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Alt 30.05.2005, 10:44
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AW: Flow IV: "Spass am Spielen" contra "Siegen wollen"

Hi,
Zitat:
Zitat von martinspin
Flow ist etwas, was entsteht, wenn Spass an einer Tätigkeit vorhanden ist und man völlig in ihr aufgeht. Der Spass an einer Sache muss nur zugelassen werden. Flow kann man nicht erzwingen. Spielsystem und Taktik stehem dem Flow nicht im Wege. Hogar hat das deutlich aufgezeigt und auf die Schachwelt hingewiesen.
Am "Spaß" stört mich die immanente Oberflächlichkeit und Zielarmut. Ich erkläre es lieber so: dem Spaß fehlt der Leistungsgedanke. Ohne den wird z.B. TT oberflächliches, nicht flow-fähiges Ping-Pong. Genauso beim Federball. Beim Badminton hatte ich meine intensivsten Flow-Erlebnisse. Es ist aber eine universelle Geschichte. Als Jugendlicher hatte ich übrigens intensiv Schach gespielt. Die Zeitlosigkeit von Flow wird im Schach sehr deutlich. Gegen Leute gleicher Kante waren 2 - 3 Stunden Partien nichts besonderes und trotzdem kurzweilig. Später spielte ich aus verschiedenen Gründen Backgammon, auch weil ich von den Würfeln eine Entschärfung in der Härte der Auseinandersetzung erwartete. Es ist aber genauso brutal wie Schach. Jener, der auf einem Turnier etwas anderes behauptet, will nur dein Geld zocken! Backgammon kann ich aber mal zum Spaß spielen, Schach lässt das weniger, IMHO gar nicht zu.
Zitat:
Ich kann das so für mich nicht stehen lassen. Aus der Sicht eines Allrounders magst du recht haben. Aus meiner Sicht als Angreifer stimmt es nicht.
Ich bin vom Allrounder so weit weg, dass mich dein Verdacht kräftig Schmunzeln macht. Ich habe eine agressive, technisch schmalspurige VH, einen passablen VH-Block und böse Aufschläge. Allrounder bin ich nur insofern, alsdass ich fast alles schlecht kann! Als anfänglicher Abwehrer war das ähnlich extrem - die RH mit starkem US, mit VH Rotationsspins (ohne Schuss , der Block verdiente damals die Bezeichnung "unterirdisch") und - Aufschlägen.
Zitat:
Ich nehme mir schon vor, lange Aufschläge sofort zu ziehen oder kurze Aufschläge zu flippen. Im Moment nehme ich mir vor, jeden langen AS mit der VH zu ziehen, also auch Bälle in der RH. Es macht mir einfach Spass, meine Grenze zu erweitern und zu schauen, was geht. Eigenfehler stören mich keine Sekunde und das ist auch gut so. Mache ich meinen Spielfluss vom gelingen des Schlags abhängig, wär's garantiert kein Flow mehr. Natürlich ziehe ich nicht zig mal den RH-TS ins Netz oder über den Tisch hinaus. (Wär doch Selbstmord ) Wenn's nicht klappt mit der RH weiche ich auf die VH aus, die recht sicher und erfolgreich ist.
Ich nehme mir nichts vor, mache aber in entscheidenden Momenten so weit wie möglich auf. Es verbessert mein unbewusstes Erkennen gegnerischer Aktion. Ich brauche mir auch nicht den Angriff eines Aufschlags in die VH vorzunehmen, denn ich weiß, wenn es möglich ist, mache ich es.
Zitat:
Ich hatte schon verschiedentlich Phasen, wo ich auch dieses Partnerschaftliche Gefühl hatte.
...
Erbitterte Gegner am Tisch und Freunde fürs Leben schliessen sich nicht aus. Vielleicht bedingt es sich sogar.
Nachdem man die Gegnerschaft ausgereizt hat, bleibt nur noch die Erkenntnis, dass man aufeinander angewiesen ist.
In meinem alten TT-Verein hatte ich in der Summe etwa 15 Jahre gemeinsame sportliche Aktivitäten mit jemandem. Gleiche TT-Mannschaften, ein gutes Doppel, indem es anfangs lange zwischen uns geknirscht hatte. Auch Gemeinsame Badmintonmannschaften und ein Badmintondoppel mit ihm, das bei entsprechenden Gegnern Flow-Garantie hatte. Und im Doppel Flow ist unglaublich. Beim TT-Doppel krankt es am Zwang des abwechselnden Spielens. Im Badminton-Doppel ist man weitgehend frei von solchen Zwängen und zwei Leute können sich optimal arrangierend einbringen. Man hat alle Freiheiten, die da enden wo die des Partners beginnen. Das ergibt erhebliche, überlappende Bereiche, die flüssig - im Sinne von Flow - gemeinsam gespielt werden müssen. Die "Freiheiten" werden im guten Doppel immer geringer, die gemeinsamen Bereiche entsprechend größer. Ein solches Doppel im Flow zu spielen ... hm, da fehlen mir die Worte. Das war und wird vermutlich nicht mehr zu toppen sein.

Jetzt habe ich vergessen zu erwähnen, dass wir natürlich auch gegeneinander Badminton gespielt haben. Er, so klein wie ich groß, Triathlet, Marathonläufer und ich, als präzise spielender Ballhalter taktisch auf die Kondition des Gegners zielend, haben uns schon in Trainingsspielen gegeneinander gründlich zersägen können. Keine Gnade! Keine Schmerzen!

Jener treibt keinen Sport mehr, ich nur noch ein minimiertes, weiterhin talentfreies TT ohne Kondition auf unterem Bezirksniveau. Ihn hat's beruflich weit verschlagen. Der Kontakt bricht nicht ab, er wurde ein Freund für's Leben.

Gruß, Nik
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Gruß von der Ostsee
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