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Neue Regeln - Zwischenbilanz
Nach den Erfahrungen der Vorrunde sind die Meinungen über die neuen Regeln offensichtlich geteilt. Hierzu habe ich einen interessanten Pressebericht in der Franken-Post (Raum Hof) entdeckt:
WIE TISCHTENNISSPIELER MIT DEN NEUEN REGELN UMGEHEN
Der kurze Satz: Kritiker, Anpasser, Totalverweigerer
VON WOLFGANG NEIDHARDT
Und die Revolution fand doch statt: Der Ball ist größer, die Sätze sind kürzer. Erst im Frühjahr 2001 hatte der internationale Tischtennisverband bekannt gegeben, dass flächendeckend neue Regeln eingeführt würden. Und schon im September, als die Saison begann, spielten die Aktiven danach - von der Bundesliga bis zur Kreisliga. Der Ball ist im Durchmesser um zwei Millimeter größer, statt 38 nun 40 Millimeter. Ein Satz dauert nur noch bis zum elften Punkt, seit Jahrzehnten ging's bis 21. Der Aufschlag wechselt nach zwei und nicht mehr nach fünf Ballwechseln. Gleich geblieben ist lediglich die Regel, dass der Sieger mindestens zwei Punkte Vorsprung haben muss. Steht's also 10:10, so geht der Satz mindestens bis zum 12:10 für einen Spieler. Langsamer sollte das Spiel werden durch den größeren, schwereren Ball. Attraktiver sollte es werden durch die neue Zählweise.
Die Tischtennisspieler haben sich arrangiert mit den neuen Regeln - der eine mehr, der andere weniger. In einigen Nischen freilich sitzen noch ein paar potenzielle Totalverweigerer. Die einen sind ein loser Zusammenschluss von Gegnern des neuen Systems und nennen sich ,,Tischtennisinitiative 21'', die anderen der TV Längenau. Längenau ist ein Ortsteil von Selb. Verweigern wollen die ersten drei Spieler der 1. Herrenmannschaft, und zwar ab kommendem Jahr: ,,Nach dieser Saison hängen wir den Schläger an den Nagel wegen der Änderung von 21 auf 11'', sagt Spitzenspieler Uwe Grießhammer.
Kein ,,Ausloten''
Die Begründung: Der Charakter des Tischtennis-Spiels habe sich total verändert. Das ,,vorsichtige Ausloten'' von Stärken und Schwächen des Gegners sei nicht mehr möglich, da der Satz dann sofort ,,weg ist''. Und das Doppel mit Wechsel nach jedem zweiten Ball erinnert Grießhammer eher an den ,,klassischen Rundlauf zu meiner Jugendzeit''. Attraktiver sei die Sportart nicht geworden, meinen die Längenauer: ,,Es ist nicht zu erkennen, dass Tischtennis durch diese Änderung seitdem regelmäßig in den Medien auftaucht.''
Das räumt auch Reiner Kürschner, die Nummer zwei beim Bayernligisten FC Nordhalben, ein. Persönlich allerdings widerlegt er ein weit verbreitetes Urteil: Abwehrspieler hätten's mit dem neuen System schwerer: Mir kommt's sogar entgegen.'' Er hat dies in der Vorrunde gemerkt, als er ins vordere Paarkreuz aufgestiegen ist und dort ,,lauter Riesen'' zum Gegner hatte: ,,Ich hab' gegen einige gewonnen, gegen die ich bis 21 keine Chance gehabt hätte'', stellt Kürschner fest, räumt aber ein: Das Risiko sei auch größer geworden, mal gegen einen an sich Schwächeren zu verlieren. ,,Jetzt müssen wir eben mit mehr Risiko spielen - ich auch'', meint der Nordhalbener.
Probleme hat damit offenbar Winfried Götz, die Nummer zwei des Landesligisten TS Arzberg. ,,Sehr krass'' sei für ihn die Umstellung gewesen, und gebracht habe sie nichts: ,,Das Spiel ist weder langsamer noch attraktiver geworden.'' Götz glaubt, dass bei der neuen Zählweise das Niveau nur mit zehn bis zwölf Trainingseinheiten pro Woche zu halten wäre, und hat beobachtet: ,,Die Leistungen werden schlechter, ob in der Oberliga oder in der Bezirksliga.''
