Auf die Bitte von maninblack hin habe ich mir ein paar grundsätzliche Gedanken zum Umgang mit der Pandemie gemacht. Etwa 3000 Viren sind bekannt, die sich über Wirte verbreiten. Aus virologischer Sicht ist hier kein Unterschied zwischen Tieren und Menschen zu machen. Alle Lebewesen tragen zahlreiche Viren in sich, das Immunsystem sorgt für eine ausgeglichene Koexistenz zwischen Träger und Viren. Erst ein dem Immunsystem noch unbekanntes neues Virus aber sorgt für ein Ungleichgewicht und kann für den Wirt zur tödlichen Gefahr werden, solange bis das Immunsystem gelernt hat, dieses neue Virus im Zaum zu halten. Vogelgrippe, Schweinegrippe sind solche durch Viren ausgelöste Pandemien, begünstigt durch Massentierhaltung fanden Viren hier optimale Übertragungsbedingungen vor. Während der Mensch hier allerdings zur Bekämpfung ganze Tierbestände tötet und lediglich den materiellen Schaden beklagt, möchte er bei seiner eigenen Spezies möglichst jedem Individuum einen vorzeitigen Tod ersparen. Die sich nach gewisser Zeit von selbst einstellende Herdenimmunisierung kann daher nicht abgewartet werden. Eine komplette Beseitigung eines Virus ist nach dem Stand heutiger Forschung nicht möglich, somit bleiben nur zwei Lösungsansätze: 1. Übertragung zwischen Wirten verhindern. 2. Körpereigene Immunabwehr verstärken. Beide Ansätze haben wirtschaftliche Folgen, beide bieten keine hundertprozentige Sicherheit und sind vermutlich keine dauerhaften Lösungen.
1. Eine große Schwierigkeit besteht darin, dass menschliche Sinne das Virus nicht erkennen können: Es ist geruchslos, geräuschlos, zu klein für das menschliche Auge. Erst beim Auftritt von Krankheitssymptomen macht es sich bemerkbar, doch dann kann es sich bereits weiterverbreitet haben. Im vorliegenden Fall gibt es mittlerweile diverse Tests, die allerdings ebenfalls nicht hundertprozentig zuverlässig sind und deren Nutzen deshalb oft angezweifelt wird. Immerhin können so als Virusträger erkannte Individuen isoliert werden. Eine andere Möglichkeit ist, ganze Kohorten gegeneinander zu isolieren. Dies kann das komplette Schließen von Landesgrenzen bedeuten, aber auch das Abgrenzen von besonders Gefährdeten (z.B. alte Menschen). Derartige Maßnahmen müssen allerdings unbefristet fortgeführt werden, denn so lange keine Immunität in der Gruppe besteht, bleibt die Gefahr bestehen. Jede Isolierung widerspricht aber der Natur des sozialen Wesens Mensch und kann daher nicht dauerhaft aufrecht erhalten werden! Die wirtschaftlichen Folgen sind zudem in einer global vernetzten, hochkomplexen Welt nicht beherrschbar und werden in der Konsequenz ebenfalls zu menschlichen Todesopfern führen (z.B. Nahrungsmangel).
2. Relativ neu (200 Jahre) ist die Entdeckung, mittels gezielter Infektion des Körpers (Impfung) mit abgeschwächten Krankheitserregern das Immunsystem zu stimulieren. Inzwischen ist dieses Verfahren sehr weit entwickelt, auf neue Erreger kann relativ schnell ein passender Impfstoff entwickelt werden. Dies funktioniert sehr gut, die Wirkung ist allerdings meistens zeitlich befristet. Hinzu kommen weitere Probleme: Viren unterliegen einem ständigen schnell fortschreitenden Mutationsprozess, der Impfstoff muss diesem folgen. Jeder Eingriff in einen Organismus hat nicht nur eine erwünschte, sondern auch andere - möglicherweise unerwünschte - Auswirkungen. Hier muss sehr genau beobachtet werden, wie das Verhältnis zwischen erwünschten und unerwünschten Auswirkungen aussieht. Die Kosten einer kompletten Durchimpfung sind verhältnismäßig gering. Der Nutzen hängt vom Durchimpfungsgrad der Bevölkerung ab, ein Impfzwang wird daher kontrovers diskutiert. Insgesamt verbietet sich aus meiner Sicht ein Kosten/Nutzenvergleich der verschiedenen Maßnahmen. Man stößt sonst sehr schnell auf ethische Grundfragen wie: Was ist der Wert menschlichen Lebens? Ist ein junger Mensch mehr wert als ein alter? Ist ein Leben in absoluter Isolation noch lebenswert? Wie sind Grundrechte gegeneinander aufrechenbar? Eine gesicherte Erkenntnis ist, dass wir in Zukunft mit einem vermehrten Auftreten von Pandemien rechnen müssen. Einen sehr interessanten Artikel habe ich dazu in der "Zeit" gefunden.
https://www.zeit.de/wissen/umwelt/20...omplettansicht Essenz: Verringern der Artenvielfalt erhöht das Pandemierisiko. Betrachtet man es rein wirtschaftlich: Eine stark auf Ökonomie ausgerichtete Landwirtschaft (Monokulturen, Konzentration auf ertragstarke Sorten, Massentierhaltung, Rodung des Regenwalds etc.) fördert indirekt die Ausbreitung von Pandemien, deren Kosten übersteigen wahrscheinlich den zuvor erzielten Nutzen. Da aber in der Regel nicht der Verursacher die Kosten tragen muss, ändert sich vermutlich nichts.
Zusammengefasst meine laienhafte Empfehlung zur Eindämmung von Pandemien: sehr kurzfristig: Isolierung. Sobald möglich, komplette Durchimpfung der Menschheit. Langfristig, leider utopisch angesichts der menschlichen Dummheit: Erhalt der Biodiversizität, Sofern die Lawine nich aufzuhalten ist.