Wenn ich mir vor Augen führe, wieviele Menschen in diesem, unserem Staate überhaupt erst durch Beschiss 'zu was geworden' sind, dann wundert mich der gesellschaftliche Schulterschluss nicht im Geringsten. Schwarzarbeit, Steuerhinterziehung, Raubkopieren und eben der beherzte Einsatz der C- und V-Tasten bei allerlei 'geistiger Arbeit' gehören doch schon lange zum rechtschaffen(d)en Bürger. Wie oft ich schon gehört habe, wer nicht alles den Staat (also uns alle) beschissen hat und auch noch stolz drauf ist ("Ich bin doch nicht blöd und schenke dem Staat Kohle!" gehört da zum Standardrepertoire) und wer bei Prüfungen bis hoch zum Master betrogen hat und keinen Hehl draus macht etc. pp., dann wird mir schwindelig. Wenn man das samt Dunkelziffern hochrechnet, dann haben mindestens 99% der Bevölkerung schon richtig ordentlich betrogen, belogen und beschissen.
In so einem Umfeld verwundert es auch nicht, dass einem als Zugehörigem des restlichen Prozents nicht der geringste Glaube geschenkt wird, wenn man nicht in die sich gegenseitig überbietenden Gesänge des bauernschlauen Michels mit einstimmt, weil man die Meinung vertritt, dass so ein Verhalten der Gesellschaft schade. Und ja! Es ist wahnsinnig frustrierend, wenn man dann sogar noch als 'dumm' bezeichnet wird. Denn "wer so gutgläubig ist, der ist eben dumm!".
Ich muss gestehen, dass ich mal in der 9. Klasse einen Spickzettel für eine Matheklausur angefertigt habe, weil ich dem Beispiel meiner Klassenkollegen folgen wollte, die trotz völliger Ahnungslosigkeit in der Materie regelmäßig gute Noten abstaubten. In der Klausur habe ich den Spicker unangetastet gelassen, 'ne 3 geschrieben und mich gefreut, dass es auch ohne ging. Die betreffenden Blitzbirnen hatten mit ihren Spickzetteln wieder entweder 'ne 1 oder 'ne 2 ergattert und lästerten anschließend über meine 'Dämlichkeit'. "Wenn Du so blöd bist, nicht zu spicken, dann musste Dich nicht wundern...!". Hab' mich gar nicht gewundert, aber so war's mir lieber.
Wie dem auch sei - wenn es in einer Gesellschaft zum 'guten Ton' gehört, sich durch Bescheißen eine bessere Position zu verschaffen, dann erklärt sich das Verständnis für jemanden, der genau damit auffliegt, ganz von selbst...
Gruß, Olaf