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Zitat von henrypijames
Viel wichtiger noch als diese Begriffsklaerung ist die Frage, warum ein Sportler ueberhaupt eine Nationalmannschaft zugehoeren muss, um international spielen zu duerfen? Warum werden sie automatisch als Representant ihrer "Nation" gesehen, warum koennen sie nicht einfach nur fuer sich spielen? Das von mir angeregte radikale Umdenken besteht eben darin, dass der Sport an sich (einschl. der Leistungssport) auch ohne Representationsfunktion wertvoll ist, und die Representationsaspekt nur ein Zusatzaspekt ist, den man eigentlich auch entbinden kann (und vielleicht soll).
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Ich denke wir nähern uns hier langsam dem Kernproblem. Dies ist eine Argumentation, wie sie der Einzelsportler anbringen wird, der leistungsmässig zu den Top30 der Welt gehört, aber in seinem Heimatland China noch fünf andere vor sich hat, die besser sind als er. Warum soll so jemand also nicht an der WM teilnehmen? Weil er zufällig die falsche Nationalität besitzt? Also wechselt er flugs die Nationalität und kann sogar noch für sich in Anspruch nehmen, dass mit seiner Teilnahme das Niveau insgesamt höher ist.
Jetzt zum eigentlichen Problem: Wenn jeder "einfach nur für sich" spielt, führt das den Mannschaftsgedanken ad absurdum, der ja gerade darin besteht, dass man nicht nur "für sich alleine" spielt, sondern auch eine Mitverantwortung für die Mannschaftskollegen trägt. Konsequenterweise sollte man deshalb vielleicht gar keine Mannschaftswettbewerbe mehr abhalten, nur noch Wettbewerbe von Einzelsportlern? Möglich wäre das natürlich, aber die Erfahrung zeigt, dass sich mit Mannschaftswettbewerben ein höheres öffentliches Interesse erzeugen läßt. Dies bedeutet auf nationaler Ebene insbesondere mehr Geld: In Form von öffentlichen Fördergeldern, Sponsorengeldern, TV - Geldern etc.
Auch hätte eine TT - Nationalmannschaft, die nur aus eingebürgerten Sportlern besteht, kurzfristig vielleicht mehr Erfolg, langfristig wäre aber mit dem Ausbleiben des öffentlichen Interesses ein hoher Preis zu zahlen. Wir leben nun mal nicht in einer perfekten Welt, in der es keine Rolle spielt, wie einer aussieht und welche Sprache er spricht.
Übrigens glaube ich, dass dies auch der eigentliche Grund für die Weigerung J. Klinsmanns ist, Spieler wie Lincoln oder Ismael in die deutsche Fussball-Nationalmannschaft aufzunehmen: Sie fürchten einen Rückgang des öffentlichen Interesses an der Fussball - Nationalmannschaft, vielleicht liegt es auch ganz einfach am Druck der Sponsoren.