|
AW: Die Zukunft der Sportart Tischtennis
Meines Erachtens ist die größte Chance von Tischtennis, dass es im Prinzip jeder spielen kann, die Sportart bekannt und beliebt ist und die Zugangshürden (Equipment, Entfernung zur Sportstätte, Saisonabhängigkeit) relativ gering sind. Meines Erachtens wird auf diese Karte nach wie vor zu wenig gesetzt.
Ich denke, dass Vereine und Verbände eine flächendeckende Kooperation mit Schulen suchen sollten. Als Teil von Schulunterricht und als AG’s sollte Tischtennis insbesondere in die Grundschulen fest integriert werden. Schulen und Lehrer sind oft dankbar, wenn sie kostenlos ihr Programm erweitern können. Schulen bauen zZ massiv ihr Betreuungsangebot für den Nachmittag aus – warum nicht mit Tischtennis?!
Gerade im DDR-Sport wurde eine viel engere Bindung zwischen Schul- und Vereinssport gepflegt. Aus meiner Sicht ein besserer Ansatz als Timo Boll zu Stefan Raab oder zu "Was-bin-ich" zu schicken!
Auf die Kinder zugehen und nicht darauf warten, dass sie kommen, weil sie Timo Boll im Fernsehen gesehen haben - auf Schulen zugehen und Projekte, AG's, Turniere, ergänzenden Sportunterricht, Ferienspiele, usw. anbieten!
Ich behaupte, dass die Präsenz in den Medien schnell steigt, wenn eine breitere Masse an Kindern und Jugendlichen in den Vereinen gebunden werden können. Vielleicht sollten die Verbände eher über Trainer- und Trainingsförderung in den Vereinen nachdenken als darüber, im DSF Sendezeit zu kaufen, die Röcke zu kürzen oder die Bälle aufzupumpen.
Ich kann aus eigener Erfahrung als Vater und Spieler sagen, dass insbesondere ein in der Schule ausgelöstes Gruppenverhalten zum Erfolg führt. Ich habe schon ein paar Aktionen wie Minimeisterschaften, AG’s und Schulkooperationen erlebt, und so weit ich es beurteilen kann sind die Ergebnisse durchweg positiv.
Tischtennis ist als Mediensportart oberflächlich deutlich komplexer als etwa Fußball, Formel 1, Skisprung oder Biathlon. Daher ist meiner Meinung nach der Erfolg einer Fernsehstrategie eher fraglich. Ich persönlich gehe doch nicht zum Fußball, Handball oder Tischtennis, weil ich Cheerleader hüpfen oder eine Hymne beim Einlaufen hören will. Klar, ein geplantes „Event“ mit Rahmenprogramm trägt natürlich zu einer positiven Sportveranstaltung bei, aber letztlich besuche ich Sportveranstaltungen, weil ich zu dieser Sportart eine Beziehung habe und/oder wegen der Stimmung.
Aus meiner Sicht müssen daher zwei wesentliche Schritte angegangen werden: weitere wesentliche Engagements zum Ausbau der aktiven Tischtennisspieler (zB durch Kooperationen mit Schulen und Gemeinden) und Bindung der Jugend zum regionalen Spitzensport (zB durch Freikarten, vor Ort Demonstrationen, kostenlosen Schnupper-Trainerstunden der regionalen „Stars“, Abholservice mit einem Bus usw.)
Mit sportlichen Gruß,
Jochen Köhler
|