Einzelnen Beitrag anzeigen
  #182  
Alt 07.05.2001, 00:39
Bernd Beringer Bernd Beringer ist offline
Registriert seit 2000
Foren-Stammgast 2000
 
Registriert seit: 06.12.2000
Beiträge: 2.053
Bernd Beringer befindet sich auf einem aufstrebenden Ast (Renommeepunkte mindestens +40)
albatross

Alle, die die neuen Regeln für völlig falsch halten (immerhin gut 80%!), als sog. "Fortschrittsverweigerer" zu bezeichnen, ist ja ein starkes Stück. Fortschritt ist doch nicht, daß man - ohne Legitimation der Basis und nur aus vermeintlichen Kommerzgründen - unseren Sport vom Kopf auf die Füße stellt; daß man eine "Revolution von oben" über die Köpfe von Millionen Tischennisspielern in Vereinen, Schulen, Schwimmbädern, Familien etc. beschließt; daß man einer der größten Massensportarten der Welt seine "Identität" nimmt; daß man Sachen beschließt, die sogar - nach Tests - nicht mal die Profis befürwortet haben. Aber: Sind wir denn nur Profivereine, nur Kommerz-Geier, nur Befehls-Empfänger einer Funktionärskaste, die auf die Basis eben Nullkommanull Rücksicht nimmt?

Rückläufige Mitgliederzahlen oder das angeblich "angestaubte Image" unseres Sports kommen doch nicht von unseren Regeln. Das kommt doch daher, daß wir uns - ohne echte "Heros" wie Boris Becker, Steffi Graf oder Michael Stich im Tennis der Weltklasse - eben nicht als absolute Weltklasse-Sportart darstellen können. Den größten Aufschwung hatten wir doch, als Roßkopf/Fetzner 1989 Weltmeister wurden - nach den alten Regeln, aber dennoch mit viel Fernsehen und mit viel schreibender Presse.

Mit der Änderungs- und Regelungswut unserer Funktionäre können wir unseren Sport nicht besser präsentieren, sondern nur mit Erfolgen unserer Spitzenleute - siehe Biathlon, siehe Skispringen, siehe Golf, siehe vor allem Tennis, das ohne echte Heros sofort wieder stark rückläufig geworden ist. Trotzdem übertragen die Fernsehsender in Deutschland noch immer überdurchschnittlich viel - und die Tennisspieler haben mit ihren Sätzen, die zwischen 30 und 60 Minuten(!) dauern, keine einzige Regel geändert.

Von wegen "das gemächliche Hinpätschern zu Beginn des Spiels": selten so einen Quatsch gehört! Ich weiß ja nicht, wo Du spielst oder zuschaust: meine Erfahrungen von der Regionalliga bis zur Kreisliga gehen dahin, daß die Spieler (und die Zuschauer) die ersten Punkte genauso wichtig nehmen wie die letzten. Nach Deiner "Logik" könnte ja ein Fußballspiel auch in der 80. Minute beginnen oder, noch besser, ein Eishockeyspiel gleich mit dem "Sudden Death". Nee, mein Lieber, spielen - das heißt auch etwas entwickeln, Strategie, Taktik, Tricks und Technik des Gegners lesen lernen. Mit diesen andauernden Kurzsätzen, den vielen Unterbrechungen, den vielen Stops&Steps, wird der ohnehin schon viel zu hektische Tischtennissport noch hektischer. Wie kann das neue Zuschauer locken?

Ich habe nichts gegen Regeländerungen, wenn sie was bringen, vor allem für die Spieler und für die Öffentlichkeit. Aber wenn schon Regeländerungen, dann bitte nicht aus Kommerzgründen, sondern behutsam und mit Einbeziehung der Basis. Wenn die jetzt beschlossenen Regeländerungen auch im DTTB in Kraft treten (was leider zu befürchten ist), dann führt dies zu einem weiteren Rückgang der Mitgliederzahlen, des Nachwuchses, der Zuschauer und der Presse. Ich habe viele Stimmen gehört und gelesen, die sagen: "Das ist nicht mehr mein Sport"! Warum nehmen wir diese vielen Stimmen nicht ernster als die von ein paar abgehobenen Funktionären?

In zwei, drei Jahren wissen wir mehr. Ich befürchte, daß ich Recht habe: Tischtennis wird noch drastischer rückläufig sein als bisher - in den Mitgliederzahlen und in den Fernsehzeiten. Aber solange kämpfe ich zumindest noch f ü r unseren Sport - und damit, leider, gegen viele Funktionäre und sog. "Fortschrittler" wie Dich.

Mit Zitat antworten