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Alt 12.08.2019, 14:14
Schrottkopf Schrottkopf ist offline
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AW: DER Thread für politisch Interessierte

@jimih: Also zuallererst mal: An sich würde ich mich auch freuen, wenn alle von alleine nur Gutes tun würden, jeder von der Kraft seiner eigenen Arbeit sorgenfrei leben könnte und sich alle furchtbar lieb hätten - oder sich zumindest so weit respektieren würden, dass jeder nach seiner Façon glücklich werden kann...

Blöderweise bin ich alt und realistisch genug, um zu wissen, dass das vermutlich nicht passieren wird.

Aber Du scheinst in dieser Hinsicht nicht nur ziemlich optimistisch zu sein sondern auch das Wesen der Umsatzsteuer nicht wirklich verinnerlicht zu haben... Die ist dem Unternehmer nämlich mal so richtig sch...egal!

Zitat:
Zitat von jimih1981 Beitrag anzeigen
Jede Steuer ist für den Unternehmer einen Kostenpunkt und diese wird immer auf das Produkt oder die Dienstleistung umgelegt. Natürlich verteuert jeder Kostenpunkt ein Produkt denn man möchte ja auch Gewinn machen.
Für den inländischen Produzenten einer Ware ist Umsatzsteuer ein durchlaufender Posten, er kalkuliert Netto und verrechnet im Endeffekt Netto, da er auf der Rechnung ausgewiesene Umsatzsteuer zwar abführen muss, aber von demjenigen, an den er die Ware verkauft, bezahlt bekommt. Solange das ein gewerblicher Kunde ist, gleicht dieser die Umsatzsteuer aber auch wieder mit dem Finazamt aus... Und bei Ware, die aus dem Ausland kommt, fällt sowieso erstmal keine Umssatzsteuer an. Erst an dem Punkt, an dem die Ware an einen Endverbraucher verkauft wird, der nicht mehr umsatzsteuerabzugberechtigt ist, entsteht eine echte Steuerbelastung.

Wenn Du also die Umsatzsteuer abschaffst, wird für den Produzenten und den Zwischenhandel überhaupt nichts billiger (außer einem minimalen Aufwand für das System der Umsatzsteuervoranmeldungen - das dürfte sich aber im Promillebereich bewegen) Dementsprechend erzielt niemand dadurch einen Zusatzgewinn, den er in irgendwelchen Preisnachlässen berücksichtigen könnte.

Zitat:
Zitat von jimih1981 Beitrag anzeigen
Kommen wir mal zum Wert eines Gutes. Der Wert eines gutes ist immer subjektiv und je mehr man von einem Gut hat desto weniger ist es führe einen Wert. Ein Handel kommt nur deshalb zustande weil für den Verkäufer das was er verkauft weniger Wert ist als das Geld was er dafür bekommt. Beim Käufer ist es andersrum er kauft etwas weil für ihn das Geld das er dafür bezahlen muss weniger Wert ist als das was er dafür bekommt.
Blöderweise kommt dann auch noch der Faktor dazu, dass Industrie und Handel mit gezieltem Marketing und Werbung dafür sorgen, dass man denkt, ein Produkt wäre einen bestimmten Preis wert... Was meinst Du, wieviel Geld und Energie hineingesteckt wird, um herauszufinden und zu beeinflussen, was Verbraucher bereit sind, für ein Produkt zu zahlen...

Zitat:
Zitat von jimih1981 Beitrag anzeigen
Wenn ich jetzt in der Wüste bin und kaum Wasser habe ist für mich das Wasser mehr Wert als zu Hause wo ich genug davon habe.
Und genau an dem Punkt kommt jemand in Dein Blickfeld, der Dir einredet, Du bräuchtest jetzt kein Wasser sondern eine zischende Cola oder ein herrlich frisches Bier...

Zitat:
Zitat von jimih1981 Beitrag anzeigen
Vorallem wäre es natürlich von Vorteil wenn der Strom günstiger wäre und das Benzin das man braucht um ein Produkt von A nach B zu bringen. Der Anreiz also ein Produkt zu einem niedrigen Preis anzubieten ist höher wenn man weniger Kosten dafür hat, weil man weniger verlangen muss um Gewinn zu machen. Das ist schlicht einfache Logik.
Das wäre Logik, wenn die Kosten der Produzenten von der Umsatzsteuer abhängen würden... Da sie aber die Umsatzsteuer sowohl auf den Strom als auch auf das Benzin gar nicht zahlen, ist das schlicht und einfach falsch!

Zitat:
Zitat von jimih1981 Beitrag anzeigen
Ob ein Unternehmen den Preis erhöht wenn keine indirekten Steuern mehr dafür gezahlt werden müssen ist schlicht nicht vorausszusehn.
Du hast insofern recht, dass sie keine Preise im Endhandel erhöhen würden... aber senken halt auch nicht, wenn das Unternehmen vorher viel Geld hineingesteckt hat, herauszufinden und zu manipulieren, was ein Konsument bereit ist, für eine Ware zu bezahlen... Siehe Umsatzsteuerermäßigung auf Hotelübernachtungen - ich würde mich sehr wundern, wenn nur ein Hotelzimmer heute spürbar weniger kosten würde, als vor der FDP-Aktion...

Wenn aber die Preise im Supermarkt einfach gleich bleiben würden, entsteht die Möglichkeit zusätzlich 19% (bzw im Falle von Grundnahrungsmitteln 7%) Gewinn zu realisieren - und der würde vermutlich irgendwo auf der Lieferkette vom Produzenten über den Großhandel hin zum Einzelhandel aufgeteilt - beim Endverbraucher würde wenn überhaupt nur ein Mini-Anteil verbleiben.

Zitat:
Zitat von jimih1981 Beitrag anzeigen
Gerade bei Dienstleistungen wie in der IT z. B. ist man nur dann wettbewerbsfähig wenn die Kosten für die Dienstleistung möglichst niedrig sind, denn ein Kunde zahlt nicht beliebig viel für ein Produkt. Oftmals wird auch ein niedriger Preis verlang um die Fuß in die Tür bei einem Großkunden zu bekommen und dann wird irgendwann nachverhandelt etc.
Gerade bei B2B-Geschäften kannst du sehen, dass Unternehmer nur Netto denken und verhandeln... da ist die Umsatzsteuer oft nur in den Fußnoten von Angeboten aufgeführt

Zitat:
Zitat von jimih1981 Beitrag anzeigen
Wettbewerb ist das beste Instrument um den Preis möglichst niedrig und die Qualität möglichst hoch zu halten.
Ja, tolle, romatische Vorstellung... Dazu müsstest Du nur jede Form von Marketing und Werbung abschaffen und vor allem die Pest des Lobbyismus...