|
Sind behandelte Noppen unserem Sport zuträglich ?
Hallo erstmal,
auch auf die Gefahr ein heikles Thema zum wiederholten Male aufzuwärmen, nach dem Besuch auf dem Veltheimer TT-Turnier (WTTV, zwischen Hannover und Bielefeld) frage ich mich ernsthaft, ob der Trend zur behandelten Noppe für unseren Sport "gesund" ist.
In der Herren-A-Klasse (bis OL) waren von über 90 (!!) Startern mindestens 20 Spieler mit z.T. extremen LN unterwegs. Motto : Je störer, desto kotz.
Diese Spieler stehen am Tisch, halten ihre Noppen auf mindestens 3/4 des Tisches stumpf hin und schießen die zumeist verunglückten Returns mit der VH ab. Die Gegner sind meist hochgradig sauer, schimpfen auf Gegner, Gott und sich selbst und gehen völlig gefrustet vom Tisch.
Da hat die ITTF größere Bälle, kürzere Sätze und entschärfte Aufschläge beschlossen um den TT-Sport attraktiver zu machen, dem Noppenwildwuchs schaut man dagegen hilflos zu.
Vorweg : Ich bin nicht der Meinung, dass die oben beschriebenen LN-Spieler nicht Tischtennis spielen können. Es gehört schon eine erhebliche Portion Ballgefühl und Training dazu mit diesem Material umgehen zu können. Ich selbst bin Abwehrspieler (RH Antitop) und habe vor einiger Zeit einen Palio auf meinen Schläger gezogen, um unseren Nachwuchsspielern das Training gegen solches Material zu ermöglichen. Nach drei Trainingseinheiten habe ich das abgebrochen, für mein Spiel (lange Abwehr) und meinen Trainingsaufwand ist das offensichtlich nichts.
Andererseits kann es nicht sein, dass Spieler und Spielerinnen, die mit normalem Material gerade mal Kreisliga spielen, plötzlich in der OL alles umhauen.
Das entscheidende Argument gegen diese Beläge ist für mich, dass die Grundstrategie das Zerstören des Spiels ist. Für den interessierten Laien sieht das nicht nach Sport, sondern nach Freizeit-Ping-Pong aus. Hinzu kommt, dass viele der Beläge nicht regelgerecht sind, weil sie nachträglich behandelt sind. Vom Palio z.B. gibt es etliche Varianten, die sich offensichtlich nur in der Form der nachträglichen Behandlung unterscheiden. Aufschrift, Typenbezeichnung usw. sind identisch. Viele Spieler behandeln ihre Beläge zudem selbst, so dass keiner mehr den Überblick hat, was ist zugelassenes Material und was müsste eigentlich aus dem Verkehr gezogen werden.
Sicherlich wird sich das ganze, genau wie beim Aufkommen der "normalen" LN vor gut 20 Jahren wieder von selbst regeln. Je mehr Spieler mit diesem Material anzutreffen sind, um so mehr stellen sich die anderen Spieler darauf ein. Unter dem Strich bleibt aber ein unattraktives Spiel, das kaum zur Werbung für unseren Sport beitragen wird.
Einziger, wenn auch schwacher, Trost : bis in die Leistungsspitze schafft es dieses Material aber kaum, die Möglichkeiten sind letztlich eben doch beschränkt.
Wenn man etwas gegen diesen Trend tun wollte, müsste man wahrscheinlich alle Noppen verbieten, denn behandeln kann man jeden Belag und sei es, indem man ihn für zwei Stunden in pralle Sonne legt.
Wolfgang Jürgens
__________________
"Erst wenn
der letzte Nachwuchsspieler zum Fußball abgewandert,
der letzte Übungsleiter gefrustet aufgibt,
der letzte Verein die Jugendarbeit einstellt
und der letzte Aktive seinen Schläger altersbedingt zur Seite legt,
werdet Ihr feststellen, dass man mit click-TT keinen einzigen Nachwuchsspieler gewonnen hat und niemand mehr da ist, um die Kosten zu tragen!"
(Abgewandelt von der Weissagung der Cree)
|