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Alt 26.04.2001, 00:07
Bernd Beringer Bernd Beringer ist offline
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Hallo Pfannaflicka, Du scheinst ja ein (wenn auch leider anonymer) Franke zu sein. Deshalb versuche ich Dir, so kurz wie möglich, e i n e n Weg zu schildern, wie man als ganz normaler Verein aufsteigen u n d trotzdem noch "normal" bleiben kann. Ich nehme das Beispiel meines Vereins, den TV Hilpoltstein.

Wir sind, anfangs mit zwei talentierten Jugendlichen, den Gebrüdern Frisch, mit ein paar engagierten Leuten im Verein und mit einem guten Konzept von der 1. Kreisliga ununterbrochen (mit einer Ehrenrunde in der Bayernliga) bis in die Regionalliga aufgestiegen. Auf diesem Weg kamen zahlreiche talentierte Spieler aus der Umgebung zu uns - nicht weil wir etwas bezahlt haben, sondern weil es bei uns Spaß gemacht hat zu spielen, zu feiern, zu lachen, zu diskutieren, zu gewinnen und zu verlieren. Und weil wir eine Tischtennis-Begeisterung in der Stadt und in der Umgebung entfachen konnten, die bis zu 400 Zuschauern pro Heimspiel und 70 pro Auswärtsspiel gebracht hat. Nach dem dritten Jahr Regionalliga haben uns die drei besten Spieler verlassen, darunter leider auch Rainer Schreiter, einer der besten in Bayern, und unser Eigengewächs. Deshalb sind wir freiwillig in die Oberliga abgestiegen, wo wir seit einigen Jahren gegen den Abstieg und jetzt um den Aufstieg kämpfen.

Das alles tat der Begeisterung keinen Abbruch, zumal mit Felix Bindhammer ein weiteres Eigengewächs zum absoluten Spitzenspieler heranreifte. "Bezahlt" haben wir bis vorige Saison überhaupt nichts, wenn man Fahrtkosten, Essen nach dem Spiel, Sportbekleidung und Beläge nicht rechnet. Stattdessen haben wir uns intensiv um die schulische und berufliche Ausbildung unserer Talente/Spieler gekümmert.

Im Zuge dieses (fast sensationellen) Aufschwungs ist die zweite Herrenmannschaft bis (vorerst) in die Landesliga aufgestiegen. Wir gehören mit insgesamt 15 Mannschaften, darunter fünf Jugendmannschaften, nicht nur zu den starken, sondern auch zu den großen Vereinen in Mittelfranken. Wir machen viel im Verein, wir lachen, diskutieren, feiern, gewinnen und verlieren immer noch - wie früher.

Allerdings kommen wir nicht mehr ganz "ohne Geld" aus. Aber das liegt nicht an uns, sondern an den Umständen. Wenn heute im Fußball bis in die Kreisliga hinunter richtig bezahlt wird, wenn Profi-Fußballer weniger trainieren als Tischtennis-Amateure, aber dafür Millionen kassieren, dann kann diese Entwicklung - leider!! - nicht spurlos an unserem Sport vorübergehen. Trotzdem kann man das Ganze im Griff behalten: z.B. wenn man sich nicht von einem Sponsor abhängig macht, sondern möglichst viele Geschäftsleute in sein Marketingkonzept einbezieht. Oder wenn man alles tut, daß die Leistungssportler im Verein immer noch eingebunden bleiben in das Ganze und keine eigene Abteilung bilden. Oder wenn sie für den Nachwuchs nicht nur Vorbild, sondern ab und an auch Partner sind.

Es gibt viele Hindernisse, um den "idealen Verein" zu schaffen. Manchmal sind wir auch selbst das Hindernis. Weil auch wir, wie so viele Tischtennisspieler, einen "Batscher" haben, wie es der Franke so trefflich formuliert. Ob man/frau was dagegen machen kann? Ich zweifle immer häufiger, gebe aber die Hoffnung bis zum bitteren Ende nicht auf. Ich hoffe, Dir, der Du allem Anschein nach ein paar Jahre jünger bist, geht's genauso. Dann wär's ja nicht schlecht.
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