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Alt 10.01.2002, 11:19
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Zum selben Thema

Ähnlich ist die Lagebeurteilung einer Zeitung in Westdeutschland:

Lokalsport Krefeld/Niederrhein
Tischtennis: Neue Regel - mehr Kreuz als Segen
Von Frank Langen
Krefeld. Vor dem Start in die Rückrunde hörte sich die WZ in der Tischtennis-Szene um, wie die Regeländerung zu Saisonbeginn beim Zählen aufgenommen worden ist. Lesen Sie hier auch "Auf ein Wort: Falsche Fährte", ebenfalls von Frank Langen.

Scharfe Kritik am Weltverband ITTF hagelte es von vielen Tischtennisspielern, als bei der Weltmeisterschaft 2001 in Osaka bekannt wurde, dass in der schnellsten Ballsportart der Welt die Sätze nur noch bis elf statt 21 gespielt werden.

Mehr Spannung und Attraktivität versprach sich ITTF-Präsident Adham Sharara durch diese gravierende Änderung zudem mehr Popularität und eine Imageverbesserung bei den Medien.



Vor Beginn der Rückrunde am Wochenende hörte sich die WZ im Tischtenniskreis um, wie die Spieler in der Hinrunde damit zurechtgekommen sind. Bei einer Internetumfrage waren weit über 60 Prozent der Aktiven der Meinung, dass die alte Zählweise besser war.

Gleichwohl ist die Meinung an der Basis geteilter denn je. Während Spitzenspieler die Regeländerung begrüßen, steht insbesondere an der Basis und in unteren Spielklassen ein großer Teil der Spieler dem skeptisch bis ablehnend gegenüber.

Begründung: die Grundzüge seines ursprünglichen Charakters habe die Sportart eingebüßt und sei extrem hektisch geworden.



Nutzten insbesondere die Spieler der unteren Spielklassen bislang den ersten halben Satz um das Spiel des Gegners kennen zu lernen, so sind heute bei einem Best-of-Five Spiel der erste bis zweite Satz schnell verloren.

Der Rest der Begegnung ist oft nur noch Krampf, unabhängig vom Ausgang. Netzroller und Kantenbälle haben eine erschreckende Bedeutung erlangt. Der natürliche Rhythmuswechsel durch Auf- und Rückschlagspiele findet kaum mehr statt. Das Doppelspiel gleicht durch den ständigen Aufschlagwechsel eher einem Rundlauf.



"Beim Doppel ist die neue Regel ein totaler Fehlgriff. Durch das permanente hin- und herwechseln kommt kein Spielfluss auf", sagte Michael Hoffman (TTC Schiefbahn). Man könne sich nur sehr schlecht auf den Gegner einstellen, und irgendwie sei der Faktor "Glücksball" oder Zufall größer geworden. "Mir macht Doppelspielen nicht mehr soviel Spaß wie früher."



Super findet die neue Regel hingegen Thomas Ruschen (MTV Krefeld), "weil sie das Spiel spannender macht. Ich verstehe gar nicht, warum die anderen das nicht auch so sehen."



Jürgen Rudolph (Rhenania Königshof) meint hingegen drastisch: "Alles in allem kann man die Regeländerungen in die Tonne kloppen - mir persönlich macht Tischtennis in dieser Form keinen Spaß mehr."



Thomas Müller (Bayer Uerdingen) hat beobachtet: "Der Mensch ist nun ein Gewohnheitstier und steht Veränderungen immer erst einmal kritisch gegenüber. Aber bis jetzt spielen alle, die mir nach der Regeländerung gesagt haben, ich höre auf wenn das so bleibt, immer noch weiter und es macht Ihnen auch immer noch Spaß. Das Leben verändert sich stetig, warum nicht auch die Regeln im Tischtennis?"



Von einer anderen Sicht berichtet Hans Kremer (SSV Strümp): "Als Schiedsrichter bei Bundesligaeinsätzen musste ich bisher des öfteren die Spieler korrigieren. Größere Probleme bereitet diese Regel den älteren Spielern in der 2. und 3. Kreisklasse, denen die Umstellung ziemlich schwer fällt."



Auf ein Wort: Falsche Fährte

Popularitätsteigerung und Imagegewinn bei Medien - durch eine Regeländerung alleine ist dies weder zu erwarten noch zu erreichen. Tischtennis, von fast jedem einmal als Freizeitvergnügen betrieben, ist eine Randsportart in Deutschland.

Um das Medieninteresse an dieser Sportart wieder größer werden zu lassen, müssen Identifikationsfiguren her, wie Jörg Roßkopf und Steffen Fetzner, die vor 13 Jahren mit dem Weltmeistertitel im Doppel für einen wahren Boom sorgten.



Um so etwas wieder zu erreichen, muss der Sport insbesondere für die "kleinen" Spieler attraktiv gestaltet werden, um dem Nachwuchs Möglichkeit und Motivation zu geben, sich bis zur Spitze hoch zu kämpfen. Durch die Regeländerung wird jedoch vielen Spielern der Spaß genommen.



Eine Beibehaltung der 21-er Zählregel in den unteren Klassen und eine Einführung der 11-er Regel ab Bundesliga sowie auf internationaler Ebene wäre ein Schritt gewesen, der eine gute Basisarbeit und somit eine erfolgversprechende Nachwuchsförderung - ermöglicht hätte.
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