AW: DER Thread für politisch Interessierte
Niemand "muss" in die Großstadt ziehen. Anreize in Mittelstädten die auch nicht soweit ab vom Schuß sind gibt es genug. Das Mehr an Geld in manchen Großstädten wird doch zum Großteil durch die Steuer und höhere Lebenshaltungskosten wieder aufgefressen. Es macht keinen Sinn als Ingenieur mit 80k bei einem Mittelständler außerhalb für einen Posten bei einem Großkonzern für 100k aufzugeben.
Und die Pendelei?
Das Problem ist doch seit Jahrzehnten ein Politikum. Man erwartet Flexibilität, wobei die wenigsten Pendler diese Riesenstrecken zurücklegen wie oft im Fernsehen suggeriert. Und wer in Ballungsgebieten einpendelt hat oft hervorragende ÖPNV Anbindung.
Das tatsächliche Problem ist die verfehlte Verkehrs-/Anti-Auto Politik. Da braucht es ausgebaute Autobahnen, Grüne Welle und genug Parkraum.
Dass viele Leute bei so einer Politik in die Städte ziehen wollen ist ja kein Wunder
Die ganzen Speckgürtel haben sich doch hauptsächlich in den 70ern und 80ern gebildet, als man Straßen en gros gebaut hat, Parkraum billig war und bauen in den Vororten auch noch sehr günstig war. Dieses ganze Park and Ride, und Autos aus den Städten halten geht seit Ewigkeiten völlig an der Realität vorbei.
Beim Homeoffice sehe ich das differenziert. Eine gewisse persönliche Präsenz wird immer vonnöten sein. MMn. wird es darauf hinauslaufen, dass es in die Richtung 2 Tage Büro/3 Tage HO gehen wird. Die Büros werden unpersönliche werden, es wird keinen eigenen Arbeitsplatz mehr geben. Psychisch und für die Identifikation mit dem Unternehmen durchaus nicht unproblematisch. Auch die Sicherheit von Daten und Wissen wird noch heikel. Ich kann mir kaum vorstellen, dass ein Designer von Daimler ein neues Modell im HO zeichnen darf. Ähnliche Probleme sehe ich bei sensiblen Mandantendaten.
Kurzfristig sehe ich aber erstmal keine große Veränderung am Immobilienmarkt, solange Großanleger dort noch eine kleine Rendite erzielen können.
In München zahlen Firmen für kleine Wohnungen für ihre Expats 25,30, im Extremfall auch bis zu 40 Euro/qm, weil es immer noch günstiger ist, als ein 5 Sterne Hotel zu buchen. Auch Air BnB treibt die Preise, zumindest solange das von den Städten nochvstillschweigend geduldet wird. Dann hast du noch die Vermietung an Flüchtlinge, wo sich ja auch mancher Politiker schnell bereichert hat. Da hat der Staar jeden Preis bezahlt, nur um die irgendwie unterzubringen.
Patentlösungen für das Problem gibt es nicht.
Eine Zinssteigerung ist nicht zu erwarten, eine autofreundliche Politik auch nicht. Beim HO muss man abwarten inwieweit die Firmen die Kosten für das Arbeitszimmer tragen werden. Wer dauerhaft Zuhause arbeitet, der braucht ein extra Zimmer. Bei Mann und Frau im HO mit zwei Kindern heisst das statt 4 Zimmer, 6 Zimmer. Niemand wird langfristig vom Wohnzimmer oder Schlafzimmer aus arbeiten wollen. Da geht es auch in den Bereich, der den AG einfach nichts angeht, Stichwort Webcam/Videokonferenz.
So einfach, wie das manche "Zukunftsforscher" darstellen ist das einfach nicht.
Geändert von Noppenzar (04.08.2020 um 19:05 Uhr)
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