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Alt 19.12.2000, 03:17
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Matthias Landfried
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Kein Patentrezept!

Also ich hätte vermutlich auch bei 18:15 das Timeout genommen!

Man muß jeden Spieler anders coachen und bei vielen könnte das folgende Beispiel in die Hose gehen!

Meine Spielerin um die ich mich hauptsächlich kümmere hat vollstes Vertrauen zu mir und bislang sind wir wirklich in der glücklichen Situation, daß sie noch nie nach einem Timeout von mir verloren hat. Ich sage dann oft einen kleinen Tip füs Spiel, oft auch einen bestimmten Aufschlag mit einer bestimmten Platzierung, weil meist der Punkt direkt nach dem Timeout vorentscheidend ist und sonst kümmere ich mich meist nur um das seelische Wohl, ich gebe Ihr Getränk und lockere gleich mal auf "He, was schaust Du so verzweifelt!?! Also erstensmal haben wir noch nie ein Spiel nach einem Timeout verloren, das weißt Du, und zweitensmal kannst Du das Spiel gar nicht verlieren weil Du den nächsten Aufschlag mit Unterschnitt halblang in die Mitte spielen wirst und den nächsten Ball sicher in die weite RH mit viel Rotation anziehen wirst, danach wie immer Topspin platziert zum Punktgewinn!"
Das sage ich mit so einer felsenfesten Überzeugung, (auch weil ich weiß daß sie das 100%-ig umsetzen kann) daß meine Spielerin danach vollstes Selbstvertrauen hat und sich nicht einmal aus dem Konzept bringen läßt wenn der nächste Ball ein Fehler wird.

Ich muß dazu sagen daß der einfachste Schlag für meine Spielerin ein Topspin ist, egal ob VH oder RH und auch egal ob gegen US oder offene Bälle, sie zieht durch egal bei welchem Spielstand, sie ist Linkshänderin und hat absolutes Vertrauen zu mir und kann auch alle Anweisungen gut umsetzen, sie glaubt mir einfach, das was ich als Coach sage, das ist einfach so und sie ist sich 100%-ig sicher daß sie damit zum Erfolg kommen wird.

Dieses Rezept kann sicherlich bei einer anderen Spielerin voll in die Hose gehen, man muß seine Spieler/in 100%-ig kennen, denn es wäre auch vorstellbar daß eine Spielerin mit einer anderen Psyche an den Tisch geht, verunsichert nach dem Verlust der hohen Führung, zwar etwas aufgebaut durch das Mutmachen und den/die Tips, aber dann eben wie beschrieben Aufschlag halblang in die Mitte, gerät etwas zu lang, der Gegner zieht direkt durch zum Punktgewinn und so eine Spielerin, für die ist es dann oft gelaufen, denn sowieso schon verunsichert und dann geht auch noch das Rezept des Coaches schief...

Ein Patentrezept gibt es für solche Fälle nicht, denn jeder Spieler reagiert anders.

Bei meiner Spielerin wirkt das jedenfalls immer, da kann ich auch so Sprüche bringen wenn sie im Viertelfinale kurz vor dem Aus steht, wie "He, was ist los!?! Jetzt mach Dir keine Sorgen, Du glaubst doch nicht etwa daß ich heute morgen aufgestanden bin um Dich ins Viertelfinale zu coachen und das war´s dann!? Ich bin mir ganz sicher daß Du ins Finale kommen wirst, das ist doch gar kein Problem, nächster Aufschlag schnell und lang in die weite RH, danach schauen wohin sie sich orientiert, dann such Dir die Ecke aus und ziehe durch, Du schaffst es, auf geht´s und jetzt wieder ran an den Tisch"
Und das krasse ist daß meine Spielerin dann wirklich mit größtem Selbstbewußtsein an den Tisch geht, egal wie es steht und zieht das Ding dann souverän durch.

Der Glaube versetzt Berge!

Ich habe letzte Saison in der Oberliga mal den Dragutin Surbek jun. (jetzt TTC Metabo Frickenhausen II) betreut, der hat im ersten Satz gegen einen wirklich um Klassen schlechteren, deutlich jüngeren Spieler gespielt, wie wenn er von allen guten Geistern verlassen wurde, er war total eisig und fand überhaupt nicht zu seinem Spiel, der andere hatte nichts zu verlieren und lief voll Amok, wahrscheinlich machte der das Spiel seines Lebens und er traf alles, im Gegensatz zu Dado der einfach gar nichts getroffen hat. Den Satz hat Surbek dann mit Mühe und Not, mehr "Glück als Verstand", mit 22:20 gewonnen, er kam aber dann völlig verunsichert zu mir her, haderte 50% auf Englisch und 50% auf Kroatisch mit "Gott und der Welt" und "die Beläge...." und "der Arm...." und "heute Katastrophe...." und "geht gar nichts....".....
Ich lies ihn dann erstmal ausreden, hatte übrigens keinen Plan was ich ihm sagen sollte, denn mit der Leistung des ersten Satzes brachte keine Taktik was, denn nachdem er weder beim Topspin, noch beim Kurz-Kurzspiel Kontrolle hatte und auch sonst überhaupt nichts auf die Reihe bekam, was sollte ich ihm dann mit auf den Weg geben???
Nach dem Motto "der Glaube versetzt Berge" erzählte ich ihm dann im "kroatisch-verständlichen" Englisch "He, what´s the matter!? Dado, no problem, this boy has no chance! Really no chance!! Everytime when you had made your service with much sidespin in the backhand, then everytime YOU made the point. Really everytime!! Why did you bring this service only a few times? Bring this service 3 or 4 times and the short services only a few times! GO!!"
Ich hatte zwar überhaupt keine Ahnung ob er im ersten Satz überhaupt mal Punkte durch den eigenen Aufschlag gemacht hatte, da ich eigentlich die ganze Zeit im ersten Satz meinte meinen Augen nicht zu trauen und keinerlei Spielfluß oder eine Taktik zu erkennen war, aber nachdem der Gegner nicht diiiie Riesenrückhand hatte, erschien mir ein Seitschnitt-Aufschlag in die RH noch am sinnvollsten.
Und tatsächlich, der Dado machte munter seine Seitschnittaufschläge in die weite RH, überraschte immer wieder mit kurz in die VH, lang in die VH, halblang Ellbogen und fand innerhalb kürzester Zeit zu seinem Spiel so daß er am Ende mit 21:10 ganz klar gewann.

Der Spieler muß an sich und den Coach glauben, egal wie man das anstellt!!

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