Abwehrspieler wie er, die nur sehr selten selbst zum Angriff übergehen, hätten langfristig ,,auf mittlerer und oberer Ebene kaum eine Chance''. Dabei habe der Verband mit der Regeländerung eigentlich etwas für die Defensivkünstler tun wollen. Götz stellt das Gegenteil fest: ,,Ich bring' in den größeren Ball keinen Schnitt mehr rein.'' Und in einem kurzen Satz könne er sich nicht mehr auf das Spiel eines Angreifers einstellen. Winfried Götz' Fazit: ,,Es hätte gereicht, die Netze drei Millimeter höher zu machen. Hinter den Regeländerungen steckt vor allem die Wirtschaft, die daran verdienen will.'' Damit spricht er den Längenauer Verweigerern aus der Seele. ,,Alles ist wie so oft nur ein gutes Geschäft: größere Bälle verlangen nach mehr Geschwindigkeit, also neuen Belägen, schnelleren Hölzern, Alternativen bei den Bällen'', sagt Uwe Grießhammer.
,,Gleich den Punkt''
,,Desolat'' sei er im ersten Punktspiel im September aufgetreten, erinnert sich Erich Dennerlein, die Nummer drei beim Oberfrankenliga-Zweiten ATG Tröstau. Sein damaliger Gegner hat gegen Dennerlein den bisher einzigen Saisonsieg erzielt, der Tröstauer danach nur noch zwei Partien verloren. Mittlerweile aber ist für Dennerlein, dessen feines Händchen von Fachleuten gerühmt wird, aus dem Nachteil eher ein Vorteil geworden. ,,Ich versuche oft nach meinem Aufschlag mit dem nächsten Ball gleich den Punkt zu machen. Und da kommt mir die kürzere Zählweise entgegen. Denn nun suchen alle die schnellere Entscheidung. Ich bin das schon gewöhnt.'' Früher, als es bis 21 ging, hätten sich auch die Gegner im Laufe eines Satzes auf seinen Aufschlag eingestellt. Nun könnten sie das nicht mehr.
Eines allerdings stellt auch Erich Dennerlein fest. ,,Die Absicht des Verbandes , mehr Spannung rein zu bringen, ist nicht erreicht. Wenn einer klar überlegen ist, gewinnt er noch schneller. Und so reinkämpfen wie in einen langen Satz kann man sich heute nicht mehr.''
Jeder hat eben so sein kleines Problemchen und wertet die Regeländerung demnach. So freut sich Arndt Peckelhoff, der für den TV Rehau in der Oberfrankenliga spielt: ,,Meine schlimme Phase, die immer zwischen dem 10. und 15. Punkt aufgetreten ist, gibt's nicht mehr. Außerdem sieht er im neuen Modus eine bessere Chance, auch mal einen Starken zu schlagen, was er in der Vorrunde schon mehrfach bewiesen hat. Konzentration sei nun mal das A und O beim Tischtennis, und die zähle jetzt noch mehr als früher.
Eher positiv sieht auch Heike Müller, die die beste Vorrundenbilanz unter den Spielerinnen des Landesligisten TV Konradsreuth erzielt hat, die Regeländerungen. Der größere Ball bedeute keinen großen Unterschied, zumal dessen Wirkung durch veränderte Beläge ausgeglichen worden sei. Und bis zum 11. Punkt, da gebe es nun eben viele spannende Sätze: ,,Das Spiel ist attraktiver geworden. Und als Aktiver musst Du eben noch besser bei der Sache bleiben.''
Lethargie
Bei ihrer Sache bleiben wollen auch die Gegner der neuen Regeln. Doch Lobby haben sie wohl keine. Beim Kreistag im Herbst vergangenen Jahres habe sich nur ein Vereinsvertreter für die 11er-Regelung ausgesprochen, erinnert sich der Längenauer Uwe Grießhammer. ,,Da erwarte ich doch, dass anschließend etwas passiert'', war er zunächst voller Hoffnung. Die schwand aber rasch: ,,Da geschieht nichts. Einzige Aktion: Einmal die Hand gehoben zur Gegenstimme, Tenor ansonsten: Daou kimma nix ändern.'' Gerne würde der TV Längenau ab der nächsten Saison in einer Hobbyliga Spiele bestreiten, deren Sätze wieder bis 21 gehen. Aber den Spielern fehlt der Glaube, ,,genügend 21er Anhänger aus ihrer Lethargie reißen zu können.'' Auch die ,,Tischtennisinitiative 21'' habe sich wohl mehr Resonanz erwartet.
Ehe sie aussteigen wollen, lassen es die Längenauer freilich noch mal ,,krachen''. Bis kurz vor Ende der Vorrunde waren sie überraschenderweise Tabellenführer in der Bezirksliga III Fichtelgebirge. Mit zwei Punkten Rückstand auf den Herbstmeister liegen sie nach wie vor auf der Lauer. Das wär's: ein Aufsteiger als Aussteiger...
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