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Alt 26.01.2004, 12:38
Cheftrainer Cheftrainer ist offline
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Re: Warum werden die Schüler-Nachwuchsspieler verheizt?

Solche Spieler wie Sebastian haben sowieso einiges an Lehrgängen während der Schule. Im C-Kader kann man mal von 4 Wochen pro Jahr ausgehen denke ich.

Natürlich hat man sogar Anspruch auf Nachhilfe, die vom Bundeskader gezahlt wird. Aber zusätzlich zu den normalen Trainingspflichten noch Schule nachzuholen dürfte zeitlich sehr schwer werden. Darunter leidet aber nicht unbedingt die Schule. Ich kenne einige Beispiele wo das gut funktioniert.

Eines leidet aber ganz sicher. Ein "Privatleben" ausserhalb einer Trainingshalle gibt es kaum. Ein Spieler von uns (inzwischen C-Kader) war mal für drei Monate verletzt. Während der Zeit musste er feststellen, dass alle seine Freunde aus dem TT-Umfeld stammten. Es dauerte Wochen, bis es wieder einige soziale Kontakte geknüpft hatte.

So lange die tägliche Dosis TT auf dem Plan steht, merkt man sowas nicht. Aber gerade in einem derartigen Fall kann einem bewusst werden, dass man quasi keine sozialen Bindungen mehr hat, die nicht mit in einer Halle verknüft sind.

Ich finde es schon eigenartig, dass Sebastian nicht automatisch freigestellt wird, wenn ein Qualifikationsturnier ansteht, dass er im Vorjahr bereits gewonnen hat. Wenn man schon fast 100% seiner Zeit opfert, dann sollte man wenigstens eine sinnvolle Auswahl treffen.

Ich habe da noch ein anderes Beispiel:

Ein anderer Schüler von uns war auch Mitglied im C-Kader. Obwohl er in der Schule gut war, hat er aber teilweise Lehrgänge während der Schulzeit abgesagt (er hatte mal eine Arbeit direkt im Anschluß eines Lehrgangs "verhaun"). In der schulfreien Zeit war er immer dabei.

Direkt am Wochenende nach den südwestdeutschen Meisterschaften der B-Schüler hat er ein Schreiben bekommen wo ihm mitgeteilt wurde, dass er aus dem C-Kader draussen wäre weil die Leistungen nicht ausreichend wären.

Interessant war aber die Tatsache, dass der Betreffende alle drei Titel bei den Südwestdeutschen gewonnen hatte. Die Begründung war sicherlich nur vorgeschoben, denn die Absage von manchen Lehrgänge während der Schulzeit wurde halt nicht hingenommen.

Später wurde der Schüler aber wieder aufgenommen und hat danach auch alle weiteren Lehrgänge mitgemacht. Insofern gab es sogar eine Art "Happy End" für den Bundeskader.

Prinzipiell kann ich abschliessend nur sagen, dass ich den Leistungssport (mit all seinen Nachteilen) unterstütze. Nur vor allem die Eltern müssen sich über alle Nachteile im Klaren sein und immer abwägen ob die Vorteile überwiegen.

Ich denke, dass man Schule und Training auch im Leistungssport unter einem Hut bekommen kann. Jedoch liegt meines Erachtens nach das größte Problem im Fehlen eines intakten sozialen Umfelds eines C-Kader Spielers im Schüleralter. Damit meine ich nicht die Eltern. Gerade für die soziale Entwicklung ist ein Freundeskreis wichtig, denn man nicht nur "beim Kleben" vor dem Training oder in der kurzen Pause während der TT-Einheit pflegen kann.

Geändert von Cheftrainer (26.01.2004 um 12:57 Uhr)
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