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Alt 16.01.2018, 14:43
User 17544 User 17544 ist offline
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AW: Zukunft der Automobil Industrie - Neuordnung auf dem Weltmarkt durch Elektromobil

Zitat:
Zitat von crycorner Beitrag anzeigen
Ich zitiere mich mal selbst und bitte die Experten um einen Blick in die rosige Zukunft, die die o.g. praktischen Probleme obsolet machen.
Na ja, ich bin weit davon entfernt Experte zu sein, erlaube mir nur, eben so wie du auf ein wenig Verstand zurückgreifen zu können. Bin halt nur ein Interessierter, der sich schon ein wenig damit beschäftig hat. Mit dem einen oder anderen Chefstrategen hier kann ich nicht mithalten...

Die Sache mit dem induktiven Aufladen, wird aus meiner Sicht aus vielen Gründen ein feuchter Traum bleiben. Was die Reichweiten betrifft, so solltest du dich erst mal selbst hinterfragen, was für dich wirklich real nötig wäre. Ich käme für mich in 99% der Fälle mit sagen wir mal 200 km sehr gut klar. Nicht bei meinen TT-Spaßfahrten, aber dafür nutze ich eh ein anderes Auto.

Dein Tiefgaragenproblem, dürfte sich sicher lösen lassen. Ich kann mir nicht mal vorstellen, dass dir das die Hausgemeinschaft verbieten könnte, wenn du es drauf anlegen würdest. Klar, wer will sich mit seinen Nachbarn gern rumstreiten. Niemand. Ab und an gibt es auch echte Stinkstiefel. Auch klar. Nur mit ein wenig Geschick und einem höflichen Umgangston, lässt sich vieles ohne Theater erreichen. So jedenfalls meine Erahrungen. Die Kosten für solch eine Lademöglichkeit, kann ich ohne die baulichen Voraussetzungen zu kennen nicht einschätzen. Kommt auch auf die Ausführung an. Eine Schnelllademöglichkeit mittels Drehstrom wird teuerer werden als eine normale Schukosteckdose. Kommt auch auf das dir vorschwebende E-Auto an. Einen Tesla mit einem 110 kW/h Akku-Paket über eine Schukosteckdose, der ca 3,5 kW Leistung entnommen werden kann, ist wenig sinnvoll. Bei einem E-Auto mit max 40 kW/h Akkupaket, könnte eine Schukosteckdose allerdings ausreichen. Zum übernacht Aufladen reicht es dann. Für die Kosten einer Ladevorrichtung sind die baulichen Gegebenheiten allerdings entscheidender als die Entscheidung einen Wechsel- oder Drehstromanschluss installieren zu lassen. Mit etwas Glück, weil sich dein Stromzähler im Keller neben der Tiefgarage befindet, wird es wesentlich günstiger als die von dir in den Raum gestellten 3000 €. Da reichen dann halt ein evtl. zusätzlich nötiger FI-Schutzschalter drei Sicherungsautomaten, 20 m Kabel und Istallationsrohr, dazu die passende Steckvorrichtung und vielleicht 3-4 Stunden Arbeitslohn für einen Fachmann. Hilft nichts, da musst du dir einfach ein entsprechendes Angebot einholen.

Bei der Entscheidung hin zu einem E-Auto selbst, darfste nicht drauf hoffen, dass sich da in nächster Zeit preislich und Infrastruktuell all zu viel tun wird. Entweder du willst das, dann findet sich ein Weg oder du willst das nicht. Schau dir nur die vielen Automessen an, was da so läuft. Da geht es um die nährere Zukunft der Autos. Verbrenner sind da immer noch bestimmend. Autokäufer bewegt niemand zu einem Kauf, wenn die Zyklen des Wechsels unter mindestens 3 Jahren liegen. Im privaten Bereich liegen die Zyklen eher doppelt so hoch. Ich rechne deshalb nicht damit, dass sich in den nächsten 5 Jahren all zu viel tut. E-Autos in der Größe eines Golf oder vielleicht 'ne Nummer kleiner, die Reichweiten um reale 300 km haben werden und zu einem Preis von um die 15.000 bis 20.000 € zu haben sein werden, sehe ich in naher Zukunft auch nicht. Der Trend geht eher dazu hin Tesla konkurrenz zu machen, um solvente Käufer, die E-Autos hipp finden gewinnen zu können. Jedenfalls las ich sowas von Benz, Audi und VW.

Wenn dir evtl. anstehende längere Strecken verständlicher Weise viele Bauchschmerzen machen, dann kannst nur du entscheiden, wie wichtig dir das ist und vor allem wie oft und planbar das für dich nötig sein wird. Da mögen dann vielleicht Leihautos für die evtl. überschaubaren Zeiten, in denen du einen Verbrenner brauchst, eine gute Option sein. Mag sein sein, dass sich mit Händlern ein entsprechender Deal machen lässt. Du lässt die E-Karre zum Gebrauch beim Händler und er überlässt dir dafür einen Verbrenner.

