Danke Bayern!
Zitat:
Das zweite grundstürzende Ereignis dieses Wahlsonntags liegt im Erfolg der Grünen. Sie sind in Höhen hinaufgewachsen, für die sie eigentlich nicht gebaut sind. Und diesmal hat ihnen auch kein Tsunami und kein havariertes Atomkraftwerk geholfen wie seinerzeit in Baden-Württemberg. Wobei man auch sagen könnte: Der Tsunami bestand in einer merkwürdigen Verrücktheit der anderen Parteien. CDU, CSU, SPD, FDP und Linke haben sich in diesem Jahr wegen der 16 Prozent der AfD in fast schon manischer Weise um das Flüchtlingsthema und auf die Rechten zugedreht – während sie sich trotz der ebenfalls 16 Prozent bei den Grünen von der Ökologie wegbewegt haben. Diese offenkundig irrationale Strategie hat nun dazu beigetragen, dass alle genannten Parteien mit mäßigem, schwachem oder katastrophalem Ergebnis aus dieser Wahl herausgingen.
Wie konnte so etwas Merkwürdiges überhaupt passieren? Wahrscheinlich ist man da der eigenen Wahl- und Kulturkampfpropaganda aufgesessen, die Ökologie vorwiegend als Luxusproblem definierte und die Grünen-Wählerinnen und -wähler lediglich als bigotte Heuchler ansah, die sich Moral halt leisten können, und so gar nicht als Leute mit echten Skrupeln und guten Absichten. Insbesondere CSU und FDP sowie eine Reihe von kulturkämpferisch gestimmten Publizisten glaubten, die Grünen mit diesen Klischees kleinkriegen zu können. Das hat nicht so richtig funktioniert, wie es scheint.
Insbesondere bei den Themen Umwelt, Klima, Landwirtschaft und Ernährung waren die anderen Parteien und große Teile der Öffentlichkeit einfach verblendet. Dabei liegt die Wahrheit nach den vergangenen zwölf Monaten, nach Insektensterben, Dieselkrise und Hambacher Forst, nach einem nicht enden wollenden Sommer, nach verfehlten Klimazielen, nach dem Beschluss, weiter Ferkel zu quälen, nach dem neuesten Klimabericht und so weiter und so fort doch auf der Hand: Ökologie ist für immer mehr Menschen, insbesondere jüngere, eben eine Frage der Werte UND der Grenzwerte, zugleich hochgradig materiell UND zutiefst moralisch, in einem Wort: existenziell.
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Die Mär von den Wählerblöcken, die links oder rechts bleiben, wurde ja auch gestern erneut widerlegt. Die Grünen erhielten fast so viele Wähler von der CSU (180.000) wie von der SPD (210.000), dazu profitierten sie von der Mobilisierung von über 120.000 Nichtwählern.
Die SPD verliert genausoviele Wähler an CSU, AfD, FW und FDP (210.000) wie an die Grünen.
Wählerwanderungen