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Alt 15.03.2002, 11:16
charlies charlies ist offline
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Ein interessanter Artikel aud Baden Online

Die neue DTTB-Ausländerbestimmung löst seit Saisonbeginn ein Tischtennis-Wirrwarr aus


So unglaublich es auch klingen mag: Am Ende einer Saison wird ein Tabellenletzter zum Meister gekürt! Dieser ungewöhnliche Umstand kann im April Wirklichkeit werden, wenn die Tischtennis-Regionalliga Süd ihre Spielzeit beendet.Offenburg (mb). Der Grund für das Durcheinander ist die neue Ausländer-Spielordnung des Deutschen Tischtennisbundes (DTTB), die für sämtliche Ligen unter der 1. Bundesliga gilt. Sie wurde ins Leben gerufen, um »deutsche Spieler in den Vereinen zu schützen«. Laut diesem Statut darf nur noch ein Ausländer mit Nicht-EU-Status in einer TT-Mannschaft nominiert werden. Gegen diese DTTB-Bestimmungen reagierten viele Vereine mit einstweiligen Verfügungen vor Gericht. Das heißt: Auf gerichtlichem Weg erkämpften Clubs für ihre ausländischen Spieler (Aktive aus Nicht-EU-Ländern) das Spielrecht und setzten diese Akteure in Punktespielen ein, obwohl sie nach DTTB-Statuten nicht spielberechtigt gewesen wären. Dennoch wurden die gespielten TT-Partien von Verbandsseite aus mit 0:9 als verloren gewertet.Das aktuelle Beispiel der Liga ist der TTC Eilenburg. Dem sächsischen Regionalligisten wurden bislang alle Spiele wegen falscher Aufstellung (nicht berechtigter Spieler) für verloren erklärt. Eilenburg scheiterte mit seiner einstweiligen Verfügung vor dem Landgericht. Nun erhob das Tabellen-Schlusslicht Einspruch vor dem Oberlandesgericht Dresden, wo der Verein in dieser Woche Recht erhielt und auf Gerichtsweg nachträglich alle seine Saisonsiege zugesprochen bekam. Erkennt dies nun der süddeutsche Verband an, dann wird aus dem Schlusslicht der Tabellenführer und wahrscheinlich neue Meister.Die Südbadener vom TTC Wehr verstießen bislang auch gegen die neue Ausländer-Verordnung, erhielten stets 0:9-«Bestrafungen«. Der Hochrhein-Klub war gerichtlich gescheitert. Im Gegensatz dazu spielten Rosenheim und die DJK Offenburg II von Anfang an mit gerichtlicher Rückendeckung. Und Erdmannhausen war in der Vorrunde mit »falscher Besetzung« aufgelaufen, bietet aber mittlerweile aus Angst vor dem Abstieg nur noch heimische Akteure auf.Diesen schizophrenen Spielbetrieb dieser Liga »überwacht« der Regionalliga-Staffelleiter Bernd Kaltenbach aus Holzgerlingen, der zurzeit drei verschiedene Tabellen führt. »Welche meiner drei Tabellen am Saisonenende Gültigkeit hat, weiß ich nicht.«Und so erklärt der Liga-Leiter aus Württemberg seine Wertungen: »Meine erste Tabelle umfasst die tatsächlichen Spielergebnisse aller bisherigen Liga-Begegnungen. Tabelle zwei sind die 0:9-Wertungen für all jene Mannschaften, die mit ihren Aufstellungen gegen die DTTB-Bestimmungen verstoßen haben. In der dritten sind jene Vereine wieder mit positiver Punktewertung geführt, die mit einstweiligen Verfügungen vor Gericht durchgekommen sind«, sagt Kaltenbach. »Aber es stehen noch Hauptverhandlungen an, deshalb ist nichts entschieden.«Als »völlig unbefriedigend« bezeichnet auch der 2. Vorsitzende der DJK Offenburg, Thomas Heß, die gegenwärtige Situation. Für seine DJK-Reserve in der Regionalliga verbuchte der Anwalt per einstweiliger Verfügung vor Gericht einen Erfolg. »Das Schlimme ist, dass der DTTB an seinen Bestimmungen auch im nächsten Jahr festhalten will. Also ist ein Ende des Streits nicht Sicht. Selbst wenn in Verhandlungen Urteile ergehen, gibt es wiederum Einspruchsmöglichkeiten«, meint der DJK-Funktionär.In anderen TT-Ligen Deutschlands sind, laut Heß, die Auseinandersetzungen auf gerichtlichem Wege eher selten. »Viele Vereine im Norden oder Westen Deutschlands haben wegen den Bestimmungen auf Spieler beispielsweise aus Russland, Litauen oder Tschechien verzichtet, setzen statt dessen ausländische Spieler aus Holland, Belgien oder Dänemark, aus EU-Ländern, ein.« Da bleibt die Frage: Wird damit das eigentliche DTTB-Ziel, deutsche Spieler in den Vereinen zu schützen, erreicht? Wohl kaum!
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