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Alt 23.04.2001, 00:58
sVeNd sVeNd ist offline
heißläufer
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sVeNd ist zur Zeit noch ein unbeschriebenes Blatt (Renommeepunkte ungefähr beim Startwert +20)
So hier auch mal meine Meinung zum Thema:
Um Tischtennis populärer zu machen, bedarf es einer gewissen "Massenkompatibilität", die sich z.B. dadurch auszeichnet, dass jeder biertrinkende Fussballfan (um mich hier mal eines Klischees zu bedienen) meint, besser gegen den Ball treten zu können als der hochbezahlte, voll trainierte Nationalspieler, der seit vielen Jahren nichts anderes macht, genauer dass dieser "Fussballfan" überhaupt meinen kann, dass Fussball so einfach ist, wie es ausschaut. Mit anderen Worten, die Transparenz, die doch nur vermeintlich vorhanden ist, ist das Entscheidene. Beim Boxen mag dies die dunkle Ahnung einer simplen Prügelei sein, die jeder(mann) schon mal in irgendeiner Form erlebt hat; bei der Formel 1 ist es noch offensichtlicher- denn wer denn bitte kein Auto (und sieht es mehr als als einen Gebrauchsgegenstand an)? Wobei hier deutlich wird, dass populäre Sportarten meist vom männlichen Teil der Bevölkerung nahezu alleine getragen werden.
Aber zurück zum Tischtennis: Bei uns gibt es nunmal diese scheinbare Transparenz nicht, denn wenn irgendein Weltklassespieler einen Topspin nicht trifft, dann kann obengenannter fiktiver Biertrinker nicht sagen: Den hätte ich aber getroffen! weil er nämlich noch nie Tischtennis gespielt hat. Dass er wahrscheinlich auch noch nie Fussball gespielt hat, zeigt nur wieder, dass man beim Tischtennis einfach mehr Wissen benötigt, um sich als (vermeintlicher) Experte fühlen zu können.
Wichtig für die Popularität von Tischtennis sind aber auch Dinge wie Medienpräsenz, die wiederum davon abhängt, ob ein deutscher Spieler eine entscheidene Rolle spielt, weil das für die Mehrzahl der Nicht-TT-Spieler das einzige (unechte) Argument wäre, sich mal eine Übertragung anzuschauen. Doch vor so einer Übertragung liegt nunmal leider das Wissen um die Nachfrage, die, wie die Quoten der DSF-Übertragungen gezeigt haben, leider auch unter TT-Spielern nicht übermäßig vorhanden ist.
Und ich denke, dass ist der Punkt, wo wir die Selbstkritik ansetzen müssen, die langfristig eine Chance auf eine Verbesserung der Popularität von Tischtennis bietet: Das Engagement von uns allen für unsere Sportart. Das Problem liegt, denke ich, vor allem in den unteren Klassen darin, dass die meisten Spieler ihre Sportart im Freundes- und Bekanntenkreis nicht in positiver oder motivierender Form repräsentieren, weil es für sie selber nur eine Feierabendbeschäftigung ist. Womit ich auch beim Image der Sportart Tischtennis bin. Weil im Tischtennis der Anteil der Älteren relativ zu vielen anderen Sportarten ziemlich hoch ist, ist es schwerer, Jugendliche für Tischtennis zu gewinnen, weil der Altersunterschied eben doch abschreckend wirkt (Und die Wahrscheinlichkeit, noch "ältere Menschen" fürs Tischtennis zu gewinnen, kann getrost vernachlässigt werden). Der zweite Punkt ist der, dass Tischtennis nun mal eher von "langweiligen Normalos" als von abgedrehten Typen (siehe Extremsportarten) gespielt wird, was natürlich viel "cooler" auf die Kids wirken würde.
Noch eine provokative Frage zum Schluss: Warum wollen wir eigentlich, dass Tischtennis poulärer wird? Ist es der Wunsch, die eigene Sportart allgemein anerkannt zu sehen? Eine Randsportart hat den nicht zu unterschätzenden Vorteil, dass es nicht nötig ist, sich vor den Medien zu prostituieren (ich weiß, ich weiß, die ITTF hat dieses Argument in Ihrem Streben nach Sendezeit leider mit den vielen Regeländerungen längst ad absurdum geführt). Letztlich möchten wir alle uns doch nur etwas aufbauen/erreichen, aber dennoch sollte man meiner Ansicht nach sich niemals unkritisch weder dem Zweck noch dem Mittel hingeben, den man dient bzw. dazu benutzt. Tischtennis in seiner jetzigen Verbreitung ist schließlich noch längst nicht vom Austerben bedroht!!
Viele Grüße an alle, die sich das hier durchgelesen haben
Svend
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