Ich schaue aktuell die Spiele der Damen bei den Asian-Games, insbesondere die von Wolf11 verlinkten (
Link).
Mir fällt auf, wie mich - nicht das erste Mal - stark negative Gefühle erfüllen, wenn ich z.B. die japanischen Damen Hina Hayata und Miu Hirano oder aber auf der chinesischen Seite Sun Ying Sha im vierten Satz bei ihrem jeweiligem Jubel anschaue.
Sowieso scheinen beide Teams sich maximal aufgeputscht zu haben, um ihre jeweilige Spielerin zu unterstützen.
Das japanische Team überbrüllt die gesamte Atmo des Stadions, egal wie der Wechsel lief (d.h. egal ob der Punkt tatsächlich wg. eigenen guten Spiels oder aber wegen eines Fehlers der Gegnerin erfolgte).
Die gezeigten Ausschnitte des chinesischen Teams erscheinen modereater (aufstehen, klatschen, vereinzelt brüllen).
Nun habe ich mich gefragt: bin ich der einzige, dem das so geht? Wenn nein, spielen z.B. kulturelle Hürden bzw. (familiäre) Sozialisationserfahrungen eine Rolle, um meine Gefühle einzusortieren? (bestimmt, aber evtl. nicht nur?)
Es ist ein gefühlt oft kommentiertes Thema hier und auch anderswo, auch Wolf11 hat dazu schon geschrieben, sich aber stets bemüht, die für ihn positiven Charakteristika der jeweiligen Spielerinnen hervorzuheben und damit den Empörungen irgendwie entgegenzutreten.
Mein Empfinden ist: irgendwie geht mir da Respekt / die Achtung vor diesen Spieler*innen verloren.
Wenn z.B. Hina Hayata den verfehlten Schuss der Gegnerin mit dem Gesicht zum Team breit belacht.
Wenn Miu Hirano nach den jeweiligen gegnerischen Fehlern lächelt (nicht aber bei ihren eigenen, sonst könnte ich Wolf11 folgen, der sagt, dass dies Hiranos fröhlicher Persönlichkeit geschuldet sei).
Wenn Sun Ying Sha mehrere Sekunden den Mund offen hält - als was eigentlich? - Triumphgebärde?
Ja, wir sind alle unterschiedlich und drücken alle unterschiedlich unsere Freude(n) aus.
Aber: ich empfinde die in solchen Begegnungen gezeigten Emotionen als Verachtung des Gegners, um sich einen psychologischen / mentalen Vorteil zu verschaffen.
Ist dies illegal? Nein, anscheinend nicht. Ist dies anders einzusortieren (z.B. im Hinblick auf die besonders angespannte Situation oder das ehern verfeindete Verhältnis zwischen den beiden TT-Nationen)?
Tatsächlich kann ich mir solche Spiele nicht mehr gut anschauen, weil mich diese Fantasie der Verachtung irgendwie mitnimmt und die sonstigen, durchaus schönen Momente des Spiels in den Schatten stellt.
Eine eigene Idee zur Erklärung habe ich noch: wenn der/die Gegner*in damit beginnt, dann ist die tit-for-tat-Strategie mental gesehen vermutlich die wirksamere als sich mühsam in den eigenen Tunnel zu begeben.
Um den eigenen mentalen Vorteil nicht zu verspielen, muss ich das (in meinen Augen unangemessene) Spiel mitspielen, auch wenn es gegen die eigenen Werte / die eigene (Grund-)Haltung geht.
Dass damit von der Außenwirkung her kein Blumentopf zu gewinnen ist (im Sinne einer Vorbildfunktion), ist für mich klar und sehr bedauerlich.
Wie denkt ihr? Wie geht es Euch?
Achtung: ich bin nicht an Bashing interessiert, sondern an Verständnisansätzen und natürlich Euren Reflektionen zu solchen Momenten. Die Asian Games sind nur ein Anlass unter sehr vielen mehr (erinnert Euch an den verunglückten Thread um die unterstellten "generellen Fiesigkeiten des chinesischen Nationalteams").