Ergänzung zu meinen Testeindrücken aus Beitrag
#143 nach 4 Wochen MX-D + MX-P im direkten Vergleich
Die Ersteindrücke zum MX-D von denen ich bereits Mitte Juni geschrieben habe und die
*hier* nachgelesen werden können, haben sich auch nach 4 Wochen und mehreren Folgeeinheiten bestätigt. Der MX-D ist ein High-Performance Belag, der für modernes, aggressives Offensiv-Tischtennis seinesgleichen sucht. Was mir besonders gut gefällt ist die trotz der schnellen Auslegung des Belags gute Spielbalance und Nachvollziehbarkeit der Dynamik. Der Belag spielt sich für mich sowohl über dem Tisch als auch in der Eröffnung und im offenen Spiel stets gefährlich und dennoch kontrolliert und besser als alle anderen Beläge, die ich davor längere Zeit gespielt (T05) oder zuletzt getestet habe (Prime, R48, R47, ACC, V>15 Extra, O7Pro). Gute Beläge, aber mit Schwachstellen in bestimmten Spielsituationen. Ich denke, es gibt in den jeweiligen Einzelbereichen wie Tempo, Spin, Kontrolle - wenn man diese separat betrachtet und vergleicht - schnellere oder spinnigere Beläge in diesem Markt-Segment, aber aus meiner Sicht keinen Belag der so ein komplettes Paket darstellt und alle Eigenschaften auf hohem Level miteinander vereint wie der MX-D. Für mich ein wirklich optimal abgestimmter Belag (für die Vorhand).
Im Vergleich zum MX-P (normale Version, nicht MX-P50) sehe ich beim MX-D Vorteile bei der Ankopplung und damit im tangentialen Spiel besonders bei der Eröffnung und im Nachziehen. Der MX-P im Vergleich ist ein guter Belag für das offene Spiel und schnelle Auf- und Mitnahme des Tempos mit kurzen Bewegungen, hat aber aufgrund seiner Auslegung aus meiner Sicht Schwachstellen in der Topspin-Eröffnung auf Unterschnitt und dem verlässlichen Nachziehen besonders auf der Vorhandseite wo die Bewegung eine längere ist als auf der Rückhand. In dem Bereich ist der MX-D optimiert, da kommen sicherlich auch die paar Grad zusätzliche Schwammhärte des MX-D zur Geltung, da härtere Beläge für das Spinspiel bei sauberer Bewegung generell verlässlicher sind und in der Regel auch eine höhere Schlagqualität ermöglichen. Wie JanMove schreibt: "Geringere Streuung und besser dosierter Katapult" beschreiben die Unterschiede zwischen MX-P und MX-D auch aus meiner Sicht kurz und treffend. Viele Gemeinsamkeiten und ein ähnliches Spielgefühl, dennoch spürt man eine gewisse Optimierung beim MX-D. Aktives Blockspiel ist bei beiden sehr gut.
Meine Frage in meinem Erstbericht nach den Unterschieden des Obergummis zwischen MX-D und MX-P wurde nicht aufgegriffen und ist daher ungeklärt, ob es das gleiche ist oder nicht. Auf den Fotos war bei meiner damaligen Erstbegutachtung der Noppengeometrie kein Unterschied zu erkennen. Ich vermute, die Vorteile kommen eher aufgrund des neuen Schwammes zustande.
