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Alt 13.07.2001, 08:58
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Siegmund Freud Siegmund Freud ist offline
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Zitat:
Original geschrieben von sVeNd


Du hast insofern Recht, dass ich noch nie in China war, aber das was ich über China geschrieben habe, beruht auf dem, was ich in der Schule über dieses Land gelernt habe (und ich denke, in der gymnasialen Oberstufe werden nicht nur Vorurteile verbreitet..)
Dazu musst Du wissen, dass Du in der Schule nach einem Lehrplan lernst, der im Laufe von ca 8-10 Jahren entwickelt und erstellt wird, dann werden auch entsprechende Lehrbücher erstellt, die auch ein mehrjähriges Genehmigungsverfahren durchlaufen müssen.
Wenn aber die Öffnung Chinas erst seit 10 Jahren besteht, dann lernst Du also längst überholte chinesische Geschichte. Meistens sind es nur die Freihandelszonen, von denen man etwas in den Schulbüchern zu lesen bekommt. In vielen ist noch von 5 Freihandelszonen die Rede. In China habe ich jedoch mehrere "Kleinstädte" besucht, die alle im wirtschaftlichen Aufschwung sind und mit sehr vielen westlichen Firmen kooperieren.

Zitat:
und was man hin und wieder mal so in den Nachrichten hört und sieht.
Was man in den Nachrichten so hört! Meinst Du, es interessiert den deutschen Nachrichtenseher und -hörer, ob es in China mit der Wirtschaft und der Demokratisierung aufwärtsgeht? Hier werden doch nur Nachrichten gebracht, wenn sie Sensationscharakter haben.

Zitat:
Gleichzeitig kann aber das untolerante Vorgehen gegenüber der Falun-Gong-Bewegung seitens der chineseischen nicht einfach als Vorurteil abqualifiziert werden, das sind Fakten (die Seriösität der berichterstattenden öffentlich-rechtlichen Medien Deutschlands - konkret ARD und ZDF - einmal vorausgesetzt).
Was weißt Du genau über die Bewegung, über ihre Ziele, über ihre MItglieder, über ihre Vorgehensweise...?

Zitat:
vielmehr bin ich mir durchaus darüber bewusst, dass eine Demokratisierung nur im Sinne einer allmählichen Umerziehung (und dies meine ich nicht im Sinne einer strengen Indoktrination, ganz im Gegenteil) der chinesischen Bevölkerung in Richtung selbstständigeres, selbstbewussteres und vor allem selbstverantwortlicheres Denken stattfinden kann, an deren Erfolg der Erfolg einer chinesischen Demokratie - vermutlich kausal - gebunden ist
Genau das geschieht gerade in China!

Zitat:
Im übrigen sind mir die von dir aufgeführten Probleme in der ehemaligen Sowjetunion bekannt - die Probleme eines heruntergewirtschafteten, sozialistisch geprägten Landes (trotz jetziger Demokratie) in einer kapitalistischen Weltordnung - Probleme, die ein demokratisches China wahrscheinlich auch haben würde, ein Preis aber, der aufgrund der Chancen und Freiheiten einer Demokratisierung meiner Ansicht nach auch wegen der geringen Zukunftsperspektiven in einer ansonsten kapitalistischen Weltordnung aber zu zahlen sein sollte.
Hier merkt man, dass Du nicht weißt, wovon Du sprichst! Du hast mit Deiner Aussage gerade mehrere Millionen Chinesen zum Tode verurteilt, weil Du damit einen Bürgerkrieg "ausgelöst hast"! Bei einem Land mit 1,6 Milliarden Einwohnern kannst Du bei Kriminalität und Bürgerkrieg nicht von einem "Preis, der zu zahlen sein sollte" sprechen.
Und China ist ein Land, das in seiner Geschichte viele schlimme Kriege hatte, vor allem Bürgerkriege!

Zitat:
weil dies die Einführung oder vielmehr den Einbruch des Kapitalismus in China bedeutet, was nach den langen Jahren des Kommunismus einfach nicht funktionieren kann. Deswegen denke ich, dass China, wenn es den Schritt zur Demokratie wagt, seinen eigenen Weg finden muss.
Richtig! Und genau diesen Weg haben sie bereits gefunden und praktizieren ihn!

