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Alt 16.01.2018, 17:06
User 17544 User 17544 ist offline
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Zitat:
Zitat von BlinderBarmer Beitrag anzeigen
Die Lernkurve sagt Elektro als wirtschaftlich günstigste Lösung des Massentransports voraus, außer halt in Nischen.
Das ist einfach die Anwendung von Schulwissen.
Das ist mir zu billig solch Allgemeinplätze in den Raum zu stellen.

Wenn ich mich recht erinnere, warst auch du einer derjenigen, die bei Akkus sich haben was mit 8000 Ladezyklen vorrechnen lassen. Müsste ich mal im Klima-Thread nachschauen, ob ich das noch richtig auf dem Schirm habe.

Mach doch mal ganz konkrete Rechnungen auf statt hier von Lern- oder Kostenkurven, die deiner Meinung nach nur die Anwendung von Schulwissen sind daherzureden.

Klar kann man E-Autos künstlich so puschen, dass sie recht schnell wirtschaftlicher zu betreiben sind. E-Autos von der Steuer befreien und die Mineralölsteuer drastisch anheben und schon funktioniert dein Schulwissen. Wird das gemacht steigt natürlich auch die Lernkurve der Fahrer beim nächsten Autokauf.

Für mich ist das ganze Hin und Her der Wirtschaftlichkeit wegen eh nur 'ne Scheindiskussion. Erst mal sollte man hingehen und zugeben, dass E-Autos wesentliche Nachteile gegenüber Verbrennern haben, die auch nicht wirklich auszuräumen sind. Laden wird immer längere Zeit in Anspruch nehmen als tanken. Zeit ist in vielen Bereichen Geld wert. Wer will schon Menschen dafür bezahlen, dass sie 'ne Stunde oder gar länger an einer Ladesäule stehen müssen? Sowohl tiefe, als auch hohe Temperaturen sind Stand jetzt ein Problem für Akkus. Die überhaupt zu erreichende Energiedichte von Akkus wird ein Problem bleiben. Akkus werden immer viel Platz wegnehmen und auch viel Gewicht haben. Hohe Motorleistungen kann man ihnen der begrenzten Energie wegen nur kurzzeitig abfordern.

Das sind Probleme die erhalten bleiben werden. Damit muss man sich abfinden können und wollen. Selbst wenn E-Autos irgendwann mal zu den gleichen Preisen wie Verbrenner produziert werden können. Was ich grundsätzlich sicher für möglich halte, nur nicht in naher Zukunft.

Darum geht es unterm Strich aber gar nicht wirklich. Es geht darum auf lange Sicht das Klima so wenig wie möglich durch Fahrzeuge zu belasten. Das ist ganz sicher ein gutes und wichtiges Anliegen.

Der Aspekt der Wirtschaftlichkeit ist eh nur einer, der wie gewollt gesteuert werden kann. Die tatsächlich vorhandenen technischen Nachteile können allerdings nicht gesteuert werden. Die müssen in Kauf genommen werden. Darum kann Stand der Technik heute nur ein wenig dran rumoptimiert werden. Stand heute können E-Autos Verbrenner leider nicht eins zu eins ersetzen. Dem sollte man auch ins Auge sehen.

So wie Verbrennerfahrzeuge heute genutzt werden, kann das durch E-Autos nicht übernommen werden. Selbst mit optimaler Ladeinfrastruktur nicht. Inwieweit sich das heutige Nutzungsverhalten der Verbrenner überhaupt ändern lassen kann, muss auch erst mal genauer und kritisch hinterfragt werden. Nicht einen LKW aus dem Fernverkehr kriegste stand heute durch einen E-LKW ersetzt.

Ich bin zwar auch davon überzeugt, dass da sehr viel möglich ist, nur geht das nur in kleinen Schritten mit der Einbindung der Menschen, die auf Fahrzeuge angewiesen sind und einer durchdachten Planung. Übers Knie brechen mit der Nennung von Jahreszahlen wie 2035 oder 2050 wird das nicht funktionieren können.Da ist erst mal noch viel Gehirnsalat und auch harte, reale und durchaus kostenintensive Arbeit und auch anstrengende Überzeugungsarbeit nötig, damit das funktionieren kann.

Und natürlich wird man sich da auch noch mit vielen Interessensgruppen rumstreiten müssen, die bei der Umstellung auf E-Fahrzeuge wirtschaftliche Nachteile nicht zu unrecht befürchten. Die Autoindustrie selbst sehe ich da nicht ganz vorne mit dabei. Die werden sich schon umstellen können. Jeder der heute viel Geld mit Öl, Gas und Kohle verdient, wird da schwerer zu überzeugen sein. Deren Macht zu unterschätzen wäre dumm. Die sitzen nicht nur auf einem großen Haufen Öl, Gas und Kohle, sondern auch auf einem eben so großen Haufen Geld, was sie ganz sicher dazu nutzen werden, so lange wie möglich Oberwasser halten zu können. Nicht schön. Keine Frage. Nur ist das die Realität.

Bis E-Autos irgendwann mal so richtig klimaschützend funtionieren können, ist es noch ein langer Weg. Dafür muss auch die Energieversorgung weitestgehend - halt so gut wie möglich - auf regenerative Energien umgestellt werden. Augenblichklich taugen sie nur ein wenig mehr als Verbrenner aber schon ganz gut um besonders belastete Städte zu entlasten.

Ich persönlich halte einen ehrlicheren Umgang damit für einen besseren und letztendlich auch den zielführenden Weg. Um Klimaziele erreichen zu können, müsste alles so schnell wie möglich umgestellt werden. Das kann ich aber Auto-Käufer nicht dadurch schmackhaft machen, dass ich ihnen eine Rechnung aufmache, die vorne und hinten nicht stimmt. Auch die staatliche Prämie beim Kauf eine E-Autos funktioniert nicht so recht, wie man sieht. Siehst du denn irgendwo großartig einen Ausbau der Ladeinfrastruktur? Ich nicht. Das geht eher im Schneckentempo voran. Wieviele Menschen fahren eigentlich gebrauchte Autos und geben sagen wir mal im Schnitt nicht mehr als 5000€ für ein Auto aus, weil sie sich keine neuen Autos leisten können oder auch nur wollen? Wieviel Autofahrer sind das prozentual wohl? 10%, 20%, 30% oder gar mehr? Steigt die Anzahl dieser Menschen eher oder fällt sie? Auch das münze ich nicht nur auf Deutschland oder Europa.

Schaun wir einfach mal, wie sich das entwickelt und hauen uns hier besser nicht so Sprüche mit dem Hinweis auf Schulwissen und Lern- und Kostenkurven um die Ohren. Ich bild' mir nicht ein irgendwas besser zu wissen als z.B. du. Ich versuche nur das was ich davon mitkriege einigermaßen realisitsch einzuordnen. Mit den Planspielchen, die hier und da zu lesen sind, kriege ich das nicht in Einklang gebracht.
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