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Was die Heilbronner Zeitung zu diesem Thema sagt:
Die "Rebellen" ziehen vor Gericht
Von Klaus Apitz
Die halbe Tischtennis-Regionalliga Süd hält sich nicht an die neue Ausländerregel des Verbands
Die neue Ausländerregel im Tischtennis wird unterlaufen. Fünf von elf Clubs der Regionalliga Süd setzen ungeniert mehr ausländische Spieler ein, als erlaubt. Dies wiederum sorgt für Ärger bei der Konkurrenz, wozu auch die Sportvereinigung Neckarsulm zählt.
Deren Vertreter Gerhard Werz spricht von einer "unglücklichen Geschichte": "Ich ärgere mich als kleiner Spartenleiter, dass da eine Entscheidung getroffen wird, und etliche Vereine halten sich nicht daran." Neckarsulm hat mit dem Tschechen Josef Braun nur einen Ausländer im Aufgebot.
Um den deutschen Talenten mehr Einsatzmöglichkeiten zu bieten, hatte der Deutsche Tischtennis-Bund (DTTB) die Ausländerregel abgeändert.
Seit dieser Saison darf neben beliebig vielen Ausländern aus der Europäischen Union (EU) nur noch ein weiterer nichtdeutscher Akteur eingesetzt werden.
Stoßrichtung sind die vielen Spieler aus den Ländern des ehemaligen Ostblocks und Balkans, die meist nur zu den Spielen anreisten.
Fast alle Clubs stellten sich darauf ein, nicht aber die fünf Regionalligisten TTC Eilenburg (vier Nicht-EU-Spieler) TTC Wehr (fünf Kroaten), SB/DJK Rosenheim (drei Ungarn), TTV Erdmannhausen (drei Nicht-EU-Spieler), und DJK Offenburg II (zwei Russen, ein Pole).
Die Geschichte ist sportgerichtlich inzwischen zu Gunsten des DTTB entschieden. Doch haben bis auf Eilenburg alle "Rebellen" eine Einstweilige Verfügung erwirkt und setzen deshalb ihre überzähligen Ausländer ein. Demnächst kommt es vor dem Landgericht Stuttgart zum Prozess.
In der Liga aber herrscht so lange Wettbewerbsverzerrung, und keiner weiß, wie man bei dem möglichen Hin und Her mit aberkannten und dann wieder zugesprochenen Punkten einen Meister und die Absteiger ermitteln will. Eine solche Saison ist längst eine Farce.
Beim DTTB wird versichert, dass man sich vor dem Erlass der Regel bestens informiert hat. "Wir haben uns erkundigt, auch beim Deutschen Sportbund", sagt DTTB-Generalsekretär Dr. Jürgen Albert.
Die Argumente der Gegenseite reichen vom Recht auf freie Berufsausübung bis hin zu den Vorwürfen, dass die Regel nicht auch für die 1. Liga gilt und der Beschluss viel zu spät erlassen worden sei, um darauf reagieren zu können.
Außerdem wird dem DTTB das Recht abgesprochen, Aufenthaltsgenehmigungen zu verlangen, wo doch Bürger aus den so genannten nicht assoziierten Ländern wie Kroatien oder Ungarn sich in Deutschland mit Tourisen-Visa aufhalten dürfen.
Verlieren die sechs aufmüpfigen Clubs, gibt es deftige Punktabzüge, was den Abstieg bedeuten würde. Doch nicht alle, wie der TTV Erdmannhausen etwa, werden im Falle einer Niederlage aufgeben.
Aus Eilenburg, wo die Rädelsführer sitzen sollen, ist zu hören, dass man zur Not bis vor den Europäischen Gerichtshof ziehen will. Einige andere Clubs, die anfangs ebenfalls zum Club der Aufmüpfigen zählten, haben inzwischen aufgegeben.
Neben den fünf Regionalligisten sind jetzt nur noch zwei unterklassige Clubs am Klagen. Der Gang vor Gericht birgt für Eilenburg und Co. offenbar kein größeres finanzielles Risiko, sieht man einmal von den Verfahrenskosten ab.
Das war im Falle des Zweitligisten TSV Sontheim anders, weil da für das Vergehen - die nicht erfolgte rechtzeitige Anmeldung von neuen Spielern - die Sanktion ausdrücklich festgelegt ist. Bei Einsetzen der Akteure drohten im Falle einer abschließenden Niederlage vor Gericht pro Akteur 2500 Mark Strafe - und das für jede Partie.
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