Interessant.
Ich versuche mal was zu den Fragen zu sagen:
1. Was sagt euch das Thema "Gleichgewicht"?
Ist biologisch betrachtet sehr faszinierend. Aber gut kenne ich mich damit nicht aus. Es ist uns selbstverständlich, macht aber ein Lebewesen quasi lebensunfähig, wenn dieser Sinn ausfällt, ist also lebenswichtig.
Gerade auch für sportliche Tätigkeiten ist dieser Sinn oft sehr wichtig, es ist sozusagen die "Grundkoordination" für jeden Sport (sogar beim Angeln oder Schach nötig, wenn auch nicht arg.

).
2. Heisst "Gleichgewicht" während dem Schlag fest mit beiden Beinen auf dem Boden zu stehen und nicht aus der Bewegung heraus (quasi fliegend) den Ball zu spielen?
Ich denke, auch im "schwebenden Zustand", also nicht mit Bodenkontakt, kann man im Gleichgewicht sein. Aber aus der Bodenperspektive muss man wohl von einem stabilen Zustand über das "Fliegen" in den nächsten stabilen Zustand übergehen.
Ich denke der Schlag sollte aus einer stabilen Position heraus gespielt werden, aber wenn ich mir jetzt z.B. einen in der franz. TT-Schule gern genutzten Schlag, den VH-Top oder -Spinkonter mit zurück- oder seitwärts klappendem Oberkörper anschaue, komme ich zu dem Ergebnis, dass das doch ziemlich unstabil ist, im nächsten Moment fällt der Kerl doch um. Die intramuskuläre Koordination macht es aber möglich, dass, wenn viell. auch mit einem kontrollierten Wegdrehen, das GG gewahrt bleibt oder wiedererlangt wird. Daher sind das wahrschl. eher Risikoschläge, aber wir haben fliessende Übergänge. Trotzdem muss eine solche Position nicht fest auf dem Boden sein, man kann sich auch in der Luft befinden und "stabil" sein, in dem Sinne, dass alle Vorbereitungen zur Landung bereits getroffen sind und keine körperliche Koordination während der Schlagausführung mehr nötig ist. Weiter dazu unten.
Ich habe einen Jugendspieler, mit dem ich gern trainiere, der seinen VH-Topspin noch zu oft

aus einer Phase kurz vor dem Umfallen spielt. Ich sage danach immer: "Erst laufen, dann schlagen". Aber er macht es andersrum. Er bleibt stehen, lässt sich in Richtung des Balles kippen, ballert das Ding los (höchstens 50/50-Quote) und fängt sich dann wieder ab. Dadurch bekommt er eine Urgewalt in den Ball, aber Sicherheit ist was anderes (wie krieg ich das nur aus dem raus? *kopfkratz*).
Ich selber spiele Bälle auch noch zu oft aus dem Ungleichgewicht, die sind dann unsicher. Eine gute Beinarbeit ist für Schläge aus stabilen Lagen unabdingbar.
3. Ist das Thema "Gleichgewicht" die abolute Basis für jeden Schlag?
Wenn man das auseinandernimmt, kommt man entweder zu dem Schluss, dass man entweder immer, oder nie im GG ist. Beim Sport ist man wohl in einer ständigen Übergangsphase, quasi einer Kette von beliebig kleinen Zeiteinheiten, die eine Aneinanderreihung von stabilen und nicht stabilen GG-Zuständen ist.
Wie oben bereits gesagt, denke ich schon. Man kann wohl auch lernen aus dem Ungleichgewicht zu schlagen, aber da unser Körper und Nervensystem ständig damit beschäftigt ist, das GG zu wahren oder wiederherzustellen, stimmt im Moment des Ungleichgewichts die Summe der angreifenden Kräfte nicht mit der "Vorstellung" des Körpers überein, wenn ich das mal so sagen darf, und es werden weitere Korrekturen vorgenommen, die eine korrekte Schlagausführung evtl. nicht erlauben. Erstaunt merkt man immer wieder, wie flexibel man aber in diesem Bereich ist, dass man das verzögern kann, beschleunigen kann, ändern kann, etc...
Ich denke das GG ist die Basis für einen technisch richtigen Schlag, weil der Schlag so durchgeführt werden kann, wie geplant.
4. Warum wird so wenig über "Gleichgewicht" gesprochen?
Weil es uns so selbstverständlich vorkommt.
Gruß