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Alt 07.09.2004, 09:55
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AW: Flow III: Klare Zielsetzung

Zitat:
Zitat von martinspin
Hi Spinshot

Also gibt es deiner Meinung nach Spielgewinne, die du dir fest vornimmst und andere, bei denen du dir nichts vornimmst? Worin bestehen den die Unterschiede? Sind es die schwierigen Gegner oder eher die leichten Gegner, bei denen du nichts vornimmst?
Das ist simpel.
Immer unter der Voraussetzung, dass Flow IMHO kein häufig zu erreichender Zustand ist. Bei mir hat Flow nicht nur ein gutes Spiel zur Folge, sondern auch noch ein sicheres. Das ist ein frappierender Unterschied zu meiner sonstigen Spielerei, auch wenn ich die mal als gut bezeichne. Das ist selten und wird die Ausnahme bleiben! Auch eine "normale" gute Spielerei gibt mir Kick, hat vielleicht Elemente von Flow, ist aber keiner. Gutes äußeres Merkmal ist die Qualität meines Spiels. Ich werde es immer wiederholen. Im Flow spiele ich am Limit, Bälle die ich sonst nicht hinkriege, spiele ich mit Händchen. Und dazu kann ich nur sagen: ..., aber isch 'abe gar kein 'Ändschen.

Zurück zum Spielgewinn, unabhängig vom Flow, manchmal ist sozusagen noch eine "Rechnung offen", dann kann ich mir sehr konzentriert einen Spielgewinn vornehmen. Das ist noch lange kein Flow und trotzdem ausgesprochen motivierend und zielführend. Leider auch nichts, was sich beliebig wiederholen lässt.
Gegen unbekannte Spieler ist immer die Gewinnabsicht da, aber bei mir steht die hinter der Absicht gut zu spielen, dann ergibt sich der Rest von selbst.
Ehrgeiz spielt bei mir schon eine nicht unerhebliche Rolle!
Ich kann aus meinen Flow-Erlebnissen eigentlich keine Gewinnabsicht ableiten. Alles dreht sich darum den nächsten bzw. aktuellen Ballwechsel zu gewinnen. Die Folgen eines Ballwechsels, Spielball oder Spielverlust, sind weit im Hinterkopf gegenwärtig, haben aber keinen Einfluss!
Ich sage es mal so: vielleicht mache ich irgendwann mal im Flow das geilste Spiel meines Lebens und verliere es. Ich werde es nicht eine Sekunde bedauern, denn es war am Limit und irgendwann wird ein entscheidender Ball zur 50:50 Chance. Maximaler (ich weiß, die Steigerung gibt's nicht) geht's nicht!
Zitat:
Wieso ist die "Nummer" hinderlich?
Das hat was mit "von oben herab abbügeln" zu tun und geht nur eine Weile gut, da das Fundament autosugestiv ist. Es ist "scheinbar" und kann reichen jemanden zu "überfahren". Mit Flow hat das sicher nichts zu tun. Macht mir keinen Spaß.
Zitat:
Dem kann ich nichts entgegensetzen. Das ist ein schönes Beispiel für Flow. Könnte auch sein, dass des "Messers Schneide" erst den richtigen Kick bringt? Der Nervenkitzel wird bei mir grösser, je länger der Satz in die Verlängerung geht.
Nein.
Es ist die hohe Intensität des Spiels vor dem Ende. Mit *aller* Energie und jeder Faser den nächsten Punkt spielen. Nervenkitzel hat was von Beeinflussung ... ich weiß nicht, bei mir ist die wahrgenommene Gratwanderung Nebeneffekt. Nervenkitzel ist eigentlich nicht, ich bin dann ausgesprochen ruhig. Dass mir Adrenalin und sonst was durch den Körper schwappt macht vermutlich den Kick. Es ist der Situation angemessen. Den Kick nehme ich hinterher viel stärker war - Tage lang.
Zitat:
Ich verstehe das Argument, kann es jedoch für mich nicht so stehen lassen. Ich setze mich mit dem Siegeswillen nicht unter Druck. Stell dir mal vor, du würdest jeden Punkt so spielen, wie in den oben beschriebenen Situationen, wo es eng wird. Da stellt sich doch so was wie Flow ein. Wieso soll nicht vom Anfang eines Matches an eine solche Intensität möglich sein. Wenn von Anfang an jeder Punkt satzentscheidend sein würde, wären wir alle sehr viel mehr im Flow-Zustand.
Es ist meine Überzeugung, dass sich dieser Zustand nicht beliebig abrufen und aufrecht erhalten lässt! Ich kann mich daran erinnern an Grenzen gestoßen zu sein. TT frisst, mind. bei mir, im vergleich zu anderen Sportarten extrem viel Konzentration. Ich halte Konzentration für eine unabdingbare Voraussetzung. Die ist endlich. Ich weiß aber nicht wie typisch ich bin, ich halte mich für einen ausgesprochenen Konzentrationsspieler.
Zitat:
Wenn du grundsätzlich nur in engen Situationen dieses "Flow-Feeling" hast, stimmt meiner Meinung nach etwas nicht, bei den unbedeutenden Ballwechseln. Vielleicht spielst du deine ganze Routine aus und weisst, dass der "schwächere" Gegner mit Köpfchen und Spielerfahrung zu schlagen ist.
Es ist nicht nur schwarz/weiß. Das reicht von Routine, gutem konzentrierten Spiel mit Flow-Elementen bis hin zum Flow. Einfach Schalter umlegen und Flow ist da, ist nicht. Mit Bereitschaft und den IMHO notwendigen Voraussetzungen kann es funktionieren.
Zitat:
Überlege doch einfach mal, an welche Matche du dich noch gut erinnern kannst. Ich erinnere mich kaum an Matche, wo ich quasi im Schlaf gegen schwächere Gegner gewonnen habe. Ich erinnere mich jedoch sehr genau, an die Matche, wo es eng geworden ist. Warum bemühe ich mich nicht stärker gegen "schwächere" Gegner? Ganz klar, weil ich Angst habe, gegen diese zu verlieren. Erst da werde ich wirklich "arrogant" und bringe die Bälle so, dass ich direkt deren Schwachpunkte ausnutze. Jetzt kann man sagen, dass das ein legitimes Mittel ist, zu gewinnen. Aber habe ich wirklich gewonnen? Ich kann nur aus vollem Herzen gewinnen, wenn es mir gelingt, meine eigenen Grenzen zu überwinden und über mich hinaus zu wachsen. Das kann ich jedoch nur, wenn diese Zuversicht da ist, dass ich auch gewinnen kann, wenn ich an meine Grenzen gehe. Ich seh's letztlich so, dass der Siegeswille und die Gewissheit von der Möglichkeit des Sieges mir hilft, mich von meinen Selbstzweifeln zu lösen und über mich hinauszuwachsen.
Ist die Frage, in wieweit wir nur noch individuelle Unterschiede ausführen.
Ich erinnere mich recht gut an Flow-Spiele und an Spiele wo mir Gegner in mein Spiel reingespielt und einen heftigen Satz zu Null kassiert haben.
Da ich keinen Ball halten kann, kann ich in der Tendenz nur ganz oder garnicht spielen, da kommen schon mal Nuller raus. Es ist nicht mein Ziel einen Nuller einzuschenken, kann die Folge sein, wenn ich erfolgreich durchspiele.
Zitat:
Wieso muss der TT-Alltag Flow-frei sein?

