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Alt 03.08.2004, 03:50
henrypijames henrypijames ist offline
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"Anti-Boll-Training" des Ex-Weltmeisters Wang Liqing

Fuer die chinesische Tischtennis-Mannschaft laeuft der Olympia-Countdown. Nachdem sie ihre Vorbereitungsphase 2 am vergangenen Wochenende beendet haben, fand und findet gestern und heute das abschliessende, zweite Warmup-Turnier in der nordchinesischen Hafenstadt Qinhuangdao statt. Davor durften Mitte letzte Woche einige auserwaehlte Fans (glueckliche Gewinner eines Gewinnspiels) die ansonsten streng abgeschlossen (sprich geheimen) Phase 2 (Wettkampfstraining, Schwerpunkt mentale Kontrolle und Taktik gegen bestimmte Gegner-Typen) fuer einen Nachmittag beiwohnen. Eine seltene Gelegenheit, hinter den Kulissen zu schauen.

Weltrangliste-Erster und derzeit heissester Titel-Kandidat fuer Athene (auch intern innerhalb der chin. NM), Wang Liqin, der im Gegensatz zu Ma Lin und Wang Hao ausschliesslich auf seinen Einzel-Einsatz konzentrieren darf, begab sich am besagten Nachmittag in buchstaebliches "Anti-Boll-Training" mit dem Boll-Imitator des chin. NM. Bekanntlich hat Wang LQ eine eher schlechten Bilanz gegen Boll, was solch ein Training um so wichtiger fuer ihn macht. In der Vergangenheit hatten insbesondere Boll's Aufschlaege mit "umgekehrtem Sidespin" (vom Koerper weg angeschnitten) sowie weiche Topspins mit viel Ueberschnitt, die oft auf solch einen Aufschlag folgen, grosse Probleme fuer Wang LQ bereitet. Darum trainierte er auch besonders hart und intensiv gegen eben diese Schlaege. Waehrend des Trainings gaben ihm Herrencheftrainer Liu Guoliang und Wang LQ's zustaendiger Trainer, Shi Zhihao, immer wieder Instruktionen und Vorschlaege.

In aehnlicher Manier trainierte Ma Lin am diesem Nachmittag gegen den Immitator fuer japanischen Penholder wie Ryu Seung Min und Chiang Peng-Lung (dieser Immitator-Spieler war extra deswegen vor wenigen Jahren von chin. zu jap. Penholder-Schlaeger gewechselt, obwohl er damals immerhin ein amtierender Asienmeister mit der Mannschaft war). Ein besonderer Grund hierfuer war natuerlich Ma Lin's Ausscheiden beim Singapore Open vor zwei Monaten gegen Chiang PL. Ma Lin's Training gilt schon immer als "unschoen anzusehen", weil er auch - und gerade - im Training extreme Praezision von sich verlangt und damit entweder sich selbst oder seinen Trainingspartner schnell zum Fehler zwingt. An diesem Tag war es nicht anders, die Unzufriedenheit mit sich selbst trieb ihn staendig voran.

Wang Hao schien im Vergleich zu seinen "internen Korrurenten" viel lockerer zu sein. Sein Trainingsschwerpunkt war an dem Nachmittag den Wechsel von Vorhand auf Rueckhand bzw. umgekehrt. Zu Wang Hao sagte Trainer Liu Guoliang, "Er ist technisch versiert und setzt seine eigene spielerische Akzente, prinzipiell ist er also geeignet fuer den Titel. Im Vergleich zu den anderen beiden ist sein Spiel allerdings noch etwas 'duenn', andererseits hat er den typischen 'Mut des Jugends'. Mit diesem Mut kann er bei der Olympia hoffnungsvoll bleiben." ("duennes" Spiel: technisch weniger sicher, parade "Gewinnschlaege" weniger herausragend, Formschwankung vergleichsweise hoch, usw.)

Die Dameneinzel-Titel in Athen gilt fuer die chin. NM als den "sichersten" unter allen vier, dennoch nimmt die Damenmannschaft ihr Training um so ernster. Ein der auffaelligsten Phaenomenen fuer die diesmalige Olympia-Vorbereitung ist ohnehin, dass Generalcheftrainer Cai Zhenhua, der ansonsten eher mehr um die Herrenmannschaft kuemmert (das macht gewoehnlich - und jetzt natuerlich auch - Damenchefttrainer und gleichzeitig Vize-Generalcheftrainer Lu Yuansheng), diesmal sich von Anfang an mehr Zeit fuer die Damenmannschaft nimmt. Das liegt sicherlich nicht nur an der vergleichsweise "schlechteren" Leistung der Damen in Doha (die Damen verloren drei Spiele - Wang Nan gegen Kim Kyung Ah, Zhang Yining gegen Umemura Aya und Li Ju gegen Fujinuma Ai - und die Herren nur ein einziges - Ma Lin gegen Schlager, und dieses "umgekehrte Verhaeltnis" zwischen chin. Herren und Damen war schon seit Jahrzehnten kaum zu sehen), sondern auch an dem voellig unerwarteten Ausscheiden der chin. Damen gegen Nordkorea im Mannschafts-Endspiel bei der Asiatischen Spielen vor zwei Jahren. Es herrscht in China (und insbesondere in der NM) langsam die uebereinstimmende Meinung, dass die Damen aufgrund ihrer langjaehrigen Ueber-Dominanz "verlernt" haetten, sich in schwierigen Situationen "durchzubeissen". Auch haetten sie "verschlafen", ihren technischen Vorsprung weiter aufzubauen. Absurd wie die Vorwuerfe spontan klingen moegen, etwas wahres ist sicherlich durchaus daran.

Wie auch immer, Altmeiterin Wang Nan steht auch am besagten Nachmittag im "Fokus der Fuersorge". Neben ihrer zustaendiger Trainerin, Qiao Hong, trainiert auch Damencheftrainer Lu Yuansheng immer wieder mit ihr. Lu war zu seiner Zeit Abwehrspieler, und gegen Abwehrspielerinnen hatte Wang Nan schon immer ihre Probleme. Sogar Cai Zhenhua, der aufgrund einer Sponsor-Zeremonie am Vormittag mit Anzugshose und Lederschuhen vor Ort war, konnte sich nicht verkneifen, Wang Nan persoenlich einige hundert Baelle zuzuspielen. Beim ersten Warmup-Turnier nach der Vorbereitungsphase 1 vor einem Monat spielte Wang Nan nicht sehr gut (fuer ihre Verhaeltnisse), also puscht sie sich auch selbst immer wieder nach vorn.

Zhang Yining und Niu Jianfeng gelten schon von jeher als "Musterschuelerinnen". Technisch fast ohne Schwachpunkte, und hohes Selbstdisziplin beim Training. Die groessere Probleme bei diesen beiden liegen im taktischen (sie spielen bisweilen zu "monoton" und passen sich der Gegnerin bzw. der Spielsituantion oft nicht an) und mentalen Bereich (wenn es eng wird, werden die beiden - zumindest im Vergleich zu Wang Nan - haeufig nervoes). Daran wird es natuerlich auch gefeilt, denn nicht umsonst gibt es an der Chinesischen Sport-Universitaet die Vorlesung "Tischtennis-Psychologie"...
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