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Alt 17.09.2004, 23:29
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martinspin ist zur Zeit noch ein unbeschriebenes Blatt (Renommeepunkte ungefähr beim Startwert +20)
AW: Katapult/Spin und Tempo/Schuss ?

Hi Jan

Zitat:
Zitat von muellmann
Bin Einsteiger und etwas verwirrt.
Habe in einem anderen Thema wegen Penholder-Belägen gefragt.
wenn ich das alles richtig verstanden habe empfiehlt sich da ein
China-Belag wegen:
geringerem Katapult (nah am Tisch)
und hohem Tempo (zum Schiessen).

Erklärt mir mal wie ein Belag mit wenig Katapult hohes Tempo haben kann bzw. umgekehrt.
Denk ich da zu physikalisch oder wie?

Jan
Im Forum gibt es sehr viele Threads, die sich mit diesem Thema beschäftigen. Da triffst du auf die unterschiedlichsten Meinungen. Ich versuch's mal auf meine Art. Wichtig ist dabei, die verschiedenen Eigenschaften von Obergummi und Schwamm zu differnzieren:

Egal, ob Schwamm oder Obergummi, es gibt immer zwei Parameter zum unterscheiden: Härte und Elastizität. (Das ist Physik und lässt sich messen)

Ausserdem gilt es zu unterscheiden zwischen den Eigenschaften des Obergummis und des Schwamms: Das Obergummi hat mehr Einfluss auf die Rotation und der Schwamm hat mehr Einfluss auf das Tempo.

Eigenschaften des Obergummis

Griffigkeit ist in erster Linie gut um Rotation zu erzeugen und in zweiter Linie ist die Flugkurve wegen der höheren Rotation gebogener (Gilt auch für Konter und Schuss). Chinabeläge sind in der Regel sehr griffig, was soviel bedeutet, dass du relativ hart spielen kannst und der Ball doch noch die gegnerische Tischhälfte "kratzt".

Hartes Obergummi entscheidet über die Ballkontaktzeit. Je härter, umso weniger empfindlich bist du gegenüber der gegnerischen Rotation. Chinabeläge haben in der Regel ein hartes Obergummi. D.h. egal wieviel Rotation im Ball drin ist, du kannst sicherer Angreifen damit.

Elastizität des Obergummis hat Einfluss auf die Energieerhaltung und hat mit dem viel beschriebenen Katapult (Trampolineffekt) zu tun. Beim elastischen Obergummi ist die Wirkung der gegnerischen Rotation stärker und gleichzeitig kannst du damit auch besser die Rotation aufnehmen und sie in deine eigene Rotation umwandeln. Diesen Punkt muss man jetzt einfach differenziert betrachten:
Machst du deine Punkte mehr mit den diametralen Schlägen (Konter, Schuss, Block) ist ein unelastisches Obergummi von Vorteil. Meistens sind die Obergummis der traditionellen Chinabeläge unelastisch. Möchtest du die Punkte mit schnellen rotationsreichen Topspins machen, ist ein elastisches Obergummi zu empfehlen.

Für schnelles und eher rotationsarmes Spiel ist das Chinaobergummi ideal. Für eine schnelles und eher rotationsreiches Spiel ist die neue Generation von "Chinabelägen" besser, da die Obergummis in der Regel elastischer sind.

Eigenschaften des Schwamms

Die Schwammstärke ist eine nicht zu unterschätzende Grösse. Der gleiche Belag in verschiedener Schwammstärke kann unterschiedliche Eigenschaften haben. Dünner Schwamm ist geeignet, um mit Schnelligkeit Tempo zu machen. Der dicke Schwamm dämpft ab einer gewissen Schwammstärke (zwischen 1.8 und 2.0 mm) das Tempo und ist dann geeigneter für das Rotationsspiel. Schnelligkeit heisst, dass du den Ball sehr früh (aufsteigende Phase) spielst. Für diese Art, Tempo zu machen, ist ein dünner Schwamm von Vorteil. Vorteil des dicken Schwamms ist die gebogenere Flugkurve, was wiederum Vorteile bringt, wenn der Ball eher spät gezogen wird (Halblänge Bälle). Spielt einer mit der Schnelligkeit, heisst das, dass er den Ball möglichst in der aufsteigen Phase trifft. Im Schlagrepertoire sind Flip, Konter und agressive Schupfbälle. Für das schnelle und diametrale Spiel mit Chinabelägen sollte nicht mit allzu grosser Schwammstärke gespielt werden (< 2.0 mm).

Die Schammhärte ist ein Mass dafür, wie mit der ankommenden Geschwindigkeit umgegangen werden kann: Harter Schwamm bremst die ankommende Geschwindigkeit weniger und somit ist es einfach die Geschwindigkeit zurückzugeben (Gegenattacken wie aktiver Block, Gegenschuss und Gegenzieher). Nachteilig verhält sich der harte Schwamm bei langsamen Bällen, den da kommt eben auch nur langsam zurück und es muss sehr aktiv auf "lahme" Bälle reagiert werden (Ist jedoch gut beim Kurz-Kurz-Spiel) Weil der harte Schwamm diese klaren Vorteile und Nachteile hat, verwenden die meisten Spieler eher Medium-Schwämme. Selber bevorzuge ich einen harten Schwamm, weil ich bezüglich des Tempo grössere Kontrolle habe wie mit den katapultigen Schwämmen)

Die Schwammelastizität sagt etwas über die Energieerhaltung aus: Der elastische (katapultige) Schwamm nimmt die ankommende Beschleunigung auf und ist in der Lage, dies variabel in eigene Beschleunigung umzusetzen. Die abgegebene Energier steigt dabei quadratisch mit der eingesetzen Energie: Wenig Beschleunigung = Wenig Engergie und viel Beschleunigung = Energie im Quadrat. Aus der Halbdistanz ist das ein klarer Vorteil, da neben der Rotation auch mit Tempo Druck gemacht werden muss. (Sonst schiesst dich der Gegner ab). Weil das tischnahe Spiel gar nicht so ein grosses Katapult braucht, das schwieriger zu kontrollieren ist, haben Chinabeläge eher einen unelastischen Schwamm. Der unelastische Schwamm ist katapultärmer und somit kann die abgegebene Beschleunigung besser kontrolliert werden, aber eben auch nicht so stark beschleunigt werden.

Was ich mit meinem Beitrag eigentlich bezwecken möchte, ist die Tatsache, dass es stärker zwischen den verschiedenen Belageigenschaften zu diffenzieren gilt. Die Such nach dem richtigen Belag, kann einige Zeit dauern. Wenn jedoch ein theoretischer Unterbau vorhanden ist, kann es die Suche abkürzen. Am Besten ist es, du versuchst so genau wie möglich dein angestrebtes Spielsystem zu definieren und dann erst gehst du auf die Suche nach dem richtigen Material.

Ich hoffe, dass ich mit meinem Beitrag etwas Klarheit schaffen konnte.

Gruss
Martin
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