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Zitat von stk
Ist das nicht logisch? Umso mehr Werte des BIP nach 1990 in die Extrapolationsgerade einfließen, desto mehr wird sich die Gerade an das aktuelle BIP annähern.
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Okay, ich hätte vielleicht erst mal erläutern sollen, was eine 'Extrapolation' ist, nämlich (vereinfacht) eine auf Hochrechnungen basierende Vorausschau unter Bezug auf bestimmte, bereits gesicherte Messwerte und dass es sich bei der Grafik um eine Extrapolation handelt, deren Gerade an der Entwicklung der Jahre von 1950 bis 1960 ausgerichtet ist. Das bedeutet im Klartext, dass die Gerade für diese Entwicklung nicht variabel ist und man die weitere Entwicklung über die tatsächlichen Messwerte hinzufügt, in diesem Fall bis einschließlich 2000. Dann beobachtet man, ob es eine exponentielle Abweichungstendenz gibt oder z.B. auch eine Sättigungstendenz oder, wie in diesem Fall, eine lineare Entwicklung.
Die gezeigte Grafik ist übrigens preisbereinigt, die Geldentwertung ist also rausgerechnet. Horst Afheldt veröffentlichte eine visualisierte Zeitreihe in "Wirtschaft, die arm macht" (S. 15), aus der die Grafik später generiert wurde.
Ich zitiere mal aus der entsprechenden Quelle, was es mit dieser Grafik auf sich hat:
Afheldt zeigt, dass praktisch alle reifen Industrieländer Europas nur mit linearem Tempo wirtschaftlich wachsen. Nur bei den USA lässt sich exponentielles Wachstum finden, das allerdings völlig verschwindet, wenn man die Bevölkerungszunahme berücksichtigt. Dies stellt grundlegend in Frage,
- ob die gegenwärtigen wirtschaftlichen Schwierigkeiten wie die Arbeitslosigkeit oder die Finanzkrise der öffentlichen Hand überhaupt etwas mit einer Wachtumsschwäche zu tun haben und
- ob es konstante (reale) Kapitalrenditen dauerhaft überhaupt geben kann.
Greift man den Hinweis auf das exponentielle Wachstum der USA auf und überträgt ihn auf Deutschland, so hätte der bereits von mir angesprochene Bevölkerungssprung von 16,7 Mio. Menschen nicht nur den einmaligen Sprung des BIP in 1991 verursachen dürfen, sondern müsste zu einer parallelen Fortführung zur Extrapolationsgeraden führen. Das ist aber nicht der Fall. Im Gegenteil läuft das BIP seit 2000 bis 2008 (2009 ist ein starker Ausreißer nach unten, der stochastisch übrigens ebenso auszuklammern ist wie der Anstieg vor 1991) zunehmend auf die Explorationsgerade zu.