AW: Klassiker vs. FKE/Tensor (Themensammlung): Wissenswertes, Rückkehr ...
Ich finde den Physikthread und die verlinkten Papers interessant, habe aber auch den Eindruck, dass du dort einen differenzierteren, zurückgenommeren Standpunkt einnimmst, von dem ich gar nicht unbedingt stark abweiche.
Ich vermute zum einen, dass technische Unzulänglichkeiten und sich das daraus ergebende verschobene Verhältnis zwischen tangential und orthogonal in der Diskussion nicht genug berücksichtigt sind. Diese führen natürlich zu einer Bewertung der Beläge im Bereich, in dem sie tatsächlich gespielt werden, nicht im theoretischen Grenzbereich mit maximaler tangentialer Kraftübertragung.
Was nützt es mir als Spieler, wenn ich aus einem Belag theoretisch superviel herausholen kann, dies aber praktisch nur in einem sehr kleinen Winkelbereich mit sehr guter Technik abrufen kann? Die Folge ist, dass sich ein Belag im "normalen Spiel" eben anders spielt, als er sich bei optimalem Winkel und perfekter Technik (schnell mit dünnstmöglichem Treffpunkt) spielen lassen könnte. Das führt zu den Eigenschaften, die wir in Testberichten diskutieren und die diese Beläge in der Praxis für uns dann auch haben, auch wenn das unwissenschaftlich sein mag. Wir vergleichen üblicherweise Belageigenschaften im intuitiv spielbaren Bereich, nicht in einem experimentellen Setup, wo der max. Spin durch Feineinstellung von Treffpunkt, Schlagtempo, Winkel usw. optimiert ist.
Ich denke weiterhin, dass es Belagseigenschaften gibt, die unabhängig von der Technik definieren, in welchem Kraft- und Winkelbereich sich ein Belag optimal für eine tangentiale Kraftausübung eignet. Das wird durch Oberflächengriffigkeit, Vorspannung, Härte von Obergummi und Schwamm, der Abstimmung zwischen diesen Komponenten und anderen Parametern bestimmt. Das wird auch von den Autoren zugegeben, ebenso wird die Winkelabhängigkeit betont, die zu unterschiedlichen Spieleigenschaften abhängig vom Eintreffwinkel führt. Durch die Belageigenschaften wird auch die von dir bereits genannte Neigung zum Durchrutschen mitbestimmt, die auch dazu führt, dass man nicht mit jeden Belag mit gleichem Blattwinkel spielen kann, um einen bestimmten Spin zu erzeugen.
Vereinfacht gesagt kann es nach meiner Vorstellung Beläge geben, die sich durch ihr Design schlechter für ein tangentiales Spiel eignen, in der Praxis dann stärker orthogonal gespielt werden müssen und dann auch andere Spieleigenschaften haben, als sie es bei streng tangentialem Treffpunkt haben.
Als Beispiel latsche ich mit einem Big Slam oder Nimbus eher etwas frontaler drauf und werde weniger einen filigranen dünnen Balltreffpunkt mit mehr Spinentwicklung anstreben, als mit einem spinnigen modernen Japanbelag (Tenergy und Co.), da ich sonst schneller in die Gefahr des Durchrutschens komme. Effektiv kann es dann so sein, dass weniger spinnige Beläge im spielbaren Bereich einen höheren "Wurfwinkel" verursachen ("man schlägt den Ball stärker frontal nach oben, weil man den fehlenden Bogen kompensieren muss"), ohne dass damit zwangsläufig der höhere Auswurf durch einen stärkeren Spinbogen gemeint sein muss.
Außerdem glaube ich, dass sich Energieverlusteffekte und mögliche Spinerzeugung überlappen, und sich dadurch nochmal unterschiedliche Kombinationen ergeben, die sich durch unterschiedliche Spieleigenschaften der Beläge ausdrücken. Auch durch die Existenz von Belägen mit ähnlicher Spinentwicklung, aber unterschiedlich hohem Absprungwinkel (als Beispiel sei hier mal Aurus vs. Baracuda/Genius genannt)...
Was wir in den Testberichten beschreiben, ist nicht der optimale Fall, wo in einem kleinen Fenster das Maximum aus einem Belag rausgeholt wird, sondern wir beschreiben letztendlich und integrieren den Eindruck einer mehrdimensionalen Kennkurve eines Belages im spielbaren Bereich, bei der z. B. der Anteil der orthogonalen Bewegung, die Winkelabhängigkeit, Grenzbereich, wo es zum Durchrutschen/Abrutschen kommt u. a. mit eingehen.
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