Es gibt doch so viele Möglichkeiten, die eigenen Grenzen zu überwinden: Beim Einspielen so wenig Fehler wie möglich zu machen; Mal eine extremere Beinarbeitsübung einzubauen; Den schwächeren Trainigsgegener im Match nur mit passivem Spiel zu besiegen. usw.
Das hat doch alles nichts mit Flow zu tun.
Zitat:
Nicht umsonst ist der wichtigeste Teil der Flow-Theorie die "Balance zwischen Herausforderung und Können".
Das ist doch praktische Folge im Flow, dann stimmt's halt. Ich glaube, wir beantworten die Frage nach Folge bzw. Ursache des Flows unterschiedlich.
Zitat:
Du kannst dir irgendeine Situation heraussuchen, die dich herausfordert aber nicht überfordert und plötzlich ist er da, der FLOW. Ziel sind einfach Ausdruck dieses Bedürfnisses, die eigenen Grenzen zu überschreitten. Ohne sorgfälltig abgestimmte Ziele gäbe es keinen Flow, denn das wäre eine recht langweilige Kiste.
Das sehe ich anders und mit den Zielen in Verbindung mit Flow kriege ich das überhaupt nicht zusammen. Je mehr ich drüber nachdenke, desto weniger hat Flow mit Zielen zu tun. - Oder Flow hat eine andere Definition, als ich annehme. Ich kann auch mein Leben als Flow bezeichnen, das hat aber nur noch wenig mit dem spielsteigernden Flow im TT gemein.

Gruß, Nik
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Gruß von der Ostsee
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