Verabschieden musste dich auch von dem Gedanken, dass ein E-Auto wie ein Verbrenner gefahren werden kann. Mit einem E-Auto wirste immer eher verhalten fahren müssen. Das vorhandene Leistungsvermögen der E-Autos kann nicht so ausgereizt werden wie das der Verbrenner. Alles weit über 100 km/h ist Gift für die zu erreichende Reichweite. Um schnell fahren zu können, erfordert es aber hohe Motorleistungsentnahmen. Mit einem z.B. 40 kW/h Akku-Paket kann das mit dem Schnellfahren, was den E-Motor von sagen wird mal 80 kW Leistung nahe an die Nennleistungsgrenze bringen wird, nicht lange gutgehen. Da nutzt auch die ganze schöne Technik, die beim Bremsen Energie in die Akkus zurückführt nicht all zu viel, wenn schnell gefahren werden will. Das ist dann nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Da der Verbrauch von E-Autos mit irgendwas zwischen 15 und 18 kW/h auf 100 km angegeben wird, kannste dir ja selbst ausrechnen, wie dieser Verbrauch zustande kommen muss. Geht halt nur, wenn nicht laufend so beschleunigt wird, dass die Nennleistung des E-Motors dafür nötig ist und auch nicht in Geschwindigkeitsbereichen, in denen durchschnittlich eine Motorleistung nötig ist, in denen mehr als 15 bis 18 kW/h gefordert ist.

Anders ausgedrückt, E-Autofahren sollten lowrider sein, die nicht mal mit der Autobahnrichtgeschwindigkeit von 130 km/h unterwegs sein wollen. 130 km/h dürfteste mit keinem aktuellen E-Auto bei einem Verbrauch von 15 bis 18 kW/h hinkriegen können. Der E-Golf z.B. verbraucht mit einem 85 kW Motor laut ADAC 18,2 kW/h auf 100 km. Dass das nur funktionieren kann, wenn dem zwar 85 kW zu leisten im Stande seienden Motor nicht mehr als die 18,2 kW/h im Schnitt in dieser Stunde zugeführt werden müssen, versteht sich von selbst. Gut, durch Rekuperation beim Bremsen, was beim E-Auto mittels Generatoren im Antriebsstrang so funtioniert, dass diese Generatoren das Auto abbremsen, sodass a) die Bremsen selbst weniger belastet werden und b) nutzbare Energie erzeugt wird, mit der die Akkus geladen werden. Das soll augenblicklich zu einer Energierückgewinnung von bis 20 % führen. Bis zu ist immer mit vorsicht zu genießen. Selbst wenn man die voll mit einrechnet sind's auch nicht mehr als ca 22 kW Motorleistung, die dem 85 kW in einer Stunde im Durchschnitt abverlangt werden darf, wenn man 100 km weit damit kommen möchte.

Dass die sogenannte Rekuperation (also die nutzbare Energierückgewinnung) zwar gern als ein toller Vorteil der E-Autos dargestellt wird, aber eben doch zumindest eine nicht erwähnte Begleiterscheinung mit sich bringt, sollte auch bedacht werden. 20 % sogenannte Energierückgewinnung bringt es auch mit sich, dass damit 20 % weniger Ladezyklen wie von Akkuherstellern angegeben werden möglich sein werden. Denn das was da bei der Rekuperation passiert ist nichts anderes als Ladungen, die genau wie jede andere Ladung die Akkulebenszeit verkürzen und eben zu den zu ereichenen Ladezyklen hinzugerechnet werden müssen. Je höher die Rekuperationsleistung, desto weniger Ladezyklen an der Steckdose bevor die Akkus schlapp machen.

Ob bei den Verbrauchsangabe der E-Autos die durch Rekuperation zurückgewonnene Energie, die zwar nicht bezahlt werden muss, aber durchaus mitverbraucht wird, mit einberechnet wird, da bin ich überfragt. Mit einem all zu ehrlichen Umgang damit, würde ich allerdings nicht rechnen. Zumal durch Rekuperation zurückgewonnene Energie gar nicht genau berechnet werden kann. Hängt halt vom Fahrverhalten und der Verkehrssituation ab. Wer am Sonntagmorgen mit 100 km/h über die Autobahn fährt, kriegt das auch schon mal 'ne Stunde hin ohne Bremsen zu müssen. Da wird dann gar nichts zurückgewonnen werden können.

Insgesamt ist auch der bei Akkus zu erreichenden Energiedichte wegen, nicht all zu viel Luft nach oben, was größere Akkuleistungen betrifft. Da wird dann recht schnell das Gewicht und das nötige Volumen zu dem begrenzenden Problem. Auf Reichweiten eines Diesel-PKW von 800 bis 1000 km bei 130 km/h wirste bei E-Autos wohl vergeblich warten müssen. Und in ein paar Minuten die Akkus voll haben zu können, wohl ebenso.

E-Auto fahren zu wollen, geht IMHO nur mit einer gewissen Umdenkbereitschaft. Mit dem Anspruch ein E-Auto eins zu eins wie einen Verbrenner nutzen zu können wird das wohl auch in der nicht all zu fernen Zukunft nichts.

Wie gesagt, keine Expertenstatement - dafür sind andere zuständig - nur die Meinungen und durchaus nur recht rudimentären Erkenntnisse eines an E-Autos interessierten Laien

Geändert von User 17544 (16.01.2018 um 14:52 Uhr)
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