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Alt 04.07.2018, 13:03
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Armendariz Armendariz ist offline
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Völlig richtig. Deswegen habe ich ja dazugeschrieben, was das Funktionieren eines Vielvölkerstaats erschwert. Oft sind es einfach postkoloniale Strukturen, die in den jungen Staaten übernommen wurden. Die meisten Kolonien waren komplett auf Extraktion ausgelegt. Bestimmte Ethnien wurden zur Sklavenarbeit gezwungen und von Bildung ferngehalten. Andere systematisch bevorzugt und privilegiert.
Diese Strukturen haben sich auch in den Köpfen der Bevölkerung festgesetzt und reproduzieren sich seither.

Die Kolonialgeschichte ist eine schwere Hypothek für viele Länder des globalen Südens.

Wo es ganz gut funktioniert ist z.B. Chile/Argentinien oder Paraguay. Und viele kanadische Städte haben ganz andere Kriminalitätsraten als die in den USA, trotz ähnlichem Migrationsanteil. Kanada hatte aber auch keine ganz so krasse Kolonialgeschichte wie z.B. die Südstaaten.

Es gibt zwar noch immer Konflikte und z.T. Gewalt gegen die sozial benachteiligten autochthonen Minderheiten, aber da sie (leider) inzwischen sehr zusammengeschrumpft sind, prägt das die Gesellschaft dort nicht so stark. Mit den Einwanderern aus der jüngeren Geschichte gibt es nur wenig Probleme. So wenige, dass die Konservativen 2015 abgewählt wurden, auch wenn im Wahlkampf plötzlich das Burka-Thema auftauchte.
Das hat die Karten neu gemischt (sonst wäre heute wohl ein Sozialdemokrat dort Präsident) und Trudeau nach vorne gespült, weil Harper und Mulcair sich gegenseitig aufgerieben haben.

Trudeau postet seither fleißig Fotos von sich in allen möglichen traditionellen Kostümen: Mit Muslimen, im Sikh-Tempel, führt den Dialog mit den Autochthonen und ist grundsätzlich sehr beliebt.
Lindner und Macron wären insgesamt wohl gerne wie er. Aber dazu lassen sie sich viel zu sehr von den Populisten treiben. Klappt nicht.
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Du hoschd Rächd un I han mei Ruh

Geändert von Armendariz (04.07.2018 um 13:17 Uhr)