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Alt 15.09.2006, 13:00
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Rieslingrübe Rieslingrübe ist offline
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Daumen hoch Stiga-Hölzer im Wandel der Zeit

Nachdem nicht nur hier bei TT-News sondern auch in anderen Internet-Foren, Spielerkreisen ja sogar auf der ein oder anderen Homepage selbsternannter Materialexperten sowie bei einigen ahnungslosen Herstellern u. Händlern in verschiedenen Analysen über Qualitätsunterschiede , Modellvielfalt und Erscheinungsdaten alter STIGA Hölzer oft hanebüchene Fehlinformationen verbreitet werden u. wurden, eröffne ich nun nach langem Zögern diesen Thread.

Einige der nachfolgenden Infos habe ich hier im Matrialforum an verschiedenen Stellen in den letzten Monaten schon zum besten gegeben - nicht zuletzt aus Enttäuschung u. als Antwort auf die vielen Halbwahrheiten u. Verwechslungen die sich dort häufig (weiter-) verbreiten.


Vorausschicken möchte ich noch , daß ich, was Qualität und Spieleigenschaften alter STIGA-Hölzer angeht, unmöglich objektiv sein kann. Durch den ständigen Dialog mit vielen Spielern, Sammlern und auch Mitarbeitern verschiedener TT-Firmen weltweit, seit Ende der siebziger Jahre bis heute, maße ich mir jedoch ein einigermassen fundiertes Urteil an.

Gesammelt habe ich selber nie, sondern war stets ´nur´ material- und testsüchtig: insbesondere in den wilden 80er Jahren habe ich deutschlandweit hunderte, ja tausende von älteren Spielern (meist Senioren zwischen 50 bis 80) überall (am Telefon, auf Turnieren, ja sogar beim Frisör..) bedrängt und belästigt und mit ihnen gemeinsam oder alleine dutzende von Kellern u. Dachböden auf der Suche nach den alten Schätzen durchforstet. Mit dem Ergebnis, dass mir nach und nach insgesamt weit über hundert alte Stiga-Hölzer in die Hände fielen: viele sehr gut erhalten, einige weniger gut und manche auch kaum noch als TT-Schläger zu erkennen...

Die ältesten davon waren Ehrlich- und Hagenauer- Modelle von Mitte/Ende der vierziger Jahre (Stiga gibt's seit 1938) : diese sind auch bei gutem Erhaltungszustand mehr für Sammler und weniger für Spieler interessant: oft riesengroß und schwer (110 Gramm und mehr) sowie aus einem eigentümlichen dunklen Furnier.

Ab Mitte der fünfziger Jahre wandelte sich dann die Holzqualität: erstmals wurde - anfänglich beim Ehrlich und Flisan, später (ab ca. 1958) auch bei den neu aufgelegten Larsson, Harangozo und Mellis Modellen - in der klassischen fünffachen Limba-Abachi Furnierkombination gefertigt. Allerdings bis Anfang/Mitte der sechziger Jahre häufig noch in einer stärkeren Dicke (5,6 bis 6,0 mm) als später. Diese Hölzer waren noch nicht ganz so gefühlvoll und häufig etwas härter (Gewicht oft 95 bis 105 Gramm).

In den frühen Sechzigern wurde das Flisan dann nicht mehr hergestellt. Ehrlich und Mellis gab's noch bis Ende des Jahrzehnts, allerdings änderten sich Größe und Proportionen der Schlagfläche sowie Dicke und Länge der Griffe.

Neben dem Flisan sind aus dieser klassischen Epoche die Harangozo und Larsson Modelle (ersteres mehr von Sammlern, die andern beiden von Sammlern u. Spielern) die seltensten und gesuchtesten: sie wurden in wesentlich kleineren Serien und nur einige Jahre lang aufgelegt, im Gegensatz zu Mellis und Ehrlich. Beide mit großer (etwas ´rechteckiger´) Schlagfläche: Harangozo mit geradem, weissem Griff und (zumeist ) gelbem Aufkleber; Larsson mit einem dünnen konischen Griff (aus rötlichem Mahagoni Holz) war quasi ein Vorläufer vom späteren Johansson.