Auf der RH würde ich den MX-P dem MX-D dennoch vorziehen, da er sich eine Spur weicher spielt, etwas leichter ist und bei den kurzen RH-Bewegungen im aktiven Blockspiel und beim Übernehmen sehr gute Arbeit leistet. Gerade bei der RH-Eröffnung allerdings ist der MX-P sehr anspruchsvoll vom Timing her, um einen sicheren Ball mit guter Qualität zu spielen. Auch die Variationsmöglichkeiten leiden da etwas aus meiner Sicht. Ich würde als Fazit daher sagen, dass der MX-D im Spin-orientierten Spiel nach vorne spürbare Vorteile gegenüber dem MX-P hat und dort diese Schwächen ausgleicht (besonders bei der längeren Vorhand-Bewegung). Tibhar spricht in der Belag-Beschreibung davon, dass der MX-D die Eigenschaften des MX-P und MX-S vereinen soll. Ich hatte den MX-S nie am Schläger, aber in dessen Beschreibung und auch in vielen Testberichten ist von sehr guter Ankopplung und gutem Spin-Spiel beim MX-S die Rede. Insofern würde das Sinn machen, da ich beim MX-D im Vergleich zum MX-P definitiv diese Vorteile erkennen kann. Im Touch-Spiel über dem Tisch spielen sich für mich beide Beläge ähnlich und auf hohem Niveau. Griffiges Obergummi daher kurzes, flaches Ablegen möglich und Chiquita oder langes Anstechen jederzeit gefährlich.
Der MX-D ist aufgrund der Härte sicherlich ein Belag für ambitionierte Ansprüche und technisch versierte Spieler mit recht sauberem Ball-Treffpunkt. Aufgrund der Belag-Härte für viele wahrscheinlich bereits deshalb kein Thema, besonders dann wenn schon der MX-P eine Nummer zu groß war und sich unkontrolliert und zu schnell angefühlt hat, dann würde ich auch nicht zu einem Test des MX-D raten.
Aber jene, die schon mal den MX-P am Schläger hatten und grundsätzlich zu recht kamen oder den Belag sowieso spielen, sollten den MX-D bestimmt einmal ausprobieren. Die Unterschiede liegen im Detail, Vorteile besonders im Spin-Spiel sind aber vorhanden und spürbar. Und auch jene, die von T05 kommen oder anderen vergleichbaren medium-harten bis harten Belägen wie den härteren Rasanter- oder Bluestorm-Belägen, etc. die sollten bei Lust und Laune auch mal den MX-D testen. Der Belag macht nämlich einfach auch ne Menge Spaß.
Ob der MX-D auch auf der Rückhand für jemanden in Frage kommt, hängt würde ich sagen stark von der Spielweise ab und ob man die Belaghärte auch auf der Rückhand aktivieren kann bzw. dort generell mit einem sehr schnellen Belag zurecht kommt. Für höhere Ansprüche in höheren Ligen bestimmt, aber die meisten werden auf der RH mit etwas weicheren "Wohlfühl-Belägen" mit mehr "Dwell-Time" das bessere Gefühl haben. So auch für mich, da ich nicht mehr Bundesliga (Ö) spiele und seit 5 Jahren nur mehr sehr eingeschränkt TT trainiere. Hier finde ich medium-harte ~47.5° Beläge mit etwas flexiblerem Obergummi für mich am besten und variabelsten spielbar (z.B. O7Pro).
Interessant wird sein, wie sich dann die neuen Infinity-Beläge (MX-P und MX-S), die im Laufe der nächsten Monate erscheinen sollen, in das Belag-Spektrum von Tibhar eingliedern werden. Beide sollen dieselbe Schwammtechnologie (Red Energy Sponge) spendiert bekommen wie der MX-D. Es bleibt abzuwarten, wie Tibhar die Schwammhärten bei der Infinity-Reihe wählen wird und wie sich diese dann zur Evolution-Reihe darüber hinaus noch unterscheiden werden. Sollte hier aber beispielsweise Infinity MX-P, MX-S mit 47-48° in der neuen Schwamm-Technologie kommen mit dem im Vergleich zur Belag-Härte gefühlt etwas "weicheren" Spielverhalten, könnte ich mir gut vorstellen, dass diese Beläge ähnlich wie der Rasanter R48 für eine breitere Masse all jener, die eher im medium-Belag-Segment beheimatet sind, in Frage kommen wird.
Und ein
noch für die Preispolitik bei Belägen von Tibhar! 49,90EUR UVP für einen Top- und neuen Belag ist in 2021 nicht mehr selbstverständlich