Zitat:
Und deine These, dass die Chinesen auf dem Weg zur Demokratisierung sind, halte ich doch für sehr gewagt, ich halte die gegenwärtige Entwicklung eher für eine vorsichtige Öffnung in dem Bemühen, im Zeitalter der Globalisierung auf die chinesische Bevölkerung moderner zu wirken
Schau lieber selber erst mal nach China, bevor Du solche Äußerungen machst. Als Beispiel kann man das "Dorf" Qingdao nehmen. Es war einst eine deutsche Kolonie (in der übrigens auch mein Urgroßvater als Soldat stationiert war). Dieses Dorf hatte noch vor wenigen Jahren ca. 100.000 Einwohner, also keine Wirtschaftsmetropole! In den letzten 10 Jahren haben sich hier viele internationale und chinesische Firmen angesiedelt. Darunter auch einige ehemalige staatliche Firmen, die privatisiert worden sind. Dazu gehören Firmen wie "Haier" und "HiSense". Letztere arbeitet z.B. mit der Firma Siemens zusammen. Sogar in deutschen Werbeprospekten sind bereits Artikel der Marke "HiSense" aufgetaucht.
Hier kannst Du schon erkennen, dass die wirtschaftliche Entwicklung sehr viele Menschen anzieht. Qingdao hat mittlerweile 6 Millionen Einwohner und ist eine der reichsten Städte.

Zitat:
entscheidene Schritte zur Demokratisierung wie der langsame Abbau der Vormachtsstellung der Kommunistischen Patei Chinas sind aber meines Wissens noch nicht initiiert worden.
Die alte Garde ist nicht mehr an der Macht. Immer mehr junge Politiker bekommen etwas zu sagen. Auch der jetzige Machthaber ist demokratischer als seine Vorgänger. Aber bei einem Riesenreich wie China muss es langsam gehen, sonst bricht das Chaos aus.

Zitat:
In der Tat würde man den Chinesen so zeigen, dass sie auf dem Weg in die richtige Richtung sind, denn die grobe Richtung stimmt, da bin ich mit dir einer Meinung, allerdings bin ich der Ansicht, dass die Vergabe nach China von der Staatsführung zu Propagandazwecken (Internationale Anerkennung u.ä.) missbraucht werden würde. Und eine Verbesserung der chinesischen Infrastruktur ist kein wirkliches Argument für die Vergabe nach China, weil die Infrastruktur überall verbessert werden würde bzw. die Sanierung der Infrastruktur des jeweiligen Landes kein Kriterium für die Vergabe von olympischen Spielen sein kann.
Wem willst Du dann die Olympischen Spiele geben?
Den Kanadiern, die in den 90er Jahren mit Waffengewalt gegen Indianerstämme vorgegangen sind, die für ihre Rechte eingetreten sind?
Den Franzosen, bei denen die Fremdenfeindlichkeit gegenüber Bürgern aus ihren ehemaligen Kolonien noch größer ist, als die Fremdenfeindlichkeit in Deutschland? Afrikaner, die für die französische Armee kämpfen durften, aber nun Menschen 2. Klasse sind?
Den Türken, bei denen immer noch Menschen diskriminiert werden, wenn sie ihre regionalen Farben tragen?
Den Japanern, bei denen die Arbeitnehmer so stark ausgebeutet weden, das selbst junge Menschen mit 20-35 Jahren an einem Herzinfakt sterben?

Es bleibt dann nur noch eins: Die Olympischen Spiele müssen nach Lichtenstein!

Zitat:
Deinen Ratschlag, selber mal nach China zu fliegen, kann ich aus zeitlichen und vor allem pekuniären Gründen leider nicht verwirklichen, es sei, du möchtest das finanzieren.
Dann mach es wie mein Cousin. Er ist nur mit Rucksack und Kamera durch Indien und China gereist.

http://studhome.rrze.uni-erlangen.de/~sichkout

Außerdem kannst Du mit Rauchen aufhören (falls Du rauchst), Ferienarbeit machen,...

Wenn Du also mal nach China fährst, kannst Du viele Deiner Vorurteile abbauen!

Schöne Grüße
Siegmund Freud

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