Das Braunschweiger System ist eine gute Möglichkeit im Nachwuchsbereich sowie der untersten Damen-/ Herrenklasse die Vereine zur Mannschaftmeldung zu ermutigen - durch die Möglichkeit mit entweder 3 oder 4 Spieler*innen anzutreten.
Nachdem ich mich erstmals tiefer damit beschäftigt habe, finde ich allerdings, dass die Spielreihenfolge im Braunschweiger System eine große Schwäche hat. Es werden ja alle Spiele durchgespielt und das ist gut so. Allerdings ist der Ausgang des Spieles oft schon nach der 1/2 oder 2/3 des Spieles klar und die letzten Spiele gehen dann in beide Richtungen durch die Spielreihenfolge, da am Anfang (überwiegend) die "ranggleichen" Duelle stattfinden und erst zum Schluss die "Übekreuz-Idee" angewendet wird. Wenn das genau umgekehrt wäre und man am Anfang der Grundidee des Paarkreuz-Systems folgen würde, könnten die Spielverläufe spannender sein und die Entscheidung über Sieg oder Niederlage erst später im Spiel fallen. Ich denke, damit wäre allen geholfen, wenn die Spiele am Anfang offener wären, wenn es am Anfang die "ungleicheren" Duelle und am Ende mehr die Spiele "auf Augenhöhe" geben würde.
Natürlich ist das noch mal differenziert zu betrachten, ob 4-4, 4-3, 3-4 oder 3-3 spielen. Was in allen Konstellationen gleich bleiben sollte, ist dass am Anfang bei 4-4 zwei Doppel und bei den anderen Konstellationen ein Doppel gespielt wird.
Bei 4-4 verstehe ich die Grundidee der Spielreihenfolge im Einzel offen gesagt nicht. Warum hat man hier nicht einfach das alte Bundessystem gewählt und erst "überkreuz" spielen lassen. Hier fällt mir keinerlei schlüssige Begründung ein.
Aktuell 4-4:
D A1-B1
D A2-B2
E A1-B1
E A2-B2
E A3-B3
E A4-B4
E A1-B2
E A2-B1
E A3-B4
E A4-B3
Mein Vorschlag 4-4 (analog Bundessystem):
D A1-B1
D A2-B2
E A1-B2
E A2-B1
E A3-B4
E A4-B3
E A1-B1
E A2-B2
E A3-B3
E A4-B4
Bei 4-3 und 3-4 ist es am schwierigsten, weil bei der Spielreihenfolge neben der Überkreuzabwägung auch ein flüssiger Spielablauf zu beachten ist (d.h. bei 2 Tischen so, dass 1 Spieler*in nicht 2x hintereinander dran ist und möglichst keine Wartezeiten erzeugt werden). Wenn man die Einzel in drei Drittel unterteilt, ist bei der 3er-Mannschaft zu beachten, dass jede*r Spieler*in in jedem Drittel 1x drankommt, aber nicht 2x in Folge spielt. Bei der 4er-Mannschaft ist zu beachten, dass die Nr.1 in jedem Drittel drankommt, die 4 Spieler*innen möglichst ausgewogen verteilt spielen und Spieler*innen möglichst nicht 2x in Folge spielen. Zusätzlich ist zu beachten, dass am Anfang möglichst ein Spiel parallel zum Doppel stattfinden kann. Am wahrscheinlichsten ist natürlich, dass 1/2 zusammen Doppel spielen und deshalb macht parallel das Spiel E A3-B3 oder E A4-B3 bzw. E A3-B4 Sinn. In der Praxis sind natürlich auch andere Doppelpaarungen möglich und somit ist das ein Blick in die Glaskugel. In der Praxis wird i.d.R. einfach das Einzel gespielt, das möglich ist und ggf. vorgeholt. D.h. hier gibt es nicht die perfekte Lösung aufgrund der ganzen zu beachtenden Aspekte. Nichtsdestotrotz kann man es m.E. verbessern im Sinne von Spannungsaufbau (wann wer "überkreuz") und dass Spieler*in Nr.4 der 4er-Mannschaft nicht das 5. und 7. Spiel innerhalb des "Mitteldrittels" absolvieren. Insbesondere die Duelle 1-3 sollten nicht erst ganz zum Schluss kommen ... und das Topspiel 1-1 in der letzten Runde.
