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Alt 20.02.2002, 13:29
Michael Frey Michael Frey ist offline
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Hallo Bernd, hi all

natürlich nehme ich gerne mal wieder zum Thema Stellung. Ich gebe Dir recht: Die Regionalliga selbst ist diese Runde sehr gut besetzt, sowohl was ausländische Akteure anbelangt, als auch was die deutschen Spieler angeht. Und ich habe auch den Eindruck, das wird von den Zuschauern in den Hallen auch honoriert.

Leider vergeht einem die Freude, wenn man am Montag die Zeitung aufschlägt und die Tabelle studiert.

Durch die verbandsseitigen Spielergebnisveröffentlichung werden die (guten) sportlichen Leistungen und Entscheidungen verzerrt.

(Man darf hier an dieser Stelle durchaus mal fragen, ob es für den Verband nicht das im Sinne der VERHÄLTNISMÄSSIGKEIT mildere Mittel gewesen wäre, die Spielergebnisse wie gespielt darzustellen und die betreffenden Vereine mit einem Sternchen und einer Anmerkung etwa: "Mannschaft XY hat gegen die geldtende Ausländerregelung verstoßen. Die Rechtmäßigkeit dieser Regelung wird derzeit gerichtlich überprüft."

Das wäre mE verhältnismäßiger gewesen.)

Zu Dauer und Stand des gerichtlichen Verfahrens:
Bislang befindet sich die Sache noch im Stadium des vorläufigen Rechtsschutzes. Das dem Erlass oder Nichterlass dieser einstweiligen Verfügungen Hauptsacheklagen folgen werden, darf nach den Äußerungen der Beteiligten als sicher gelten.

Die Strategie des Verbandes geht derzeit dahin, den Vereinen, welche die einstweilige Verfügung nicht erlangt haben, die Spiele mit 0:9 zu werten (siehe Eilenburg, Wehr), um diese Vereine zur Einreichung einer Hauptsacheklage zu zwingen. (Mir fehlt der aktuelle Stand betreffend Altshausen, ich denke aber, das hier der TTvWH die Spiele ab dem moment mit 0:9 werten lies, indem er gegen die EV Rechtsmittel eingelegt hat. Meines Erachtens rechtswidrigerweise, weil erst nach dem Urteil die aufschiebende Wirkung der EV erlischt.)

Auch diese Strategie hat ihr "Gschmäckle": Der Verband geht eine EV nach der anderen an, anstatt alle gleichzeitig (was angesichts des engen Zusammenhangs wohl zu einer Verbindung der Verfahren führen würde und damit zu einer Vereinheitlichung und Beschleunigung). Ziel ist, gegen den Verein, dessen Siegchancen in der Hauptsache am geringsten sind, zuerst in die Hauptsache zu gehen und mit einem evtl. stattgebenden Urteil dann Druck auf die verbleibenden Vereine zu machen. (Ich mutmaße, dass wir damit so ziemlich als letzte drankommen.) Das hat zwei Folgen: Zum einen werden die Planungsvoraussetzungen der am Ende der Reihe stehenden Vereine schlechter (worüber sich der Verband möglicherweise die Hände reibt) werden und zum anderen bekommt man natürlich Material für die übrigen Prozesse (und verleitet möglicherweise die Gerichte dazu bei den Gemeinsamkeiten die Unterschiede zu vernachlässigen). Letztlich kann man den schwarzen Peter dann den verbleibenden Vereinen zuschieben.

Gschmäckle hat die Sache deshalb, weil die "Alle-gleichzeitig-verklagen-Lösung" natürlich zu einer schnelleren und einheitlicheren Lösung führen würde. Man darf angesichts dieser Strategie allerdings daran zweifeln, ob dies verbandsseitig gewollt ist.

Zu den Lösungsvorschlägen:
Seitens der Vereine gab es schon mehrfach Vermittlungsversuche:

1. Noch vor der Saison wurde angeboten, einen Schlichter zu finden, der dann die Frage für die Betroffenen verbindlich (und schnell) entscheiden kann. Dieser Vorschlag wurde verbandsseitig abgelehnt.

2. Es gab mehrere Gesprächsangebot der klagenden Vereine an den Verband (Delegationsleiter für die Vereine wäre dann Thomas Bayer, Ligaausschussbeisitzer und Rechtsanwalt gewesen). Diese Gespräche wurden ohne "Themenkontakt" verbandsseitig abgewürgt.

3. Von seiten der Vereine (übrigens auch von mir schon im Forum)wurde folgender Kompromiss/Vergleichsvorschlag vorgeschlagen:

a) Je ein Aufsteiger aus der Gruppe der regelgerecht und regelwidrig spielenden Vereine, die dann gegen den jeweiligen Vertreter der anderen Staffel ein Entscheidungsspiel machen.

b) kein Absteiger (somit hat keiner durch diese Regelung einen Nachteil)

c) Freigabe der EU-Ausländer und EU-assoziierten Ausländer bis zu der auf die rechtskräftige Gerichtsentscheidung folgende Saison. Dann kann unter Berücksichtigung der in den Prozessen gewonnenen Erkenntnisse diese oder eine bessere Regelung verabschiedet werden.

Ergebnis wäre dann, letztlich 13er Ligen, was zwar zu Schwierigkeiten geführt hätte, aber in der RL oder tiefer machbar gewesen wäre und im Vergleich zu der unsicheren Situation auf jeden Fall das mildere Mittel gewesen wäre.

Dieser Kompromisvorschlag wurde auch im Verfahren Altshausen in der mündl. Verhandlung eingebracht. Der Vorschlag wurde verbandsseitig abgelehnt.

Ich bin der Meinung, dass angesichts dieser Sachlage folgende Frage gestellt werden muss:

Was unternimmt denn der Verband, um eine schnelle und sportliche Lösung herbeizuführen?

Ich meine: Nichts oder zu wenig. Aberdazu mögen die Verbandsverteter (mit offenem Visier) hier doch Stellung nehmen.

Soweit von mir (Adieu Mittagspause), ich hoffe, ich konnte einige Fragen beantworten (habe mich zumindest bemüht).

Michael

P.S.: unrühmliches Schlusswort:

unsere Jugendspieler (unter 16 Jahre!) wurden sinngemäß mehrfach von Verbandsoffiziellen angesprochen, warum sie denn bei der DJK blieben, wenn die doch eh alle Punkte abgezogen bekomme und damit absteige...

Da geht bei mir die Klappe runter!
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"Glut wird alles, was ich fasse,
Asche alles was ich lasse,
Flamme bin ich sicherlich"
(Nietzsche)
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