Ab 1962/63 kamen dann auch die ersten Alser Modelle auf den Markt: in den ersten Jahren mit einem breiten u. sehr flachen Griff und einer grossen ´schaufelartig-eckigen´ Fläche. Auch die frühen Johanson Hölzer (1964/65) hatten - neben einem recht dünnen konischen Griff - solch eine eigentümlich eckige Schlagfläche. Interessant übrigens auch , daß bis ca. Anfang/Mitte 1966 die Farbe der Bilder auf dem Griff beim Alser blau u. beim Johansson rot war - danach genau umgekehrt.
Das Jahr 1966 markiert auch das Aufkommen des ´Three Crown Stickers` am Ende des Griffes , vorher war dort ein kleiner gelber Aufkleber (in Deutschland mit den Worten `STIGA, garantiert verzugsfrei) .

Ebenfalls ab 1966/1967 wurden dann die Griffschalen bei den meisten Stigahölzern mit zwei kleinen Nägeln versehen, die Formen geringfügig verkleinert (vom eckigen zum runden), die Griffe dicker und die Limba-Abachi Furnierkombination dünner (zwischen 5,3 bis 5,7 mm) ; die Hölzer fielen nun etwas leichter (90 bis 95 Gramm) und gefühlvoller - aber auch ein wenig bruchempfindlicher aus.

Anfang der Siebziger wurde dann die Mellis-Produktion ganz eingestellt und das Bengtsson-Modell (ebenfalls mit geradem Griff) kam auf den Markt.

Diese drei - Bengstsson, Alser und Johansson ( später noch das Stiga 2000 mit anatomischem Griff) - wurden dann noch bis 1974/1975 produziert, allerdings mit vielen Variationen was Griff-Stärke und -Länge, Größe u. Form der Schlagfläche sowie die Furnierdicke angeht. Daraus erklärt sich auch der häufig anzutreffende Gewichtsunterschied bei Stiga Hölzern dieser Dekade: zwischen 80 und knapp 100 Gramm je nach Serie...

Ab 1975/76 verschwanden dann die Nägel, die Griffschalen wurden meist etwas höher angesetzt und die Schlagflächen weiter verkleinert. Gleichzeitig stand oben ´Allround Wood´ drauf (es gab - mit anderer Furnierkombination - auch `Offensive Wood`und `Defensive Wood`) und auf der Seite des Griffes wurden Seriennummern eingestanzt.

Ende der Siebziger liefen dann die bunten Bilder auf den Griffen aus und die Plastik-Linsen hielten Einzug. Spätestens ab diesem Zeitpunkt nahm die Qualität der Furniere noch mehr ab; die Hölzer waren nicht mehr so gefühlvoll wie ihre Vorgänger, wenngleich den Jubiläumshölzern, die ab 1988 (zum 50-jährigen Firmenjubiläum) in den Handel kamen, immer noch deutlich überlegen.

Zu diesen Jubiläumshölzern lässt sich sagen, dass die Hölzer ab der C-Serie aufwärts - und nur diese kamen jemals offiziell in den Handel - entgegen der offiziellen Stiga-Werbung zu keiner Zeit auch nur annähernd in der Furnier- und Fertigungsqualität der legendären Hölzer aus den Sechzigern hergestellt wurden.

Ganz im Gegensatz zu den Jubiläumshölzern aus den Serien A und B : diese wurden seinerzeit nur in einer exklusiven Kleinserie aufgelegt und ausschliesslich an Stiga- Vertragsspieler verteilt. - Sie kamen einem alten Alser, Mellis, Larsson oder Johansson von 1966/1967/68 in ihren Spieleigenschaften schon deutlich näher....
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Alle Wege münden in schwarze Verwesung.... .. (Georg Trakl)

Geändert von Rieslingrübe (15.09.2006 um 13:34 Uhr)
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