Aktuell 4-3 / 3-4:
D A1-B1 / D A1-B1
E A3-B3 / E A3-B3
E A1-B2 / E A2-B1
E A2-B1 / E A1-B2
E A4-B2 / E A2-B4
E A1-B1 / E A1-B1
E A4-B3 / E A3-B4
E A2-B2 / E A2-B2
E A1-B3 / E A3-B1
E A3-B1 / E A1-B3
Mein Vorschlag A 4-3 / 3-4 (ausgehend von der Annahme, dass i.d.R. 1+2 das Doppel spielen):
D A1-B1 / D A1-B1
E A4-B3 / E A3-B4
E A1-B2 / E A1-B2
E A2-B1 / E A2-B1
E A1-B3 / E A1-B3
E A3-B1 / E A3-B1
E A2-B2 / E A2-B2
E A1-B1 / E A1-B1
E A3-B3 / E A3-B3
E A4-B2 / E A2-B4
Mein Vorschlag B 4-3 / 3-4 (davon ausgehend, dass in der Praxis Doppelkonstellationen unterschiedlich sind und parallel sowieso das mögliche Spiel ggf. vorgeholt wird und nicht zwingend Nr.3/4 parallel spielen sollten):
D A1-B1 / D A1-B1
E A1-B3 / E A1-B3
E A3-B1 / E A3-B1
E A2-B2 / E A2-B2
E A4-B3 / E A3-B4
E A1-B2 / E A1-B2
E A2-B1 / E A2-B1
E A3-B3 / E A3-B3
E A1-B1 / E A1-B1
E A4-B2 / E A2-B4
Genrelle Bemerkung zur Spielklassen-Anwendung BS mit Blick auf 3-4 / 4-3:
Ein struktureller Nachteil bei 3-4 bleibt, dass die 3er-Mannschaft strukturell gegenüber dem 4er-team bevorteilt ist, wenn die besten 3 Spieler*innen spielen. Das muss man aber in Kauf nehmen, da es KEINE bessere Lösung gibt und die positiven Aspekte überwiegen, dass 3er- und 4er-Teams in einer Liga ohne kampflose Spiele antreten können. Beim Nachwuchs auf Kreisebene und in den untersten Damen-/Herren-Klassen geht es ja darum, dass einfach gespielt wird, wo sonst vielleicht keine Mannschaft zustande käme. Wenn das taktisch eingesetzt wird, finde ich das BS schwierig. Deshalb bin ich übrigens auch ein ausgesprochener Gegner des Braunschweiger Systems beim Nachwuchs auf Bezirksebene oder Ausdehnung bei den Aktiven auf Ligen oberhalb der untersten Liga, in denen es um Auf-/ Abstieg geht (Ausnahme ggf. Damen auf Kreisebene), weil ich es hier schon erlebt habe, dass Erfolgsabwägungen überwiegen und dann durchaus mal ein*e vierte*r Spieler*in taktisch "ausgewechselt" wird. Aber das ist ein anderes Thema als die Novellierung des BS.
Bei 3-3 finde ich das bestehende System am besten im Sinne eines möglichst ausgeglichenen und spannenden Spielverlaufs und hätte auch nichts dagegen, es so zu belassen. Man könnte lediglich die "ungleichesten" Duelle möglichst früh und nicht erst am Schluss spielen. Auch hier stellt sich wieder die Frage, wer spielt das Doppel und welches Spiel sollte folgen (Glaskugel vs. Praxis).
Aktuell 3-3:
D A1-B1
E A1-B2
E A2-B1
E A3-B2
E A2-B3
E A1-B1
E A3-B3
E A2-B2
E A1-B3
E A3-B3
Alternativvorschlag "Glaskugel" / "Praxis":
D A1-B1 / D A1-B1
E A3-B3 / E A1-B3
E A1-B2 / E A3-B1
E A2-B1 / E A2-B2
E A1-B3 / E A1-B2
E A3-B1 / E A2-B1
E A2-B2 / E A3-B3
E A1-B1 / E A1-B1
E A2-B3 / E A2-B3
E A3-B2 / E A3-B2
Mein Fazit:
Bei 4-4 sollte man unbedingt erst überkreuz analog Bundessystem spielen.
4-3 / 3-4 ist herausfordernd, weil es nicht die perfekte Lösung gibt. Doch würde ich aufgrund der o.g. Gründe das System anpassen. Ich tendiere leicht zu Variante B vor Variante A. Beide Varianten fände ich besser als die bestehende Spielreihenfolge.
Bei 3-3 geht es am ehesten um Geschmack und die Pro's und Contra's nehmen sich je nach Betrachtungsweise nicht viel. Mir gefällt am besten die Variante "Praxis".
Ferner würde ich mir sehr genau in den zuständigen Gliederungen überlegen, in welchen Spielklassen das BS angewendet werden soll. Beim Nachwuchs auf Kreisebene gerne (Hauptsache spielen!), ab Bezirksebene bitte nicht (Taktieren bei 3-4, Vereine mit dieser Spielstärke sollten 4 Spieler*innen oder sogar Unterbau haben). Bei den Herren bitte ausschließlich in der untersten Klasse (3.KK), nicht wenn es um Auf-/ Abstieg geht (Taktieren bei 3-4). Wenn es bei den Damen keine Kreisebene gibt, dann bitte im Bezirk max. in der untersten Spielklasse (aber eigentlich lieber gar nicht im Bezirk mit Blick auf Aufstiegstaktierei 3-4). Wenn es eine Kreisebene gibt, dann von mir aus auch in allen kreisgebundenen Damenklassen (Hauptsache Damenstrukturen stärken), aber nicht mehr auf Bezriksebene!
Wichtig finde ich, dass diese Novellierungsgedanken das System weiterentwickeln sollen und sich nicht gegen die Erfinder*innen des BS richten, die einen wichtigen Beitrag geleistet haben, in den untersten Spielklassen und beim Nachwuchs auf Kreisebene eine Spielform zu finden, die unterschiedlichen Mannschaftsgrößen gerecht wird und dadurch mehr Mannschaften gemeldet werden können als ohne das BS.
Ausgangspunkt meiner Überlegungen waren Erfahrungen beim Nachwuchs, dass gerade bei unterschiedlichen Spielstärken Spiele am Anfang sehr deutlich in eine Richtung laufen und der Sieger früh feststeht und dann die Ehrenpunkte erst am Schluss durch "ungleichere Überkreuz-Duelle" kommen. Wenn diese Spiele eher am Anfang wären, würde der Gesamtsieg erst später feststehen und es könnte sich mehr Spannung entwickeln und die letzten Spiele hätten einen größeren Stellenwert, wenn der Siegpunkt noch nicht erreicht ist. Bei Spielen zwischen in etwa gleichstarken Teams spielt das dann zumindest vom Gesamtergebnis her kaum eine Rolle, lediglich der Spielverlauf könnte spannender werden.
Jetzt wäre natürlich ganz viel Meinung gut, um ein Stimmungsbild zu den Überlegungen zu erhalten.
Sollte das Stimmungsbild eindeutig in Richtung Novellierung sein, könnte man sich überlegen, wie und wer es auf den offiziellen Weg bringt ...