AW: Vereinsengagement - Ich helfe mit
Ich bin seitdem ich 16 Jahre alt bin ehrenamtlich im Verein und darüber hinaus tätig, also seit mittlerweile fast 22 Jahren. Angefangen hab ich als Jugendtrainer und Jugendwart, über Kreistrainer, Lehrwart, Internetbeauftragter bis zu 10 Jahre Geschäftsführer in der ersten und zweiten Bundesliga (und viele kleinere Aufgaben dazwischen, insgesamt wohl um die 20 Tätigkeiten, teilweise auch mehrere parallel). Interessant finde ich vor allem das breite Spektrum zwischen Breitensport und Profibereich. Wenn man auf beiden Seiten tätig war, sieht man viele Dinge ganz anders als wenn man nur einen Bereich davon kennt.
In den letzten Jahren habe ich aufgrund vieler frustrierender Erlebnisse im Tischtennis mein Engagement stark zurückgefahren. Vor 5-6 Jahren habe ich noch jede freie Minute für ehrenamtliche Aufgaben geopfert. Prinzipiell kämpft man im Tischtennis an allen Fronten gegen starke Widerstände. Die Strukturen sind überaltet und neue Ideen und zeitgemäße Änderungen sind nur schwer bis kaum durchsetzbar. Auf der einen Seite gibt es viele Themen, bei denen man nicht bereit ist, 50 Euro in die Hand zu nehmen während es andere Themen gibt, wie beispielsweise Ergebnisdienst, wo man meiner Meinung nach hunderttausende von Euros sinnfrei aus dem Fenster wirft.
Nach über 20 Jahren fühlt man sich irgendwann wie Don Quijote beim Kampf gegen die Windmühlen und verliert die Motivation. Das bezieht sich nicht nur auf den Bereich neue Medien, wo ich diverse Homepages betreue und vor 8 Jahren mit dem DTTB zusammen den aktuellen Liveticker entwickelt habe.
Aus dem Bereich Liveticker, was nicht ehrenamtlich war, habe ich zum 01.01. zurückgezogen. Aus dem ehrenamtlichen Engagement hat sich ansonsten noch ein Engagement bei Borussia Düsseldorf entwickelt, wo ich seit 7 Jahren zusammen mit Andreas Preuss und Co. die internen Abläufe rund um Bundesliga, Kids Open und TT-Schule optimiere und Softwarelösungen für die Abwicklung der Backend-Bereiche entwickele.
Das ist auch die einzige Tätigkeit in den fast 22 Jahren, bei der ich unverändert den Eindruck habe, dass man hier viel bewegen kann. Hier diskutiert man diverse Ansätze gemeinschaftlich durch und kommt zu einer gemeinsamen Lösung während 90% der anderen Tätigkeiten darin bestehen, dass die Verantwortlichen entweder Angst haben, Dinge, die schon seit 50 Jahren so sind, zu verändern, oder glauben, dass es außer ihren eigenen Meinung keine zulässigen Argumente gibt oder auch stellenweise wie in einer Diktatur entschieden wird. Unabhängig von meinen Tätigkeiten in der Vergangenheit habe ich auch viele andere kennengelernt, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Expertenmeinungen zählen im Tischtennis wenig. Die Entscheider fühlen sich oft gekränkt, wenn jemand Themen anders angehen will, als man selbst es sich überlegt hat. Konstruktive Lösungsfindung im Tischtennis ist leider eher die Ausnahme - das geht von Diskussionen im Verein, ob man im Jahr 2015 wirklich den Mitgliedsbeitrag auf mehr als 2,50 Euro erhöhen kann ohne dass der Verein zerfällt über Kreis- und Landesverbandsthemen bis in die DTTB-Spitze. Tradition ist immer mehr wert als Innovation und vielerorts ist Blut auch dicker als Wasser und der eigene Geldbeutel immer mehr wert als die Sportart Tischtennis.
Aktuell überlege ich, ob ich mich nicht in irgendeiner Form in den beiden anderen Sportarten für die ich mich interessiere engagieren soll: Badminton und Volleyball. Wobei die Grundlagen hier komplett andere sind: während Badminton in vielen Bereichen noch weit hinter Tischtennis zurückhinkt, ist Volleyball in fast allen Bereichen deutlich besser und fortschrittlicher aufgestellt als Tischtennis.
Ich spiele selbst noch sehr gerne - wenngleich ich mittlerweile nicht mehr trainiere - aber was ehrenamtliche Tätigkeiten angeht, bin ich mittlerweile äußerst skeptisch und zurückhaltend und meine Motivation hält sich in Grenzen. Aktuell administriere ich nur noch die Homepage unseres Vereins - mal schauen, was die Zukunft bringt.
Fazit: ich habe schon den Eindruck, dass ich zusammen mit anderen in der Vergangenheit viel bewegen konnte. Das Highlight dabei waren sicherlich die beiden Vize-Meisterschaften in der Damen-Bundesliga mit dem TTSV Fraulautern, wo wir bei meinem Einstieg als Geschäftsführer in der Regionalliga mit einem tollen Team gemeinsam über viele Jahre darauf hingearbeitet haben, den Verein bis in die nationale Spitze zu führen. Das sind Erfahrungen und Erfolge, die man nie vergisst und die einen auch prägen. Mit meinen fast 38 Jahren habe ich den Eindruck, im Tischtennis schon sehr viel erlebt zu haben und ein sehr breites Spektrum kennengelernt zu haben. Wahrscheinlich überwiegen die positiven Erfahrungen wenngleich man immer dazu neigt, sich eher an die negativen Erlebnisse zu erinnern.
Mein Ziel war immer, hauptberuflich mit Tischtennis mein Geld zu verdienen aber das wird in vielen Bereichen nie möglich sein. Außer für Spieler und Trainer wird fast kein Geld investiert - wenngleich man in vielen Bereichen in den letzten Jahren dadurch Millionen hätte sparen können. Naja, ich habe mich damit abgefunden und hatte immerhin mit dem DTTB und weiterhin mit Borussia Düsseldorf zwei Engagements, wo sich aus Ehrenamt eine bezahlte Nebentätigkeit entwickelt hat.
Künftig geht mein Bestreben eher in die Richtung, neue Sportarten kennenzulernen.
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