Ich würde sagen das hängt von der Definition ab, was man unter einem Allrounder versteht.
Im eher weiter unten angesiedelten Hobbybereich würde ich sagen, dass ein Allrounder eher sehr verhalten spielt. Er schupft erst mal mit, und wenn der Gegner angreift wird klassisch mehr oder wneiger sicher geblockt. Zwischendurch gibt es aber auch mal eine Topspinattacke, die normalerweise eher auf Rotation und Platzierung ausgerichtet ist.
Je weiter oben man spielt umso weniger funktioniert so ein System, weswegen es so etwas bei den Profis nicht gibt. Mit zunehmender Spielstärke muss das Spiel zwangsweise offensiver ausgelegt werden. Bei den Profis gibt es dann im Prinzip nur noch Offensivspieler oder moderne Verteidiger. Das liegt zum einen daran, dass die klassischen Blocktechniken im Profibereich ausgestorben sind, und alles nur noch mit Spinblock oder Gegentopspin beantwortet wird. Die letzten grossen Spieler, die noch klassisch extrem gut geblockt haben waren Persson und Waldner. Persson war für mich ein perfekter Allrounder. Waldner ist dafür zu sehr auf den Aufschlag und Vh-Topspin fixiert.
Bei den noch aktuellen Profis, die ich so in den Übergangsbereich zum absolut modernen Spiel sehen würde, würde ich Samsonov und Oh Sang Eun als die letzten Allrounder bezeichnen (fall Letzterer überhaupt noch spielt). Aber die verschwinden auch bald von der Bühne. Deren Stärke, die hohe Grundsicherheit und das Passivspiel, ist eben zugleich auch deren Schwäche, da sie sich oftmals auf dieses Spiel verlassen und dann für heutige Verhältnisse zu passiv spielen. Ich kenne beispielsweise keinen anderen Spieler, der mit einem Schupfball den Gegner so unter Druck setzen kann wie Samsonov! Habe mal ein Spiel zwischen den beiden gesehen, bei dem oftmals derjenige Spieler das Nachsehen hatte, der versuchte den Punkt offensiv zu erspielen.
Ich bin ein richtiger Fan der Samsonov'schen Spielweise, was u. a. auch daran liegt, dass ich auf meinem Niveau einen ähnlichen Spielstil praktiziere. Da man mit Allrounder aber wie oben beschrieben eine eher passive Spielweise verbindet bezeichne ich meinen Stil immer als "variabel offensiv". Das hört sich für mich besser an.