann ich weniger sagen, außer daß Mathematik in Darmstadt im ersten Universitäts-Spiegel-Ranking nicht supergut beurteilt wurde, es mir allerdings sehr sehr super gut gefallen hat und ich nicht das Gefühl habe, daß Leute von anderen Unis auf Grund der Studienortwahl besser waren, sondern deshalb, weil ihr Beruf auch ihr Lieblingshobby ist. (TT ist schlecht für Studium und Beruf, viel zu Zeitaufwendig!)
Jede Uni hat ihre Fach-Spezialitäten, zum Beispiel in Darmstadt gibt es an die Uni angeschlossen das Institut für graphischen Datenverarbeitung, das einen sehr guten Ruf hat.
Mach Dich schlau, über offizielles Info-Material oder durch Studenten(zB Fachschaften anrufen, beim Vorlesungsbesuch ansprechen oder Freunde fragen) oder laß Dich einfach überraschen (für Optimisten).
Es ist wichtiger, daß Du Dich dort wohlfühlst und gute Studienfreunde findest, mit denen Du gemeinsam feiern und lernen kannst.
Viel Spaß! Uni ist wesentlich besser als Arbeit, aber in gewisser Weise härter als Schule!
PS: Unter meinen Kollegen in der Softwareentwicklung waren vom Informatiker (die man dort ja erwartet), über Physiker, Chemiker, aber auch Lehrer bis hin zum Jura-Abbrecher alles vorhanden. Und alle sind in keinem Fall durch ihre Arbeitsleistungen, als Nicht-Informatiker zu erkennen.
Aber ich denke mit Informatik hat man einen guten Vorsprung in der programmiertechnischen Grundausbildung.
PPS: Mein Mathe-LK war schon nach den ersten zwei Vorlesungen abgehandelt und mit der Schulmathematik hat eine Uni wenig zu tun. (Erste TT-Metapher: Soviel gemeinsam wie ein Barna-Belag mit einem Mark V.)
PPPS: Es gibt Arbeitszeiten, da gibt es keine Zeit zum Forum Lesen und Artikel schreiben - was ein Glück, daß bald Weihnachten ist.
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